You are currently viewing Der Prädikantentag am 16. September ist ein wichtiges Datum – nicht nur für PrädikantInnen unserer Landeskirche, Gäste sind willkommen

Der Prädikantentag am 16. September ist ein wichtiges Datum – nicht nur für PrädikantInnen unserer Landeskirche, Gäste sind willkommen

Vielleicht ist Ihnen schon die Information untergekommen, dass es in unserer Landeskirche einen Prädikantentag gibt. Vielleicht haben Sie diese Information unterschätzt, vielleicht haben Sie gedacht, das geht Sie nichts an. Damit wären Sie im Irrtum: Der Prädikantentag findet nur alle zwei Jahre statt, immer vorbereitet vom Sprecherkreis der Prädikantinnen und Prädikanten in Zusammenarbeit mit dem landeskirchlichen Beauftragten für die Prädikantenarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland und dem Landeskirchenamt. Und er ist DIE Versammlung der Prädikantinnen und Prädikanten der Evangelischen Kirche im Rheinland. Er ist immer beschlussfähig und wählt die RepräsentatInnen aller Prädikantinnen und Prädikanten unserer Landeskirche, den Sprecherkreis. Am Samstag, 16. September 2006, ist es wieder so weit: Da laden alle Beteiligten ins Haus der Evangelischen Kirche in Bonn, Adenauerallee 37, ein zum Prädikantentag 2006. Zu diesem Treffen, bei dem um 10.15 Uhr Präses Nikolaus Schneider einen Vortrag mit dem Titel „Eine Ordination – ein Dienst“ mit anschließender Aussprache halten wird, sind ausdrücklich alle Interessierten eingeladen.


Der Tag beginnt um 9.30 Uhr, es folgt ein gemeinsamer Gottesdienst, nach dem Vortrag des Präses beschäftigen sich Prädikantinnen und Prädikanten in Arbeitsgrupen mit verschiedenen Fragen im Spannungsfeld zwischen Haupt- und Ehrenamt des Prädikantendienstes, nachdem die Wahlen für den Sprecherkreis 2006-2008 abgeschlossen sind. Eine ausführliche Einladung inklusive Wegbeschreibung finden Sie hier.

Das „Selbstverständnis der Prädikantlnnen“
Noch ist es recht jung, das Amt der PrädikantInnen. Und viele der anfangs heftigen Diskussionen spiegeln sich auch in den Themen der Workshops beim Prädikantentag 2006 wieder: Da geht es um „Seelsorge oder Selbstverständnis der Prädikantlnnen“, und um „Zwei Gruppen von Prädikantlnnen“. Dazu muss man wissen: Es gibt Mitarbeitende in Verkündigung, Seelsorge, Bildungsarbeit und Diakonie, die mit der Anstellungsfähigkeit als DiakonIn, GemeindehelferIn, Gemeindepädagogin oder Gemeindepädagoge ordiniert werden. Auch sie nennen sich in Bezug auf den Dienst der öffentlichen Wortverkündigung Prädikant oder Prädikantin. Sie üben ihren ordinierten Dienst in der Regel als Teil ihres Beschäftigungsverhältnisses aus. Von ihnen gibt es zur Zeit etwa 100 in unserer Landeskirche. Und auf der anderen Seite gibt es in der Evangelischen Kirche im Rheinland zur Zeit rund 600 PrädikantInnen, die ihren Dienst vollständig ehrenamtlich tun. Damit ist ein Spannungsfeld der Diskussion benannt. Ein anderes ist die Frage nach den Ordinationsrechten der ehemaligen „Predigthelfer/ Predigthelferin“ – so eine früher weit verbreitete Bezeichnung für dieses Ehrenamt, bei dem die PrädikantInnen von heute  in der Ausübung ihres Predigtdienstes ebenso wie Pfarrerinnen und Pfarrer den Talar tragen. 

Dr. Rainer Stuhlmann, Schulreferent des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region und der Leiter des Theologischen Ausschusses der Rheinischen Landessynode, nahm bereits im Februar 2006 Stellung zu der damals heftig diskutierten Frage, ob die evangelische Kirche „Nichttheologen“ wie unseren Prädikanten und Prädikantinnen zu Recht oder Unrecht erlaube, Gottesdienste zu leiten. Stuhlmanns Antwort war klar: „Ja, das ist völlig in Ordnung.“ Unter der Überschrift „Paulus war kein Hochschullehrer“, referierte Stuhlmann noch einmal kurz die Entwicklung des Prädikantenamts – dieser Aufsatz, zuerst in „Zeitzeichen“ erschienen, ist hier mit freundlicher Genehmigung des Autors noch einmal in Auszügen wieder gegeben.

Ordination, Dienst und Ämter nach evangelischem Verständnis
Zu früh gefreut! Der Theologische Ausschuss der Rheinischen Kirche hatte gerade die langjährige Arbeit an seinem Text „Ordination, Dienst und Ämter nach evangelischem Verständnis“ abgeschlossen, da wurde er beauftragt, eine kritische Stellungnahme zum Text des Theologischen Ausschusses der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) zum gleichen Thema zu verfassen. Was kaum einer erwartet hatte und zu großer Freude führte: die Übereinstimmung beider unabhängig voneinander entstandenen Texte hätte in den theologischen Grundfragen kaum größer sein können. Ein Jahr später stimmte die rheinische Landessynode dem Text ihres Theologischen Ausschusses einstimmig zu und beschloss auf seiner Basis im Januar 2005 ein „Ordinationsgesetz“. In Übereinstimmung mit dem ursprünglichen Votum des Theologischen Ausschusses der VELKD ist die Ordination jetzt in der Rheinischen Kirche geordnet: Sie wird klar unterschieden von der „Installation“ oder „Investitur“, das heißt, der Einführung in eine Pfarrstelle, und von Berufungen in andere Dienste der Kirche. Die Ordination ist nicht wiederholbar. Und sie ist – worüber gestritten wird – die einzige Form der ordentlichen Berufung zum „Dienst am Wort“, wozu das Recht gehört, zu predigen, zu taufen und das Abendmahl zu leiten. Ausgeschlossen ist eine zeitlich und örtlich begrenzte Beauftragung, es gibt also keine „Ordination light“.

Der Dienst am Wort
Dahinter steht die alte Einsicht, dass der „Dienst am Wort“, zu dem ordiniert wird, und der Pfarrdienst nicht identisch sind. Zum Pfarrdienst gehört zwar unabdingbar der „Dienst am Wort“, aber er umfasst erheblich mehr Aufgabenfelder als Gottesdienst und Amtshandlungen, nämlich Unterricht, Seelsorge, Gemeindeleitung und vieles andere. Umgekehrt wurden in der evangelischen Kirche von Anfang an neben den Pfarrern auch ehrenamtlich tätige Prädikanten zum „Dienst am Wort“ ordiniert. In der Rheinischen Kirche hießen sie früher irreführend „Predigthelfer“ und „Predigthelferinnen“. Sie wurden zu ihrem ehrenamtlich versehenen „Dienst am Wort“ selbstverständlich ordiniert. Es gab also immer schon zwei unterschiedliche Personengruppen, die im Rheinland (und nicht nur dort) ordiniert wurden. Gemeinsame Voraussetzung war für beide das, was heute „theologische Kompetenz“ genannt wird.

Die theologische Kompetenz
Das unterscheidet den Pfarrberuf ja gerade von anderen akademischen Berufen: Theologische Kompetenz wird auch, aber nicht nur im Studium wissenschaftlicher Theologie erworben. Darum sind die bemühten Analogien vom Facharzt bis zum Meisterbrief schlicht schief. Wenn ein junger Pfarrer das nicht schon als Student oder Vikar gelernt hat, sollte er sich spätestens jetzt der Einsicht öffnen: Die von ihm erworbene Kompetenz bleibt auf theologische Förderung, Ergänzung und Kritik durch die Gemeinde angewiesen. Viele Gemeindeglieder, die die Bibel lesen, sind Theologinnen und Theologen ohne Theologie studiert zu haben. Sie sind anders, aber nicht weniger theologisch kompetent als die, die Theologie an der Universität studiert haben. Für den „Dienst am Wort“ haben diese Gemeindeglieder uns vor allem die theologische Alltagskompetenz voraus. Sie leben wie die Predigthörerinnen- und -hörer in weltlichen Berufen, mit deren Alltagserfahrungen sie die Bibel auslegen.

EINE Ordination mit unterschiedlichen Zugangswegen
Der Konsens der Rheinischen Kirche mit der VELKD hätte so schön sein können, wenn ihn nicht deren Bischofskonferenz gestört hätte. Dass auch PrädikantInen ordiniert würden, sei in den Landeskirchen, die der VELKD angehören, nicht durchsetzbar, gaben die Bischöfe zu bedenken. Die rheinische Synode hat die zeitlich und örtlich begrenzte Beauftragung jedenfalls als Irrweg erkannt und abgeschafft. Diese war in den Neunzigerjahren für Mitarbeitende geschaffen worden, die in Verkündigung, Diakonie, Unterricht und Seelsorge hauptamtlich tätig sind und zu deren Arbeitsfeldern die Leitung von Gottesdiensten gehört. Das Votum des Theologischen Ausschusses (im Konsens mit dem VELKD-Ausschuss) veranlasste die Landessynode dann, diese Regelung zu ändern. Das schon vorhandene Modell der einen Ordination mit unterschiedlichen Zugangswegen eröffnet die Möglichkeit, auch diesen Personenkreis zum „Dienst am Wort“ zu ordinieren. Das ist das Neue an der rheinischen Ordinationspraxis.

Den kompletten Aufsatz von Rainer Stuhlmann können Sie hier nachlesen.

        

Text: Stuhlmann/EKiR/AL
Foto(s):