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Die Hoffnung, das eine Brot zu brechen – Beginn der Gebetswoche für die Einheit der Christen in Kürten-Bechen

Die Kerze der Ökumene brannte auf dem Altar, als Monsignore Hans Hausdörfer und Pfarrer Gebhard von Grumbkow auf ihn zu schritten. Hausdörfer, pensionierter katholischer Geistlicher, hatte die Kerze 1994 als Erinnerung vom Regionalen Kirchentag in Altenberg mitnehmen dürfen und seither im Kürtener Ortsteil Bechen, wo er immer wieder priesterlich aktiv ist, bei allen ökumenischen Gottesdiensten entzündet. So erinnerten ihre Flamme und die rote Wachsaufschrift auch an diesem Abend des 17. Januar an die ökumenische Tradition im Rheinisch-Bergischen Kreis.

Konkreter Anlass für den gemeinschaftlichen Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Antonius war der Beginn der Gebetswoche für die Einheit der Christen.

Ökumenische Gebetswoche beginnt in Bechen früher als anderswo
Diese Gebetswoche, an der sich Christen aller Konfessionen weltweit beteiligen, findet alljährlich vom 18. bis 25. Januar oder von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten statt. In einer Art Pre-Opening, noch vor dem offiziellen Eröffnungsgottesdienst im Augsburger Dom am 20. Januar, beschäftigten sich die Bechener Christen also sehr früh mit dem diesjährigen Thema „Versöhnung und Gemeinschaft in Christus erfahren“, dem ein Bibeltext aus Matthäus (18, 1-5.12-22) zugrunde liegt. Erarbeitet wie seit 1968 üblich von einer gemeinsamen Kommission von Vertretern des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und des Ökumenischen Rates der Kirchen. Der Entwurf für die Themengestaltung kommt aus wechselnden Ländern – dieses Mal aus Irland.

Tätige Versöhnung statt Opferhaltung
Hans Hausdörfer wies gleich zu Anfang des Gottesdienstes darauf hin, „dass Versöhnung vom Kreuz Jesu Christi ausgeht“. Sein evangelischer Kollege von Grumbkow vertiefte in seiner Predigt diese Gewissheit und legte den Fokus auf Jesu' Verheißung „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!“ (Mt 18,20). „Wir haben es hier mit dem Heiligen Geist zu tun, und der kennt ja keine Konfession“, behielt der Bechener Pfarrer, dessen Pfarrbezirk mit der Versöhnungskirche zur Evangelischen Kirchengemeinde Delling gehört, die Ökumene im Auge. Indem er anschauliche Bezüge zum Alltag der Gläubigen schuf, erfüllte er das Evangelium mit Leben. Streiten und Meinungsverschiedenheiten gehörten zum Leben, seien an sich nichts Schlechtes, „aber entscheidend ist, wie man damit umgeht“. Jesu halte dazu an, zur Quelle der Störung zu gehen, um zunächst unter vier Augen das Problem zu besprechen, sei es nicht aus der Welt zu schaffen, seien Zeugen oder (noch später) Gemeinde hinzu zu ziehen. Es gehe um „tätige Versöhnung“ statt Opferhaltung. Beim Glauben sei es ähnlich, auch dort gehe es – anders als derzeit üblich – um Austausch. „Die wichtigste Basis der Gottesbeziehung ist der Austausch.“

Gemeinsam als Christen das Brot brechen
Dass die beiden Geistlichen diesen Austausch nicht nur auf die eigene Konfession, sondern auch ökumenisch begreifen, machten das Große Glaubensbekenntnis, das auch Orthodoxe mitsprechen können, und vor allem die Fürbitten deutlich. „Gib uns den Mut und die Fähigkeit, schwierige Themen, die uns noch trennen, anzugehen“, wünschten die Gemeindemitglieder. Sie hofften, dass die „geduldige Arbeit der Geistlichen und Theologen weiter fortschreiten und Früchte tragen“ möge und dass die Konfessionen „gemeinsam als Christen“ ihre Einheit sichtbar machten. „Erste Schritte sind gegangen worden auf dem Weg zu einer eucharistischen Gemeinschaft“, hieß es und daran schloss sich die Bitte an: „Die Hoffnung, gemeinsam das eine Brot zu brechen und aus dem einen Kelch zu trinken, erfülle uns.“

Schade: Viel zu wenig Menschen im Gottesdienst
Leider hörten diese Sätze kaum zwei Dutzend Gläubige, durchweg im Rentenalter. Ob der morgendliche Gottesdienst zum Patronatsfest der Kirche St. Antonius oder die 19-Uhr-Zeit die Reihen so licht hatte bleiben lassen, vermochten die beiden Theologen nicht zu sagen. Sie, beide seit 1995 in Bechen tätig, pflegen den evangelisch-katholischen Dialog jedenfalls seit ihrem Kennenlernen. Zweimal im Jahr feiern sie im Ort einen Ökumenischen Gottesdienst: zur Gebetswoche in St. Antonius und an Buß- und Bettag in der Versöhnungskirche.

Spontaner Wunsch: ökumenischer Gottesdienst im Sommer
„Wenn man sich austauschen will“, knüpfte Hans Hausdörfer nach dem Gottesdienst an die Worte des Kollegen an, „muss man sich auch treffen.“ Und während er seine Ökumene-Kerze wieder sorgsam in seiner Aktentasche verstaute, kam ihm spontan die Idee, vielleicht noch einen dritten Ökumenischen Gottesdienst im Sommer anzubieten, damit die Zeit bis Buß- und Bettag nicht so lang wird. Womöglich ein Gottesdienst im Freien? Eine ältere Dame jubelte spontan: „Das wäre schön!“

Text: Ute Glaser
Foto(s): Ute Glaser