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Die Aktion „Den Mantel teilen“ setzte ein deutliches Zeichen

Die Idee, einen alternativen Martinszug am Roncalliplatz zu organisieren, hatten die Initiatoren der Aktion „Den Mantel teilen“ bereits im letzten Jahr. Schließlich bezieht sich der Martinszug auf die Legende des Soldaten Martin von Tours, der in einem harten Winter vor mehr als 1600 Jahren als 17-jähriger seinen Mantel als seinen letzten Besitz mit einem Bedürftigen teilte.

In diesem Jahr wurde die Aktion wiederholt. „Wir wollen die Kölner aufrufen, gemeinsam zu teilen, und zu überlegen, was wir geben können. Wir wollen nach Wohnungen Ausschau halten, wir brauchen Ärzte und Zahnärzte, die in die Flüchtlingsunterkünfte gehen und dort den Menschen helfen“, appellierte Hans Mörtter, Pfarrer der Lutherkirche und einer der Initiatoren, an die Menschen auf dem Roncalliplatz. „Wir freuen uns auch sehr, dass die Oper Köln die Veranstaltung mit eröffnet, dies setzt ein Zeichen. Ein Zeichen, dass wir alle Verantwortung übernehmen müssen“, so Mörtter weiter.

Lob für die vielen Initiativen
Mit leuchtenden Laternen, Schildern und Transparenten forderten die Demonstranten dazu auf, sich mit der Situation der Flüchtlinge auseinanderzusetzen. Oberbürgermeister Jürgen Roters sah sich einigen Buhrufen ausgesetzt, als er erklärte, dass es in Köln schwierig sei, Wohnraum zu finden. „Die steigende Zahl von Flüchtlingen stellt die Stadt vor enorme Herausforderungen, dabei müssen wir auch zu unkonventionellen Mitteln greifen“, so Roters. Er lobte allerdings die vielen Initiativen, die sich bereits gegründet hätten, und bedankte sich ausdrücklich bei den Organisatoren der Aktion. „Wir Kölner haben ein großes Herz“, so Roters. Wolfgang Schmitz, der die Veranstaltung moderierte, hielt abschließend fest, dass man Roters wohl an seinen Worten messen werde, und dass man beobachten wolle, was die „Politik im Einzelnen“ für die Flüchtlinge umsetzen werde.

Viele Menschen hörten der Kundgebung "Den Mantel teilen" interessiert zu.
Kleiner Anteil weltweiter Flüchtlinge
Die Veranstalter, unter anderem Geschäftsführer Claus-Ulrich Prölß vom Kölner Flüchtlingsrat, betonten, dass man sich klar machen müsse, wie klein der Anteil der weltweiten Flüchtlinge sei, der in Köln untergebracht werden müsse. „Es müssten mehr sein, denen wir Schutz gewähren, und wir müssen sie menschenwürdig unterbringen“, forderte Prölß. Er kritisierte die „unbedachte Planung der Stadt“ und dass vereinbarte Standards nicht eingehalten würden. Es fehlten abgeschlossene Wohneinheiten, die Unterbringung in Hallen sei menschenunwürdig und es fehle auch der politische Wille, vorhandene Grundstücke zur Verfügung zu stellen, bemängelte Prölß. Seine Rede wurde von den etwa 600 anwesenden Demonstranten mit starkem Beifall quittiert.

„Einen Teil unseres Wohlstandes teilen“
Angesichts der weiter steigenden Flüchtlingszahlen rief Prölß dazu auf, einen Masterplan zu erstellen und bedankte sich abschließend bei den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die die Kundgebung ermöglicht hatten. Auch Hannelore Bartscherer vom Katholikenausschuss in der Stadt Köln war gekommen und wies – wie ihre Vorredner – darauf hin, dass niemand freiwillig und ohne Todesangst die Strapazen einer Flucht auf sich nehmen würde. „Wir sind als Menschen gefragt, einen Teil unseres Wohlstandes zu teilen und für menschenwürdige Lebensbedingungen zu sorgen“, so der Tenor vieler Redner.

Die Höhner als Überraschungsgäste
Die Kundgebung wurde umrahmt von einem abwechslungsreichen Kulturprogramm: Khater Dawa, Ghandi Mukli, Gerd Köster, Wilfried Schmickler, die Brings und als Überraschungsgäste die Höhner sorgten für die entsprechende Aufmerksamkeit für die Situation der Flüchtlinge.

Der evangelische Pfarrer Hans Mörtter setzt sich schon seit vielen Jahre für eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen ein.
Lokale Aktivitäten weiter fördern
Mit der Veranstaltung sollte „ein deutliches Zeichen der Gastfreundschaft“ gesetzt werden, hieß es in dem Aufruf zur Aktion „Den Mantel teilen“. Konkret wurde die Förderung von lokalen Aktivitäten der Kölner Willkommensinitiativen und Freiwilligenprojekte genannt. „Jeder kann und sollte etwas geben. Wir brauchen Freiwillige, wir brauchen Menschen, die etwas spenden können, und wir brauchen auch Ideen“, so Mörtter. Neben Mörtter und Prölß gehörten Rolf Emmerich, Andrea Asch, Bündnis 90/Die Grünen Köln, und der Verein „Arsch Huh“ zu den Initiatoren. Zu den Mitzeichnern gehörte auch der Evangelische Kirchenverband Köln und Region.

Wer sich engagieren möchte, kann sich unter www.koelner-fluechtlingsrat.de informieren.

Text: Judith Tausendfreund
Foto(s): Judith Tausendfreund