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Von Kollegen, Unterstützern und Freunden wurde Dr. Dorit Felsch (Mitte) in ihr längst ausgefülltes Amt begleitet. Gemeinsam mit ihr gestalteten den Gottesdienst: Dr. Juliane Arnold, Leiterin der Evangelischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, Superintendentin Andrea Vogel, Prädikant Bernd Franzen und Pfarrerin Miriam Haseleu (von links).

Der Zauber des Anfangs: „Neue“ Pfarrerin für die Telefonseelsorge

„Jedem Neubeginn geht etwas voraus – und meistens ist es ein Ende“, startete Dr. Dorit Felsch mit Hermann Hesse in die Predigt ihres Einführungsgottesdienstes in der Lutherkirche in Köln-Nippes. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ Felsch erfüllt ihre Aufgaben jetzt auch im Rahmen des offiziellen Pfarramtes der Evangelischen Telefonseelsorge Köln und ist damit dort, wo sie sich hin gewünscht hat. „Ich wollte gerne mit dem Schwerpunkt Seelsorge arbeiten – da sein, wenn kaum jemand dableibt.“

Da sein, dableiben

105 Stellen der Telefonseelsorge gibt es in Deutschland. In Köln sind es 70 evangelische Ehrenamtliche, die rund um die Uhr an 365 Tagen des Jahres in wechselnden Schichten dafür sorgen, dass niemand allein mit seinem Kummer und seinen Ängsten sein muss. Beide christliche Konfessionen arbeiten dabei eng zusammen. „Es geht uns um das christliche Menschenbild“, erklärt Dorit Felsch. „Das unbedingte Annehmen des Anderen steht im Vordergrund, egal welcher Konfession, Religion oder Kultur.“

Dr. Dorit Felschs Aufgaben ist die Leitung der Evangelischen Telefonseelsorge inklusive ihrer zweiten Säule, der Seelsorge per E-Mail. Organisatorisches, die Vertretung nach außen, Begleitung der Ehrenamtlichen, deren Supervision, das Fortbildungsprogramm und die Ausbildung neuer Mitarbeiter gehören ebenfalls dazu. All das übernahm sie bereit 2017 als Pfarrerin mit besonderen Aufgaben. Seit April dieses Jahres ist sie nun offiziell im Rahmen der Pfarrstelle tätig. Sobald es zeitlich machbar ist, geht sie selbst für eine Schicht ans Telefon. „Das ist wichtig, um im Thema zu bleiben und um Veränderungen und Stimmungen mitzubekommen“, erklärt sie.

Zuhören verbindet

„Hören im Sinne von aktivem Zuhören schafft Verbundenheit“, setzte Pfarrerin Felsch ihre Predigt fort. „Wer wüsste das besser als die Telefonseelsorge? Wir hören auch auf das Ungesagte, damit die unerträglichen Nächte vorbeigehen.“ Die Telefonseelsorge Köln und Region ist fast immer rund um die Uhr ausgelastet, auch wenn die frühen Abendstunden die Zeit sind, in der es besonders viel Gesprächsbedarf gibt.

Für Superintendentin Andrea Vogel, die Dorit Felsch in ihre Aufgabe entsendete, wird das Angebot der Telefonseelsorge leider viel zu häufig für selbstverständlich genommen. „Viele glauben sie zu kennen“, sagte Vogel. Oft, ohne sich des großen persönlichen Engagements Einzelner bewusst zu sein. „Acht haben und für einander sorgen ist die Maßgabe ihrer Mitarbeiter. Wie oft das nötig ist, wie brüchig das Leben ist und wie oft die Angst überhandnimmt, wissen die Telefonseelsorger am besten.“

Kostenlos und anonym

Was die Telefonseelsorge anbietet, leistet keine andere Organisation – kostenlos und anonym. Pfarrerin Dorit Felsch kümmert sich darum, dass jedes Jahr neue Ehrenamtliche geworben und ausgebildet werden: „Es gibt immer Leute, die uns brauchen. Und wir brauchen ebenfalls immer neue Leute. Telefonseelsorge ist für ausnahmslos alle da und erfüllt damit eine Aufgabe, die für uns als Gesellschaft sehr, sehr wichtig ist“, betonte sie. „Schade, dass die Kirche nicht noch stärker und deutlicher zeigt, wie relevant das ist, was sie tut!“

Text: Claudia Keller
Foto(s): Claudia Keller