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Christoph Kuckelkorn rührte und amüsierte mit Erzählungen aus seinem  Buch „Der Tod ist dein letzter großer Termin – Ein Bestatter erzählt vom Leben.“

„Der Tod ist dein letzter großer Termin – Ein Bestatter erzählt vom Leben“: Christoph Kuckelkorn liest aus seinem Buch

Über irritierende Handytöne in der Stille der Totenfeier, verirrte Gäste auf der falschen Beerdigung, Mutmaßungen über den Geruch einer Bestatterwohnung sowie den Gleichklang zwischen ausgelassenem Leben im Karneval und dem Sterben berichtete Christoph Kuckelkorn während seiner Lesung „Der Tod ist dein letzter großer Termin – Ein Bestatter erzählt vom Leben“ im Antonitersaal des Citykirchenzentrum. Rund 30 Zuhörer*innen waren der Einladung zum Auftakt der Kulturreihe „Antoniterabend“ gefolgt und erlebten einen einfühlsamen wie humoristischen Abend, der von Pfarrer Markus Herzberg moderiert wurde. Für musikalische Einlagen auf dem Steinway-Flügel sorgte Johannes Quack.

„Alles hät sing Zick“: Motto der Karnevalssession 2021/22

Bereits Anfang 2020 erschienen, verhinderte die Corona-Pandemie eine ausgedehnte Lesetour zur Publikation, die unter Mitarbeit von Melanie Köhne verfasst wurde. Das Eis zum schmelzen brachte der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval gleich zu Beginn der Veranstaltung. Mit der Ankündigung „Ich habe einen Assistenten mitgebracht, der unerlässlich ist“, platzierte der Autor einen Totenschädel neben sich, den er mit roter Pappnase, dem diesjährigen Mottoschal („Alles hät sing Zick“) und Narrenkappe ausstaffierte. Beerdigungen und Karneval seien eng miteinander verbunden: „Beides sind Feierlichkeiten für die viele Transportfahrten notwendig sind – das eine privat und das andere öffentlich“, so Kuckelkorn. Zudem zeuge das Verbrennen des Nubbels mit dessen symbolisch aufoktroyierten Sünden der Feiernden und seine Wiederauferstehung im nächsten Jahr für den Zyklus des Lebens, das stets in den Tod münde. Die humoresken Momente auch in seinem Hauptberuf offenbarten demnach die Tragikkomödie des menschlichen Daseins, das selbst im Zeichen des Ablebens noch ein Lächeln hervorbringen kann.

Zwischen Lebenslust und Trauer

„Ein Klassiker sind klingelnde Handys während der Trauerzeremonie. Das passiert immer wieder und ist an sich nichts ungewöhnliches. Normalerweise wird der Anruf hektisch abgebrochen. Wenn dann jedoch ein Gast das Gespräch in aller Seelenruhe und für alle Mitanwesenden in der Leichenhalle deutlich vernehmbar annimmt und erklärt, wo er sich gerade befinde, ist das schon etwas bizarr“, erinnert sich der Bestatter in fünfter Generation. Auch das dramatische Auftreten einer unbekannten Dame, die sich schluchzend über den Sarg warf und damit Witwe und Kinder obgleich ihrer Beziehung zum Verstorbenen irritierte, blieb dem Unternehmer haften: „Sie merkte bald, das etwas nicht stimmte. Schließlich stellte sich heraus, das sie zu früh war und schlicht in die falsche Beerdigung hineingeplatzt war.“ Geschichten über eher unkonventionelle Grabgeschenke wie Frikadellen, Pommes-Frittes oder Bierflaschen folgten. Dass dem Familienvater auch selbst das Schicksal nicht erspart blieb, einen geliebten Menschen unerwartet früh zu verlieren, erfuhren die Zuhörer*innen aus den Aufzeichnungen über den Tod der ersten Ehefrau, die bei einem Motorradunfall ums Leben kam. Die Balance zwischen Unbeschwertheit, Lebenslust und Traurigkeit sollte den Leseabend prägen, der zudem Fragen aus dem Publikum vorsah.

„Dieser Beruf entspricht meinem Wesen“

Im Spiegel seiner Erinnerungen ließ der Autor die Anwesenden bis in seine Kindheit zurückblicken. „Alle wussten, was meine Eltern machten. Und für uns war das Bestattungswesen das Normalste auf der Welt.“ Dennoch sah man sich stetig Vorurteilen gegenüber: „Die Leute dachten wohl, bei uns im Haus müsse es ’seltsam‘ riechen. Doch das war pure Einbildung, denn wir hatten ja keine Leichen bei uns zuhause im Keller.“ Die Nachfolge seines Vaters anzutreten, sei eine richtige Entscheidung gewesen. „Dieser Beruf entspricht meinem Wesen. Ich kann sagen, dass ich meinen Traumjob gefunden habe“, ließ Christoph Kuckelkorn keinen Zweifel an der Wahl seiner Tätigkeit, die vielleicht wie keine andere die Tragödie von Sein oder Nichtsein miteinander verflechtet.

Buchdaten: Christoph Kuckelkorn, Melanie Köhne, „Der Tod ist dein letzter großer Termin – Ein Bestatter erzählt vom Leben“, Fischer/Scherz, 2020, 288 Seiten, ISBN 978-3651000810

Informationen über das Programm des Citykirchenzentrum finden sich auf der Onlinepräsenz:

www.antonitercitykirche.de

Text: Thomas Dahl
Foto(s): Thomas Dahl