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Die Begegnungsstätte „Vringstreff“ erhält das Geld aus der Diakoniespende 2014/2015

Als einen ganz besonderen Ort beschreibt ein Besucher im Internet den „Vringstreff“. Er schaue dort gern mittags vorbei – des ausgezeichneten Essens wegen. Er lobt den Treffpunkt, weil hier „Menschen wirklich verschiedener gesellschaftlicher Schichten“ zusammenfänden, weil die Mitarbeiter „alle sehr tolerant und freundlich“ seien und „der Stressfaktor so niedrig ist wie die Preise“. Dann schließt er mit den offensichtlich tief empfundenen Worten: „Ich selber bin dort gern nicht nur Gast, sondern finde dort auch Schutz vor der brutalen Realität, die mich in den Augen der Gesellschaft als Penner dastehen lässt …“, und dem Appell: „Klasse Verein – macht weiter und gebt nie auf…“

Jede Spende wird verdoppelt
Damit der Vringstreff e.V. mit seiner überaus sinnvollen Arbeit weitermachen kann, erhält er in diesem Jahr die Diakoniespende des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. So hat es die Verbandsvertretung im Herbst 2013 beschlossen. Von August 2014 bis Juli 2015 gehen die Spendengelder an die Begegnungsstätte im Severinsviertel. Und das Besondere an der Aktion mit dem Motto „Weichen stellen“: Jeder gespendete Cent, jeder Euro wird durch den Kirchenverband verdoppelt!

Seit 1996 fest im Veedel verwurzelt
„Klasse Verein – macht weiter gebt nie auf“. Ein frommer Wunsch und einer, der auf große Zustimmung stößt bei all jenen, die die Räume im Herzen der Südstadt einmal besucht haben. Doch für einen gemeinnützigen Verein wie den „Vringstreff“, der eine Begegnungsstätte mit Beratungsangebot für Menschen betreibt, die am Rande der Gesellschaft leben, ist es in Zeiten knapper öffentlicher Kassen nicht mehr selbstverständlich, auch nur seine erfolgreichsten Angebote aufrecht zu erhalten. Selbst dann nicht, wenn er fest im Veedel verwurzelt ist. Der „Vringstreff e. V.“ wurde 1996 als gemeinsame Initiative der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden „rund um den Chlodwigplatz“, der Bürger-Initiative Südliche Altstadt (BISA), der Evangelischen Studierendengemeinde und des „Johannesbundes e.V.“ gegründet.

„Niemand ist hier fehl am Platz“
Seither kommen hier Menschen zusammen, die keine Wohnung oder nur eine Notunterkunft haben, die sozial isoliert sind, unter psychischen Problemen oder einer Sucht leiden. Aber auch Anwohner oder Berufstätige, die in der Südstadt arbeiten, schauen in den Räumlichkeiten mit der Adresse „Im Ferkulum 42“ vorbei, die weder äußerlich noch von der Innenausstattung her an eine Einrichtung für Obdachlose erinnern. „Niemand ist hier fehl am Platz“, sagt unser Gewährsmann im Internet.

Liebevoll zubereitete Speisen beim Mittagstisch
Das wird besonders augenfällig bei der großen Attraktion des „Vringstreffs“, dem Mittagstisch. Von Montag bis Donnerstag werden täglich wechselnde vegetarische und nicht-vegetarische Gerichte angeboten, dazu gibt’s Suppen, Salate und Desserts. „Rheinischen Sauerbraten mit Sauce, Apfelmus und Kartoffelknödel“ findet man ebenso auf der Speisekarte wie „Florentiner Spinatsuppe mit Baguette“ und „Kirschquarkspeise mit Schokostückchen“. Denn Küchenchef Uwe Mai bereitet grundsätzlich nur Gerichte zu, die ihm selbst schmecken.

Die 70 Sitzplätze sind beim Mittagstisch stets besetzt, täglich werden bis zu 120 Mahlzeiten ausgegeben.

Beratung, Begleitung und Vermittlung
Nicht zuletzt ist der Mittagstisch im „Vringstreff“ aber ein „Einfallstor“ zur weitergehenden Beratung, wie Geschäftsführerin Jutta Eggeling betont. Denn bei „Tür- und Angelgesprächen“ zwischen Besuchern und Mitarbeitenden werden häufig Themen wie drohende Wohnungslosigkeit, Probleme beim Bezug von Sozialhilfe oder Wohngeld, Sucht oder Schuldenlast angeschnitten. Dann werden kurzfristig Beratungstermine mit den Fachleuten des Sozialteams des „Vringstreffs“ angesetzt, wenn nötig wird Begleitung bei Behördengängen vereinbart, und bei komplexeren Sachlagen werden die Gäste an spezialisierte Beratungsstellen weitervermittelt.

Problem ist die Kostendeckung
Der Erfolg gibt dem „Vringstreff“ Recht. Die 70 Sitzplätze sind beim Mittagstisch stets besetzt, zum Teil müssen die Besucherinnen und Besucher „in Schichten“ essen, täglich werden bis zu 120 Mahlzeiten ausgegeben. Dennoch ist die Kostendeckung ein Problem. Ein Normalverdiener zahlt 5 Euro für ein Hauptgericht, aber diese Personengruppe macht nur etwa 20 Prozent der Gäste beim Mittagstisch aus. Alle anderen zahlen den ermäßigten Preis von 2,20 Euro: „Das deckt gerade mal die Kosten für den Einkauf der Lebensmittel“, so Eggeling, „aber dann kommen die Personalkosten für Koch und Beikoch hinzu.“

Erleichterung über die Diakoniespende
Deren Bezahlung macht teilweise eine Kofinanzierung verschiedener öffentlicher Stellen möglich. Aber weil die Zuweisungen in den vergangenen Jahren gestrichen beziehungsweise reduziert wurden oder trotz Tariferhöhungen – und somit gestiegenen Personalkosten – auf dem gleichen Niveau blieben, steht man beim „Vringstreff“ mittlerweile vor ernsthaften Schwierigkeiten. Die eingehenden Spenden und Einnahmen aus Kollekten reichen nicht aus. So ist die Diakoniespende 2014/2015 ein großer Segen für Mitarbeitende und Besucher, und Jutta Eggeling muss nicht lange über die Verwendung der zusätzlichen Mittel nachdenken: „Damit werden wir unseren Mittagstisch weiter betreiben können“, sagt sie erleichtert.

Gutes Essen als eine „echte Respektbezeugung“
„Ich stelle mir vor, dass diese Mahlzeiten für die Besucherinnen und Besucher seltene, wertvolle Momente echter Respektbezeugung sind: Ein unausgesprochenes Eingeständnis, dass nicht jeder die oft brutalen Anforderungen unserer Leistungsgesellschaft erfüllen muss, um menschenwürdig behandelt zu werden bzw. schmackhaftes und vitaminreiches Essen genießen zu dürfen“, sagt Stadtsuperintendent Rolf Domning und appelliert an die Spendenbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger in Köln und der Region. „Solche Angebote muss sich ein Gemeinwesen wie das unsere, das mit materiellen Gütern so überreich beschenkt ist, leisten können, meine ich“, so Domning. Vor allem, wenn hinzukomme, dass das gute Essen eine Geste der Wertschätzung sei für die vielen meist unsicheren, oft auch misstrauischen Gäste und sie so in Kontakt mit anderen bringe.

Drei prominente Fürsprecher: Baum, Ulonska, Stankowski
„Im 'Vringstreff' lernt man, was Teilen heißt“, erklärt der Historiker Martin Stankowksi, der sich ebenfalls für die Begegnungsstätte einsetzt und zu Spenden aufruft. „Gesellschaftliche Teilhabe wieder herzustellen“ sei das Ziel des „Vringstreffs“, betont Gerhart Baum, Bundesinnenminister a. D. Er und seine Frau Renate engagieren sich seit vielen Jahren für und im „Vringstreff“. Auch Klaus Ulonska, Präsident von Fortuna Köln, schätzt die Arbeit des Treffs und betont: „Ohne den 'Vringstreff' wäre Köln ärmer! Wenn es diese Begegnungsstätte nicht gäbe, müsste man den 'Vringstreff' sofort erfinden.“

Spenden ab sofort möglich!
Die Diakoniespende kann von der Lohn- und Einkommensteuer abgesetzt werden. Einzahlungen für den „Vringstreff“ werden auf das Konto des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region erbeten: Stichwort: „Vringstreff“. SEPA-Bankverbindung:
IBAN DE10 3705 0299 0000 0044 04 • BIC COKSDE33XXX

Text: Hans-Willi Hermans/knap
Foto(s): Stefan Rahmann