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Diakonie Köln: Beratung bei Glückspielsucht

„Hier bringt jeder seine eigene Geschichte mit, das macht die Arbeit sehr individuell und interessant“, sagt Florian Kobus. Seit März baut er im Diakonischen Werk Köln und Region ein neues Beratungsangebot auf: Es geht um Spielsucht, fachlich korrekt heißt es „pathologisches Glücksspiel“.

Geschätzt 10.000 Glücksspielsüchtige gibt es in Köln. Der Klassiker ist der Spielautomat in der Kneipe. Einen zunehmenden Trend bei jüngeren Leuten sieht der 30-Jährige bei Sportwetten: „Die Wettbüros sprießen ja wie Pilze aus dem Boden.“ Ob das geplante Spielcasino in Deutz tatsächlich für weitere Spielsüchtige sorgen wird, wird sich noch zeigen. Strengere gesetzliche Auflagen könnten im Laufe des Jahres die Zahl der Spielautomaten reduzieren, „dann wird sich das weiter auf Online-Spiele verlagern“, vermutet Kobus.

Experte für Suchtberatung
Das Gesundheitsamt der Stadt Köln finanziert jetzt eine Stelle zum Aufbau der Beratung bei Glücksspielsucht. Sie ist je zur Hälfte beim Diakonischen Werk und bei der Drogenhilfe Köln angesiedelt. Florian Kobus ist zuständig für das rechtsrheinische Köln, lebt selbst in Kalk. Sein Büro liegt in der Graf-Adolf-Straße in Köln-Mülheim. Hier beraten auch zwei Diakonie-Kolleginnen bei Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit.
Florian Kobus hat schon einige Erfahrung in der Suchtberatung sammeln können: Während seines Studiums der Sozialen Arbeit in Freiburg absolvierte er sein Praxissemester im „Drogencafé“, einer niedrigschwelligen Kontaktstelle. „Da durfte ich viele Menschen kennen lernen, die es nicht so einfach haben, aber viel mitbringen.“ Nach dem Studium arbeitete er sechs Jahre in der Suchtberatung der Caritas für den Rhein-Sieg-Kreis. Seit 2015 absolviert er berufsbegleitend eine suchttherapeutische Zusatzausbildung.

Vielfalt an Beratungsoptionen
Seit dem Start im März nahmen vier Männer das neue Beratungsangebot in Anspruch.
Im Erstgespräch wird geklärt, ob das Spielverhalten schon bedenkliche Formen angenommen hat. Wenn ja, muss beim Klienten die Einsicht reifen, dass es sich tatsächlich um eine Erkrankung handelt. In weiteren Gesprächen werden gemeinsam Ansätze erarbeitet, um die persönliche Situation zu verbessern. Neben Einzelgesprächen sind auch Paar- oder Familienberatungen möglich. Bei Bedarf vermittelt Kobus auch an weitere Hilfsangebote wie Selbsthilfegruppen oder bei finanziellen Problemen an die Schuldnerberatung. Geklärt wird auch, ob noch weitere Abhängigkeiten vorliegen, zum Beispiel von Alkohol oder Medikamenten.

"Wer nicht will, dem kann man nicht helfen"
In den verschiedenen Abhängigkeiten sieht Kobus durchaus Gemeinsamkeiten: „Das Spiel übernimmt wie Alkohol oder Drogen bestimmte Funktionen, häufig um etwas zu kompensieren.“ Zum Weg aus der Sucht müssen die Klienten immer selbst etwas beitragen. „Es muss schon eine Bereitschaft da sein, sich mit seiner Sucht, seiner Situation und seiner Geschichte auseinanderzusetzen“, so Kobus. „Wer nicht will, dem kann man nicht helfen.“
Auch gehe es darum, die Ratsuchenden zu motivieren, sich weiterbehandeln zu lassen, zum Beispiel in einer Klinik. Wenn eine ambulante oder stationäre Therapie erfolgen soll, bereitet Kobus die entsprechenden Anträge vor. Für die Zukunft ist der Aufbau einer angeleiteten Spielergruppe geplant, ebenso Beratung für Angehörige und Präventionsangebote.

Weitere Informationen
Betroffene, Angehörige und Interessierte können einen Termin für ein unverbindliches Erstgespräch vereinbaren unter Telefon 0221/ 356 50 60 54 oder auch per E-Mail Kontakt aufnehmen: florian.kobus@diakonie-koeln.de
oder über die Homepage der Diakonie.

Text: Martina Schönhals
Foto(s): pixabay