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Workshopleiterinnen bzw. Organisatorinnen des 26. Frauentags Köln-Süd: (v.l.n.r. (hinten)) Alexandra Geißler-Wölfle, Almuth Koch-Torjuul, Susanne Gries, Rose Schreiber und Inge Herrig sowie (v.l.n.r. (vorne)) Barbara Bannasch, Andrea Döhrer, Kristin Beringhoff und Astrid Meis

„Die Hälfte des Himmels tragen die Frauen.“

Getragen wird „im Herzen“, „mit Fassung“ oder „auf Händen“. Entscheidungen müssen getragen und einiges muss auch er-tragen werden. Um die Frage „Was mich trägt“ für sich zu beantworten, kamen am vergangenen Samstag über 100 Teilnehmerinnen für den 26. Frauentag des Kirchenkreises Köln-Süd nach Michaelshoven. Der letzte Samstag im Januar bietet Frauen – kirchenkreisübergreifend – jedes Jahr die Möglichkeit, sich aus ihrem Alltag rauszuziehen, Luft zu holen, an Workshops teilzunehmen, Gottesdienst zu feiern und Impulse mitzunehmen.

„Die Frage, wen ich trage und was mich im Innersten hält und trägt, hat viele Dimensionen“, eröffnete Kristin Beringhoff, Mitarbeiterin des Kirchenkreisbüros, den Tag in den Räumen der Diakonie Michaelshoven. Gemeinsam mit anderen Teammitgliedern erinnerte sie an eine lange Reihe von Frauen, die für ihre Rechte gekämpft haben und schloss mit dem Zitat: „Die Hälfte des Himmels tragen die Frauen.“ In ihre Workshops starteten die Teilnehmerinnen dann im Anschluss an pantomimische Bühnenszenen von Kirchenmusikerin Barbara Bannasch mit Eindrücken des „Tragens“. Die acht Arbeitsgruppen aus den Bereichen Physio-, Gestalt- und Tanztherapie, Theologie, Musik und Psychologie waren ausgebucht und die Teilnehmerinnen begeistert. Das freute vor allem Pfarrerin Almuth Koch-Torjuul. Sie koordiniert die Veranstaltung seit Jahren gemeinsam mit dem Kirchenkreisbüro. „Viele Frauen lassen sich sehr auf die Themen ein und nehmen wichtige Impulse und Lebenshilfe für sich mit“, schilderte sie ihre Erfahrungen. „Eine Teilnehmerin erzählte mir ganz nebenbei, sie habe vor einem Jahr in einem Workshop Klarheit über eine berufliche Weichenstellung gewonnen – und inzwischen ihre Entscheidung erfolgreich umgesetzt.“

Zum ersten Mal im Rahmen des Frauentages wurde dieses Mal ein Skulpturen-Workshop angeboten, der sich ganz plastisch mit tragfähigen Fundamenten befasste. Bildhauerin Rose Schreiber, die sonst selbst nur an zentimetergroßen Figuren arbeitet, bot ihren Kursteilnehmerinnen verschiedene Materialien, Klebstoffe und unbedingten künstlerischen Freiraum. Sie ermutigte sie, so lange ihre Ideen auf Herz und Nieren zu testen und zu variieren, bis für ihre Skulpturen die gewünschten, stabilen Formen gefunden waren. Diese Formen sollen als Konzept auf alle Lebensbereiche übertragbar sein. Das Grundlagenwissen dafür konnten sie aus selbstgewonnener „Sockelerfahrung“ mitnehmen: Bevor mit der künstlerischen Feinarbeit begonnen werden durfte, hatten alle Teilnehmerinnen die Aufgabe, auf mehr oder weniger wackeligen Podesten und Untergründen praktische Erfahrungen zu Balance, Perspektivenwechsel und Standfestigkeit zu sammeln.

„Nichts hat gefehlt, nur noch mehr Zeit“, fasste eine der Teilnehmenden ihre Tageseindrücke prägnant zusammen. Almuth Koch-Torjuul ergänzte: „Ich denke, die Teilnehmerinnen genießen den Frauentag einfach. Sie schätzen, wie reichhaltig und liebevoll er vorbereitet ist: Das hohe fachliche Niveau der Angebote, die Gemeinschaft, die Begegnungen, am Büchertisch der Buchhandlung Roemke zu stöbern und die Gastfreundschaft der Diakonie. Frauentag ist ein großes Teamwork und meistens geht es wunderbar Hand in Hand.“ Im Team wird auch über die Themen der kommenden Jahre entschieden. „Wir selbst sind die Referenzgruppe“, erklärt Almuth Koch-Torjuul die Entscheidungsfindung. „Wir schauen, was in der Luft liegt.“

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Die Initiative zum Frauentag geht auf Pfarrerin Hannelore Häusler zurück, erste Superintendentin der EKiR. Anfangs bestand das Planungsteam überwiegend aus Pfarrerinnen des Kirchenkreises und Hauptamtlichen aus Dienststellen des Verbandes. Inzwischen bringen sich unterschiedliche Berufsgruppen gemeinsam mit Pfarrerinnen und Mitarbeiterinnen des Kirchenkreisbüros ehrenamtlich ein.

Text: Claudia Keller
Foto(s): Claudia Keller