Die erste Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Thema Armut wurde in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, und der Vorsitzende der Kammer für Soziale Ordnung der EKD, Professor Gert G. Wagner haben in die Denkschrift eingeführt. „Armut in einem reichen Land ist mehr als nur eine Herausforderung, sie ist ein Skandal,“ sagte Huber vor Journalisten.
Befähigung zu Eigenverantwortung und Solidarität
Denkschriften haben in der EKD eine besondere Tradition. In ihnen äußert sich der Rat der EKD theologisch begründet und mit hoher Sachkompetenz zu gesellschaftlich herausragenden Themen. Zu den bekanntesten Denkschriften der EKD gehört die Anfang der 60er Jahre erschienen Ostdenkschrift, mit der die neue Ostpolitik Ende der 60er Jahre begründet wurde. Bekannt geworden ist auch die 1985 erschienene Demokratiedenkschrift, die das Verhältnis zwischen der evangelischen Kirche und einem demokratisch verfassten bundesdeutschen Staat definierte. Zu breiten Diskussionen führte das 1997 gemeinsam mit der katholischen Kirche veröffentliche Sozialwort. Die im Jahr 2002 nach langer Diskussion veröffentliche Denkschrift „Räume der Begegnung“ definierte das Verhältnis zwischen Protestantismus und Kultur neu. An diese vielfältigen Traditionen, von denen damit nur einzelne Beispiele genannt sind, möchte auch „Gerechte Teilhabe. Befähigung zu Eigenverantwortung und Solidarität. Eine Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Armut in Deutschland“ anknüpfen. Mit der Denkschrift sollen sowohl Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen, als auch die bundesdeutsche Gesellschaft zum nachdenken und diskutieren aufgefordert werden.
Ansteigen versteckter Formen von Armut
Die evangelische Kirche nehme auf vielfältige Weise Anteil an dem Schicksal einer wachsenden Anzahl von Menschen, die unter materieller Not leiden, erläuterte Wolfgang Huber bei der Vorstellung der Denkschrift. Gleichzeitig registriere die Kirche mit Besorgnis das Ansteigen versteckter Formen von Armut, die ein weiteres „Armutsrisiko“ produzierten. In der Denkschrift werde betont, „dass Armut weit mehr als ein Mangel an Einkommen ist,“ zeigte Professor Gert G. Wagner. Unfreiwillige Armut sei ein Symptom für unzureichende Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in vielen Dimensionen.
Bezugsmöglichkeit
„Gerechte Teilhabe. Befähigung zu Eigenverantwortung und Solidarität. Eine Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Armut in Deutschland“ ist erschienen im Gütersloher Verlagshaus (ISBN-13: 978-3-579-02385-4) und zum Preis von 4,95 Euro im Buchhandel erhältlich.
Weitere Informationen zur „Armutsdenkschrift“ der EKD
Foto(s): EKD