Ab Oktober 2024 bis zum September 2025 ist der seit mehr als 25 Jahren im Severinsviertel beheimatete Vringstreff Empfänger der Diakoniespende des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Ein Spendenaufkommen bis zu 100.000 Euro wird durch den Kirchenverband verdoppelt. Genutzt werden soll die Spende für Renovierungsmaßnahmen, außerdem dafür, Lebensmittel und die Mitarbeitenden zu finanzieren.
Heiner Strang ist seit dem Sommer Geschäftsführer dieses Ortes der Begegnung. Er bietet zudem regelmäßig im Vringstreff eine Sozialberatung in Sachen Schulden an. Er spricht im Interview über die Bedeutung einer einfühlsamen Sozialberatung, die Menschen in finanziellen Notlagen unterstützt, ihre Ängste abbaut und konkrete Wege aus der Schuldenkrise aufzeigt:
Seit wann kennen Sie den Vringstreff?
Heiner Strang: 2017 war ich eines Tages auf der Suche nach einem trockenen Platz, um zu arbeiten. Ich saß also einen halben Tag mit meinem Laptop im Vringstreff an einem Tisch in der Ecke, dachte zum Schluss ,was für ein cooler Laden‘ und war beeindruckt davon, wie sich hier ein Querschnitt der Gesellschaft auf Augenhöhe und mit viel Respekt begegnete. Anschließend habe ich mich über den Vringstreff informiert und bin mit anderen Leuten wegen der guten Atmosphäre immer wieder gekommen. Mittlerweile bin ich hier Geschäftsführer und komme jeden Morgen mit dem guten Gefühl zur Arbeit, einen sinnvollen Job zu machen.
Seit wann beraten Sie Menschen in Sachen Schulden?
Heiner Strang: Ab 2019 war ich als Schuldnerberater im Diakonischen Werk tätig und habe dort, ab 2021, für den Vringstreff Teilnehmende des Housing-First-Köln-Programms beraten. So intensivierte sich der Kontakt zum Vringstreff.
Was umfasst eine Sozialberatung in Sachen Schulden?
Heiner Strang: Das erste und wichtigste ist erst einmal, den betroffenen Menschen die Angst zu nehmen. Ich unterstütze dabei, Briefe und Mahnungen zu verstehen und ordne die Schreiben ein. Ich erkläre also, ob etwas und gegebenenfalls was passieren wird. Oft gibt es diffuse Ängste, zum Beispiel vor Inkassounternehmen oder dem Gerichtsvollzieher, die nicht sein müssen. Durch die Übersetzung des Amtsdeutsch in klare Sprache kommt in der Regel schon viel Ruhe in die Beratung. Ich gebe eine Ersteinschätzung, ob noch Zeit zum Reagieren ist oder etwas jetzt schnell erledigt werden muss sowie Impulse, wie die Probleme gelöst werden könnten. Enorm wichtig ist es dabei, auf die Wünsche der Menschen zu hören. Es gibt Menschen, die durch eine Privatinsolvenz aus der Situation herausfinden möchten und andere, die in kleinen Raten finanzielle Schulden abtragen, um sich besser zu fühlen. Wer in die Privatinsolvenz gehen möchte, den empfehle ich entsprechend an die anerkannte Schuldenberatungsstelle im Diakonischen Werk weiter.
Helfen Sie auch ganz praktisch?
Heiner Strang: Ja, ich unterstütze dabei, Antwortschreiben zu verfassen, greife auch schon mal zum Telefonhörer. Wenn der betroffene Mensch erkennt, dass sich manches schon durch ein Telefonat klären lässt, ist das auch ein Stück weit Hilfe, zur Selbstwirksamkeit zurückzufinden. Ich begleite bei der Problemlösung, rechne Budgets durch und helfe, die Ausgaben an die finanziellen Mittel anzupassen. Oft fehlt es auch an Wissen, welche Sozialleistungen den Menschen zustehen könnten. Da kann ich helfen.
Was muss ich tun, um einen Termin in der Beratung zu bekommen?
Heiner Strang: Das geht ganz niederschwellig. Wir veröffentlichen die monatlichen Termine auf der Website, in den sozialen Medien und hier vor Ort über einen Aushang. Wer einen Termin möchte, kann sich persönlich, telefonisch oder per E-Mail anmelden. Das geht auch anonym. Selbstverständlich ist natürlich ebenso, dass von den Gesprächen nichts nach außen dringt. Termine können relativ kurzfristig vergeben werden. Die Beratung ist kostenlos.
Wird die Sprechstunde gut genutzt?
Heiner Strang: Doch, wir sind im Grunde immer schnell ausgebucht. Menschen geraten meinem Empfinden nach immer häufiger in diese schwierigen Lebensumstände. Manchmal geht es wirklich irgendwann schlicht ums Überleben. Wenn ich dann solche simplen Binsenweisheiten höre, wie ,in Deutschland muss doch keiner auf der Straße leben‘, macht mich das sehr betroffen. Die Wortwahl, mit der diese Menschen beschrieben werden, ist härter und zu meinem Bedauern auch mitleidloser geworden. Umso wichtiger ist es, dass wir hier im Vringstreff die Menschen wichtig nehmen, nah an ihnen dran sind und in ihrem Sinne Dinge hoffentlich zum Positiven beeinflussen können.
Die Termine der Sozialberatung in Sachen Schulden finden sich auf der Website des Vringstreff: www.vringstreff.de
Foto(s): Matthias Pohl