Da steht seit neuestem ein Monitor im Treppenhaus von Jugendpfarramt und Melanchthon-Akademie, da flimmert es vor der Evangelischen Bibliothek…. Wahrscheinlich haben Sie sich auch schon gefragt: Was ist das?

Eine Bibliothek hat – sprichwörtlich – Bücher am laufenden Meter. Die evangelische Bibliothek Köln hat zudem zahlreiche historisch wertvolle sowie moderne Bibelausgaben. Im Jahr der Bibel aber gibt es in der Evangelischen Bibliothek noch etwas Neues: die Bibel im Fluss: Der Text der Lutherbibel fließt hier – ohne jedes störende „Beiwerk“ wie Verszählungen oder Buch-Titel von Anfang bis Ende über einen Monitor.

„Da findet man doch gar nichts“, sagen einige. Vielleicht kein schlechter Ausgangspunkt. Denn wozu steht man hier, unmittelbar vor dem Eingang einer Bibliothek? „Wo steht denn das?“ fragen andere. Auch nicht schlecht – vielleicht ein Grund, mal wieder eine Bibel in die Hand zu nehmen. Wer weder das eine noch das andere möchte, hat vielleicht immerhin einen Bibelvers im Hinterkopf, im Vorbeigehen gelesen, der ihn durch den Tag begleitet. Und macht sich eigene Gedanken dazu. Denn: Natürlich will das Projekt „Bibel im Fluss“ weder das „Buch der Bücher“ mit elektronischen Mitteln ersetzen, noch soll das Bibellesen überflüssig werden. Es ist einfach eine Ergänzung – mal nicht auf traditionellem Papier.

Entwicklungszeit: Rund 50 Stunden Arbeit
Entwickelt hat dies Christoph Hoffmann, von 2001 bis 2002 Zivildienstleistender im Bezirk Sinnersdorf der Gemeinde Pulheim. Rund 50 Stunden hat er gebraucht, die Bibel in diese ungewöhnliche Form zu bringen – es ist dies eine ganz einzigartige Software, die die Pressestelle des Stadtkirchenverbandes übrigens Gemeinden auch auf CD kostenlos anbietet.

Viele Assoziationen sind möglich
Auch im Treppenhaus der Melanchthon-Akademie und des Jugendpfarramts im Kartäuserwall 24b fließt der“elektronische Fluss“: Einer jüdischen Legende zufolge soll es einmal einen Fluss gegeben haben, der „war so fromm, dass er am Sabath das Fließen einstellte. Ich bin sicher, wenn der Rhein das täte, würde das Rheinland fromm“, sagte der Leiter der Melanchthon-Akademie, Pfarrer Marten Marquardt, als er zusammen mit Werner Völker (Jugendpfarramt) den „Stapellauf“ der Bibel im Fluss startete. Beide Installationen sind noch bis Ende des Jahres zu sehen, sowohl vor der Bibliothek wie im Treppenhaus der Akademie liegen die „Logbücher“ aus, in denen sich all jene auch schriftlich mit dem Gesehenen auseinandersetzen können, denen bloßes Betrachten zu wenig ist.

Das Original: An der Sinnersdorfer Friedenskirche das ganze Jahr lang
Das „Original“ der Installation ist im Haupteingang der Sinnersdorfer Friedenskirche zu sehen, ebenfalls noch bis Ende des Jahres. Begleitet wird die Sinnersdorfer „Bibel im Fluss“ von zahlreichen Veranstaltungen, in der Kirche wie vor der Kirche. Denn dies ist ein weiteres Anliegen des Sinnersdorfer Pfarrers Dr. Martin Bock (auf unserm Foto neben Frau Dr. Isolde Dumke, vor der Evangelischen Bibliothek), der die Idee zur Entwicklung der Software hatte: Er möchte „den Text der Bibel aus dem Kirchraum hinaus tragen“ – auf die Straße, in Treppenhäuser, auf Flure oder vor verschlossene Türen. So können neue „Flussbetten“ für den altbekannt geglaubten Fluss des Bibeltextes entstehen, wie ja die Thorarolle auch immer fortlaufend gelesen wird, um dann, am Ende des Textes, mit einem feierlichen Akt zum Fest Simchat, wieder an den Anfang zurück gerollt zu werden.

Und dann beginnt alles von vorne.

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