Vor kurzem ging die neue Internetseite der Trinitatiskirche online – ein guter Anlass für uns, in einem Gespräch mit dem Programm- und Organisationsleiter der Verbandskirche, Wolf-Rüdiger Spieler, über Geschichte und Zukunft der Kirche, Organisation und Organisationspartner, Musik und Kommunikation zu sprechen – aber auch zu fragen: Wer ist, was tut eigentlich dieser Wolf-Rüdiger Spieler?
Herr Spieler, vor kurzem ist ja die neue Internetseite www.trinitatiskirche-koeln.de online gegangen. Was findet man denn dort, was es bisher so noch nicht gab?
Nachdem wir in den letzten Monaten bisher nur eine statische Seite hatten, über die sich das Programmheft der Trinitatiskirche als pdf herunterladen ließ und auf der man Kontaktdaten fand, steht seit Ende März nun eine „lebendige“ Seite im Netz. Besucherinnen und Besucher finden dort über eine bequeme Suchfunktion alle Veranstaltungen der Kölner Trinitatiskirche auf einen Klick, dazu detaillierte Informationen über die Baugeschichte, den Kirchenraum, die Konzertorgel und die unterschiedlichen Möglichkeiten der Nutzung. Auch unsere Veranstaltungspartner und die Mitglieder des Arbeitskreises der Trinitatiskirche sind dort aufgeführt.
Und was gibt es inhaltlich Neues rund um die Trinitatiskirche?
Die Nutzungsgeschichte der evangelischen Trinitiatiskirche zu Köln – auch darüber informiert die neue Internetseite ausführlich – ist ja recht bewegt: Über die letzten Jahrzehnte wurde die Trinitatiskirche für Kunstausstellungen weithin bekannt dank der viel beachteten Arbeit ihres Kurators, Pfarrer Erich Witschke. Ebenfalls über eine lange Zeit bot die Trinitatiskirche der evangelischen Gehörlosengemeinde eine Heimat in Köln. Mit dem Einbau der neuen Konzertorgel, der – ein Glücksfall ! – im 150. Jubiläumsjahr der Trinitatiskirche stattfand, wurde unter meiner konzeptionellen Leitung an der Seite von Günter A. Menne, dem Leiter des Amtes für Presse und Kommunikation des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, ein umfangreiches Kulturprogramm aufgelegt, welches die neue Orgel in seine Mitte nahm. Zwischenzeitlich hat die Gehörlosengemeinde an der Kartäuserkirche eine neue Heimat gefunden, so dass die gesamte Kirche und das Gemeindehaus nun für das kulturelle Veranstaltungsprogramm zur Verfügung steht. Hierzu gehören besondere Gottesdienste, eine Predigtreihe, theologische Vorträge und Literaturveranstaltungen, Orgel-, Chor und Orchesterkonzerte und Orgelvespern, Opernvorstellungen, Rundfunkkonzerte, Ausstellungen, Kirchenführungen sowie Unterrichte und Vorspiele der Kölner Musikhochschule und Präsentationswochen der Kunsthochschule für Medien sowie verschiedene private Nutzungen.
Die Trinitatiskirche ist ja keine „klassische“ Gemeindekirche, sondern die Veranstaltungskirche des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region. Wie läuft das denn organisatorisch, ein so anspruchsvolles Programm, die privaten und gewerblichen Events und die Nutzung des Verbands in diversen Gottesdiensten, bis hin zur jährlichen Reformationsfeier, zu koordinieren?
Die Arbeit ist in der Tat sehr komplex und aufwändig, da wir zahlreiche Veranstaltungen selbst konzipieren und organisieren und wir erfreulicherweise viele Anfragen von externen Veranstaltern bekommen, die gerne unsere Trinitatiskirche nutzen und einen Beitrag zum Gesamtprogramm leisten möchten. Da wir, wie Sie schon sagten, keine Gemeindekirche „bespielen“, müssen alle Aufgaben, von unserer Küsterin, den Mitarbeitenden des Kirchenverbandes und von mir selbst wahrgenommen werden. Dabei bleibt die Koordination der vielen Proben-, Besichtigungs- und Aufführungstermine komplett meine eigene Aufgabe. Um hier einmal eine Zahl zu nennen: Bis zum Jahresende werden 2011 voraussichtlich circa 90 Veranstaltungen in der Trinitatiskirche stattgefunden haben. Inklusive der Besichtigungs-, Proben-, und Auf- und Abbauzeiten ist dadurch die Kirche fast das ganze Jahr über an allen Tagen in Betrieb. Im Vergleich zu den früheren Jahren bedeutet dies eine sehr deutliche Steigerung der Aktivitäten, die von allen Beteiligten eine große Kondition und ein sehr hohes Maß an Motivation und Einsatz erfordert.
Um das alles bewerkstelligen zu können, gehören ja nicht zuletzt auch Kenntnisse der Strukturen und Kontakte im Evangelischen Kirchenverband unbedingt mit dazu. Wie lange und woher kennen Sie denn eigentlich den Verband?
Mit dem evangelischen Köln, den vier Kirchenkreisen und ihren Gemeinden bin ich über viele Jahre sehr eng verbunden: Seit 1982 spiele ich regelmäßig in der Antoniterkirche Orgel. 1989 begann mit den ersten Texten für die damalige Kirchenzeitung „Der Weg“ meine Mitarbeit in der evangelischen Pressestelle des damaligen „Stadtkirchenverbandes“. Bis heute bin ich im Amt für Presse und Kommunikation als Redakteur für den Konzertkalender tätig. Während der letzten Jahrzehnte habe ich – stets in enger Zusammenarbeit mit Günter A. Menne als Projektleiter – immer wieder die Organisation besonderer Veranstaltungen verantwortet. Ich nenne hier einmal die Serenade zum Auftakt des Deutschen Evangelischen Kirchentages 2007 in Köln, die musikalisch-literarischen Soireen in der Trinitatiskirche mit dem Deutschlandfunk oder die Feier „200 Jahre Evangelische Kirche Köln“ im Gürzenich und zuletzt für eine ökumenische Veranstaltergemeinschaft die Festveranstaltung für Freya von Moltke mit dem Bundespräsidenten vor einigen Wochen. Bei Andreas Meisner habe ich Anfang der 90er Jahre für den Konzertbetrieb am Altenberger Dom gearbeitet, und in den letzten Jahren habe ich wiederholt evangelische Gemeinden organisatorisch bei besonderen Kulturprojekten unterstützt. Ein besonderes Highlight war meine Mitarbeit als Autor am „Kölner Kirchenatlas“ im Jahr 2000. Durch diese vielschichtige Zusammenarbeit habe ich viele sehr gute persönliche Kontakte zu vielen Mitarbeitenden im evangelischen Köln aufgebaut und die Strukturen der Kölner Kirche kennen gelernt. Dies hilft mir natürlich heute sehr bei meiner Arbeit an der Trinitatiskirche.
Lassen Sie uns mal ein Jahr zurück blicken: 2010 wurde ja in der Trinitatiskirche eine komplett neue Orgel der Firma Klais eingebaut, die Kirche feierte ihr 150-jähriges Bestehen, prominente Menschen gaben an der Orgel Gastspiele, und schon damals haben Sie das Programm koordiniert. Lässt sich heute schon sagen, ob und welche Veränderungen mit der Klais-Orgel in der Trinitatiskirche für die Kölner „Orgellandschaft“ und im Bewusstsein der an der Orgel Musizierenden entstanden sind? Wie waren die Reaktionen der musikalischen Gäste bislang?
Nachdem man im kriegszerstörten Köln seit den späten 40er Jahren mit den bescheidenen Mitteln der Nachkriegszeit sehr schnell eine größere Zahl von Orgelneubauten erstellt hatte, waren seit Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts verstärkte Orgelbauaktivitäten notwendig – einfach, weil die Nachkriegsinstrumente weder klanglich noch technisch zufrieden stellten. Aufgrund dessen sind in den letzten Jahren, zum Beispiel in St. Aposteln, St. Maria im Kapitol, St. Andreas, der Philharmonie und an zahlreichen anderen Plätzen der Stadt bemerkenswerte Orgelneubauten entstanden, die den Ruf Kölns als Orgelstadt neu begründet haben. Die Klais-Orgel in der evangelischen Trinitatiskirche scheint dem ganzen nun noch das Sahnehäubchen aufgesetzt zu haben. Einerseits handelt es sich um eine sehr hochwertige, klangschöne und große Orgel, andererseits – und dies scheint besonders wichtig – hat die Trinitatiskirche eine besonders ausgeglichene und klangveredelnde Akustik, die in Köln einmalig ist. Dass die Kölner Musikhochschule ihre Studierenden an unserer Orgel ausbildet, ist neben den begeisterten Kommentaren unserer renommierten und oftmals international arrivierten Konzertgäste ein weiterer Beweis für die besondere Güte von Instrument und Raum. Ich denke, es hat sich herumgesprochen, dass Köln um eine musikalische Attraktion reicher geworden ist.
Aus Ihren Antworten hört man deutlich, dass Sie kein Laie sind, was das Orgelspiel angeht. Wie war denn Ihr eigener musikalischer Werdegang in Bezug auf die „Königin der Instrumente“?
Ja, meine persönliche Orgelgeschichte reicht bis in die frühe Kindheit zurück: Ich war schon als sehr kleiner Junge vom Klang der Kirchenorgel beeindruckt und erhielt meinen ersten Orgelunterricht bereits mit sieben Jahren. Mittlerweile arbeite ich als Kirchenmusiker, Dirigent, Stimmbildner und Dozent an verschiedenen Kirchen, Chören und Bildungsträgern, davon von 1992 bis 2001 immerhin fast 10 Jahre an der Kölner Universität.
Da Sie ja als selbstständiger Musiker (über)leben können und müssen, ist anzunehmen, dass Sie neben den beschriebenen auch noch anderen beruflichen Beschäftigungen nachgehen – was sind die denn im Einzelnen?
Meine Hauptbeschäftigung ist die Leitung meiner eigenen Musikakademie, die mit aktuell 34 Lehrkräften Seminare und Musikunterricht an zahlreichen Orten in NRW, unter anderem zum Beispiel in Kooperation mit der dortigen Kirchengemeinde an der evangelischen Andreaskirche in Schildgen, anbietet. Dazu kommt meine Tätigkeit als konzertierender Organist und Dirigent, die mich ins In- und Ausland führt. Außerdem arbeite ich als Dozent für Musik, Chorleitung und Orgelimprovisation bei verschiedenen Bildungsträgern in Deutschland, Österreich und der Schweiz, unter anderem an der Bundesakademie Wolfenbüttel, und ich bin Leiter des internationalen Orgelkurses in Wien. Ein weiteres Standbein ist das „Stimm-Coaching“, in dem ich Menschen in Leitungsfunktion oder Lehrberufen ein klangvolles und zugleich stimmschonendes und überzeugendes Sprechen in Kursen oder Einzeltrainings nahe bringe.
Und jetzt sind Sie also auch noch Programm- und Organisationsleiter der Trinitatiskirche! Wie kriegt man das alles „unter einen Hut“?
Es freut mich wirklich sehr, dass ich zusätzlich zu den vielen genannten Aktivitäten, die ja fast ständig eine große Reisetätigkeit und immer wieder eine Siebentagewoche bedeuten, nun an der Trinitatiskirche in Köln tätig sei darf. Ich bin begeistert von dem herrlichen Raum und seiner schönen Orgel und arbeite sehr gerne mit den Menschen an der Kirche, im Arbeitskreis und im Kirchenverband für ein einladendes, attraktives und hochwertiges Veranstaltungsprogramm an der Trinitatiskirche. Natürlich bedeutet dies, sich sehr gut organisieren zu müssen, und letztendlich geht dies auch nur unter Nutzung aller modernen Kommunikationsmittel. Diejenigen, die mit mir kommunizieren, wissen, dass ich oft bis in den späten Abend hinein E-Mails schreibe… – eine gute Portion Fleiß und Disziplin gehören eben auch dazu.
Das Projekt „Kultur- und Event-Kirche Trinitatis“ ist ja langfristig angelegt. Vermutlich geht das nicht ohne feste, personelle Ressourcen und tragfähige Netzwerke. Wer sind denn da Ihre wichtigsten Partner?
Das aktuelle Trinitatis-Projekt wurde von Vorstand des Evangelischen Kircheverbandes Köln und Region zunächst für die Jahre 2011 bis 2013 beschlossen – allerdings mit der konkreten Absicht, dieses Programm zu evaluieren auch darüber hinaus fortzuführen. Angesichts der vielen unterschiedlichen Aktivitäten vom Gottesdienst bis zum Konzert, vom Vortrag bis zur Kirchenführung habe ich die Arbeit an der Kölner Trinitatiskirche von Beginn an stark vernetzt. Hier nenne ich zunächst nochmals die Musikhochschule und die Kunsthochschule für Medien, zusätzlich aber auch die Universität zu Köln, die evangelische Melanchthon-Akademie und natürlich das Amt für Presse und Kommunikation als „Drehscheibe“ aller Verbandsinformationen oder auch die AntoniterCityTours und zahlreiche andere Veranstalter von Führungen durch Köln und seine Kirchen. Für den Konzertbetrieb die Oper der Stadt Köln, der WDR und das Netzwerk Kölner Chöre oder auch das Forum Alte Musik und einige Kirchengemeinden in Köln. Diese Liste der Kooperationspartner möchte ich in den nächsten Jahren weiter ausbauen.
Können Sie für uns schon mal einen Blick in die Zukunft werfen? Was sind die nächsten, geplanten Groß-Ereignisse in der Trinitatiskirche?
Neben den regelmäßig am letzten Donnerstag im Monat ab 20 Uhr stattfindenden Orgelkonzerten freuen wir uns am 22. Mai auf die Aufführung der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach, dann gibt es am Pfingstwochenende unter dem Titel „Religion jetzt und hier!“ eine viertägige Tagung der Melanchthon-Akademie. Ab dem 14. Juli findet die Kunstausstellung der Kunsthochschule statt, und ihm Herbst macht das ökumenische Kirchenmusikfestival bei uns mit mehreren hochkarätigen Konzerten Station. Wie gesagt – dies alles neben den regelmäßigen Konzerten und Kirchenführungen.
Außer all den genannten Informations-Möglichkeiten auf der neuen Internetseite, wie könnte ich als Nutzerin die Arbeit an der evangelischen Trinitatiskirche zu Köln unterstützen – wenn ich das möchte?
Die größte Unterstützung für unser Projekt sehe ich zunächst darin, dass viele interessierte Gäste den Weg in die Kölner Trinitatiskirche finden und unsere Veranstaltungen weiterhin einen großen Zuspruch des Publikums bekommen. Ich freue mich darüber, wenn Menschen unsere besonderen Gottesdienste oder Konzerte im Herzen Kölns weiterempfehlen. Darüber hinaus lebt die Arbeit auch von Spendengeldern, die wir als freiwillige Spende nach unseren verbandseigenen Veranstaltungen, die wir übrigens regelmäßig ohne Eintrittsgelder durchführen, erbitten. Ferner wurde der „Förderverein Kultur an der Trinitatiskirche in Köln“ ins Leben gerufen. Dieser als gemeinnützig anerkannte Verein ist in der Lage, Spenden zu vereinnahmen und in voller Höhe dem Kulturprogramm an der Trinitatiskirche zukommen zu lassen. Auch hierüber informiert unsere Internetseite unter „Partner und Förderer“ – dort kann man übrigens auch online spenden.
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