Professor Dr. Frank Überall ist einer der Unterstützer der diesjährigen Diakoniespende des Kirchenverbandes Köln und Region. Das bis Ende September 2023 gesammelte Geld geht an die Überlebensstation GULLIVER im Trankbogen am Kölner Hauptbahnhof. Dort werden jeden Tag bis zu 200 Gäste begrüßt, die von Obdachlosigkeit betroffen sind. Unterstützt werden diese Menschen durch eine Kleiderkammer, durch Mahlzeiten, Beratung oder Möglichkeiten, zu duschen, sich die Haare schneiden zu lassen. Das Besondere an der Diakoniespende: der Evangelische Kirchenverband verdoppelt bis zu einem Spendenaufkommen von 100.000 Euro jeden Cent.
Überlegen musste Dr. Frank Überall nicht, ob er die Diakoniespende zugunsten des GULLIVER in seiner Heimatstadt unterstützt. „Ich mag das, wofür die evangelische Kirche steht“, sagt der Journalist und Autor. Außerdem: Sein Herz schlägt schon seit vielen Jahren für Menschen am Rand der Gesellschaft. So berichtet er im Gespräch, er sei im Vorstand des Kölner Vereins OASE Benedikt Labre tätig gewesen, der seit mehr als 30 Jahren Beratung und Unterstützung bei drohender Wohnungslosigkeit bietet. „Als Journalist habe ich ehrenamtlich für das Kölner Straßenmagazin ,Draußenseiter‘ geschrieben. Trägerin des Magazins ist der Verein OASE. Auch für den Kölner Wochenspiegel habe ich über diese Themen berichtet.“ Im Verein OASE, so erinnert sich der Journalist, habe er Erfolgsgeschichten gesehen, „bei denen mir das Herz aufging.“
„Die Überlebensstation ist ein geschützter Raum für Menschen“
Die Zusammenarbeit des Hilfsnetzwerks in Köln funktioniere gut, hat der Autor und heutige Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten Verbandes beobachtet. Er sagt: „Die Überlebensstation ist ein geschützter Raum für Menschen, die mit großen Problemen zu kämpfen haben.“ Die wertschätzende Haltung gegenüber den Besucherinnen und Besuchern, die an 365 Tagen im Jahr im GULLIVER willkommen sind, habe ihm imponiert. „Die Würde der Menschen wird respektiert. Niemand wird übergriffig behandelt. Selbst dann nicht, wenn jemand sagt, er möchte bewusst weiter auf der Straße leben. Stattdessen suchen die Mitarbeitenden das Gespräch mit den Gästen, um zu sehen, wo der Bedarf an Unterstützung ist, suchen gemeinsam Lösungsmöglichkeiten bei Problemen.“
Mit einem Freund, dem 2015 verstorbenen taz-Autoren Wolfgang Jorzik, hat Dr. Frank Überall vor einigen Jahren ein Buch zum Thema Verbote mit dem Titel „Es ist untersagt – Wie Verbote verwirren und warum wir sie trotzdem brauchen“ zusammengestellt. Das Buch erschien schließlich Anfang 2018, das Thema beschäftigt Frank Überall heute wieder – mit Bezug zum GULLIVER. „Ich könnte mir vorstellen, aus den gesammelten Fotos eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Überlebensstation zu machen. Denn natürlich sind auch wohnungslose Menschen allerorts von Verboten betroffen.“ Mit Bernd Mombauer, Geschäftsführer des Kölner Arbeitslosenzentrums (KALZ) das als Träger der Überlebensstation fungiert, hat er schon darüber gesprochen. Und Bernd Mombauer reagierte positiv: „Das passt gut zu uns.“ Dr. Frank Überall ergänzt: „Aufgabe eines Journalisten ist es unter anderem, Öffentlichkeit zu schaffen. Das könnte mit einer solchen Ausstellung gelingen.“
Und wenn er einen Wunsch für das GULLIVER frei hätte, was wäre das dann? „Ein möglichst hohes Spendenaufkommen, damit diese so wichtige Arbeit im Bahnbogen 1 noch lange weitergeführt werden kann.“
Foto(s): Matthias Pohl