Novembergrau, passend zur jahreszeitlichen Tristesse nun auch noch Märchen über den Tod oder gar Gruselgeschichten wie zu Halloween?
Märchenerzählerinnen aus Leidenschaft
Keines dieser beiden Extreme wird der Erzählabend, der im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Fördervereins Gemeindezentrum Andreaskirche stattfindet, bedienen. Ingrid Erlhage, Monika Emunds und Inge Hallfeldt, Mitglieder der europäischen Märchengesellschaft und Märchenerzählerinnen aus Leidenschaft werden je zwei Märchen vortragen. “ Das Märchen verweigert sich, seinen Helden eine Gestalt zu geben, so auch dem Tod. Er wird nie beschrieben“ erklärt Ingrid Erlhage.
Locker und humorvoll nähert sich das Märchen dem Tod und nie nur dem Tod allein, sondern immer auch dem Leben. Menschlich kommt er deshalb daher, manchmal vergisst er sogar, warum er gekommen ist, gelingt es den Menschen „ihm ein Schnippchen zu schlagen“. Durch Märchen wie beispielsweise das Zigeunermärchen „Der Tod und das Knäckebrot“ wird ihm etwas von seiner bedrängenden Macht genommen. „Auch der unbekannte Ort, an den der Tod die Menschen entführt, wird ausgeschmückt. So füllt das Märchen den Himmel mit konkreten Menschen und Dingen, Gegenständen und Handlungen“, ergänzt Monika Emunds, die den Schwank der Brüder Grimm „Der Schneider im Himmel“ vortragen wird.
Annette und Alexander Nowak (Fagott und Oboe) umrahmen die einzelnen Märchen musikalisch, wie zum Beispiel „Juan Holgado und Frau Tod“ ein spanisches Märchen erzählt von Inge Hallfeldt.
Jedes Märchen sucht sich seine Erzählerin aus
Bei der Vielfalt der Märchen zum Thema Tod erscheint die Auswahl schwierig. Doch Ingrid Erlhage erzählt schmunzelnd: „Im Grunde sucht sich das Märchen seine Erzählerin aus.“ Jedes Märchen muss zu seiner Erzählerin passen, nur dann entsteht diese charmante Fessel, die die Zuhörer mit der Erzählerin verbindet. Dann können in den Köpfen der Zuhörer die Bilder entstehen, die den erzählten Geschichten ihr Leben verleihen. „Wir sind keine Schauspielerinnen, ganz im Gegenteil, wir treten hinter unseren Geschichten zurück. So entsteht Raum nach innen zu schauen und eigene Bilder zu entwickeln“, betonen alle drei Erzählerinnen. Dennoch macht die Kunst des Erzählens den Zauber aus, der die Märchen so lebendig und immer jung erscheinen lässt. Ihre Aktualität ist ungebrochen, denn die Märchen verstehen es, Lebenshilfen weiterzugeben ohne den moralischen Zeigefinger zu heben, dafür durch Witz und durch so manches Hintertürchen ihr Ziel zu erreichen. So schaffen sie es, mal humorvoll und voller Hoffnung, mal etwas ernster, an das Ende des Menschen zu erinnern, Einsichten zu schaffen und das Thema nicht zum Tabu zu machen – Freuen Sie sich auf einen stimmungsvollen Abend.
Wann, wo?
Am Donnerstag, den 4. November 2004 um 20.00 Uhr im Gemeindezentrum der Andreaskirche, Schildgen. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Der Erlös des Abends kommt dem Förderverein Gemeindezentrum Andreaskirche Schildgen zugute.
Foto(s): Gemeinde Schilgen