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Der zweite ökumenische Jugendkreuzweg ging quer durch die Kölner Innenstadt

Rund 80 Jugendliche und Erwachsene trafen sich am Freitag, 11. April, in der Antoniterkirche auf der Schildergasse, um den Ökumenischen Kölner Jugendkreuzweg unter dem Motto "Jener Mensch Gott" mitzugehen.

Lebenswelten der Jugendlichen
Mitarbeitende aus katholischer und evangelischer Jugendarbeit hatten wieder vier Stationen vorbereitet, die an den Leidensweg Jesu erinnern sollten. Für jede Station gab es ein Thema, das in die heutige Zeit und in die Lebenswelten der Jugendlichen übertragen wurde. Thematische Impulse setzten ausdrucksstarke Bilder vom Isenheimer Altar, die als Grundlage für Jugendkreuzwege in ganz Deutschland gedacht waren. Anders als im letzten Jahr wurde der diesjährige Kreuzweg durchgehend zu Fuß zurückgelegt. Von der Antoniterkirche ging es über mehrere größere Verkehrskreuzungen hinweg in die Kölner Südstadt, begleitet von einer Polizeieskorte mit Autos und Motorrädern, die aus Sicherheitsgründen nötig gewesen war.

Erste Station: „zeigen“
Das Foto vom Isenheimer Altar zeigt den sterbenden Jesus am Kreuz, seinen Tod vor Augen. Die evangelische Vorbereitungsgruppe um Stadtjugendpfarrer Werner Völker hatte dazu Schlagzeilen aus der Gegenwart herausgesucht: „18 Jahre unschuldig in der Todeszelle“ – „Oma bringt 13-jährigen krebskranken Enkel Heiligabend ins Kinderhospiz“ – „15-jähriger schwebt nach Skater-Unfall in Lebensgefahr“. Die Schlagzeilen standen für Wünsche und Pläne, die nicht mehr erfüllt werden können, und auch für Wut, Trauer und Hilflosigkeit. Bedacht wurde an dieser Station aber auch der Hoffnung auf Gottes Beistand.

Zweite Station: „zerbrechen-halten“
Die zweite Station war die Hauptfeuerwache Köln in der Sternengasse im Kölner Süden. Dort traf die Gruppe in einer Halle mit Feuerwehrwagen auf den Feuerwehr- und Notfallseelsorger Michael Meisner. Er berichtete von seiner Arbeit und erzählte sie sei "nicht unbedingt angenehm, aber sehr wichtig". So sei er für Feuerwehrleute da, die von den Eindrücken ihrer Einsätze nicht loskämen. "Dann brauchen sie Menschen, die sie halten wie Kameraden oder die Familie". Als Notfallseelsorger überbringe er Menschen Nachrichten, "die ihre Welt grundlegend verändert". Etwa wenn ein Angehöriger tödlich verunglückt sei. Deshalb ging es an dieser Station auch um helfende Hände und um Maria, die ihrem leidenden Sohn Jesus geholfen hat.

Dritte Station: „leiden“
Die dritte Station lag direkt an der vielbefahrenen Ulrichgasse: das „Gubbio“, die katholische Obdachlosenseelsorge im Stadtdekanat Köln. Das franziskanische Zentrum ist eine „Kirche für Menschen auf dem Weg“. In der L-förmigen Kirche ist es immer ruhig, obwohl sie mitten in der Stadt liegt. Vor zehn Jahren wurde das Gubbio gegründet. „Jeder kann nach seinem Bedürfnis kommen und einfach sein“, erklärte Franziskanermönch Bruder Markus. Josef, ein älterer Mann, der regelmäßig ins Gubbio kommt, ist den Jugendkreuzweg mitgegangen und erzählte in der Kirche von seinem Leben: „Im Gubbio treffe ich tolle Leute, du kriegst 'nen Kaffee und hier wird mit den Händen gearbeitet, um die Menschen zu erreichen, du bekommst nicht einfach 'nen Buch in die Hand gedrückt, sondern die Leute reden mit dir“.

Vierte Station: „sterben-hinweisen“
Zum jugendpastoralen Zentrum „Crux“ (Kreuz) gehören die Kirche St. Johann Baptist sowie die Begegnungsräume und das Café im angrenzenden Turm. In der Kirche wurde an diesem Freitag vor Palmsonntag noch einmal an die Symbolkraft des Kreuzes, das Jesus für die Menschen getragen hat und an dem er gestorben ist, erinnert. Im gemeinsamen Gebet endete hier der zweite ökumenische Kölner Jugendkreuzweg 2014 mit den Worten: „Lebendiger Jesus, lass uns dich erkennen. Sei uns Beispiel und Vorbild. Hilf, dass wir durch dein Kreuz unsere Kreuze tragen und andere Kreuze erleichtern lernen.“

Sie schätzen das gemeinsame Erlebnis
Im Crux-Cafe gab es nach dem langen Fußmarsch eine warme Suppe und kühle Getränke. Evangelische und katholische Jugendlichen kam aus unterschiedlichen Kölner Stadtteilen zum Jugendkreuzweg, viele waren schon beim letzten Mal mit dabei. „Sie kommen meist in Gruppen und schätzen das gemeinsame Erlebnis“, erzählt Andrea Nipp, Jugendreferentin der katholischen Jugendagentur und mit im Vorbereitungsteam. Positiv überrascht, wie reibungslos und flüssig alles funktionierte, war die 20-jährige Corinna Reinart. Sie macht zurzeit ihr Freiwilliges Soziales Jahr bei Jugendleiterin Petra Kempe in der Gemeinde Höhenberg/Vingst und war dankbar für den reibungslosen Ablauf. Trotz des schweren Themas sei der Kreuzweg dadurch sehr entspannt gewesen. Schülerpraktikantin Hanna Lahr, 15, war davon beeindruckt, dass im Gubbio die Besucher auch selbst reden durften.

Andrea Nipp und Jugendpfarrer Werner Völker


"Im nächsten Jahr der Westen"
Zufrieden mit dem Ablauf waren auch Andrea Nipp und Werner Völker. In jugendpolitischen Gremien arbeiten sie im Kölner Raum schon länger zusammen, häufig im Hintergrund, nicht immer so sichtbar und öffentlichkeitswirksam wie beim gemeinsamen Jugendkreuzweg. Beide sind zuversichtlich, dass er auch im nächsten Jahr wieder in Köln stattfinden wird: „Wir sind nicht immer einer Meinung, finden aber einen Weg, und den Jugendkreuzweg zusammen vorzubereiten macht großen Spaß und ist sehr bereichernd“, so Jugendreferentin Andrea Nipp. Jugendpfarrer Werner Völker wagt schon einen Blick in die Zukunft: „Nachdem es im letzten Jahr von der Innenstadt über den Rhein nach Vingst ging und diesmal nach Süden, wäre vielleicht im nächsten Jahr der Westen dran.“

Text: Jutta Hölscher
Foto(s): Jutta Hölscher