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Die neue Pfarrerin Caroline Schnabel wird von der Brühler Pfarrerin Renate Gerhard und Superintendent Dr. Bernhard Seiger eingerahmt.

„Der Pfarrberuf ist einer der schönsten und vielfältigsten“ – Ordination von Caroline Schnabel

Am Pfingstmontag ordinierte Superintendent Dr. Bernhard Seiger in der evangelischen Christuskirche in Brühl Pfarrerin Caroline Schnabel. Zweieinhalb Jahre amtierte die gebürtige Aachenerin als Vikarin in der Evangelischen Kirchengemeinde Brühl. In einem feierlichen, sehr gut besuchten Gottesdienst nahm die 30-jährige Theologin zugleich Abschied. Die Kantorei unter Leitung von Marion Köhler gestaltete musikalisch den Gottesdienst. Ihren Probedienst versieht sie ab Juni je zur Hälfte in der Evangelischen Kirchengemeinde Rodenkirchen und als Krankenhausseelsorgerin in der Kölner Uniklinik.

„Was kann es für ein schöneres Datum für eine Ordination geben als das Pfingstfest“, das Geburtsfest der Kirche, stellte Pfarrerin Renate Gerhard freudig fest. Gerhard selbst war Schnabels Mentorin: „Für mich persönlich war es ein großes Geschenk, sie in der Zeit ihrer praktischen Ausbildung begleiten zu dürfen.“ Auch Schnabel empfindet es als „ein echtes Geschenk, für das ich ihr von Herzen danke“, dass gerade Gerhard, mit der sie die Begeisterung für ihren Beruf teile, „mich durch die aufregende Zeit des Vikariats begleitet hat“.

Bisherige Einsatzgebiete von Pfarrerin Caroline Schnabel

Zunächst unterrichtete Schnabel am St. Ursula-Gymnasium, sammelte religionspädagogische Erfahrungen. Von den dort kennengelernten Jugendlichen habe die Vikarin etliche in den Konfirmandengruppen im Gemeindezentrum am Mayersweg weiter begleitet, informierte Gerhard. „So ist es nicht verwunderlich, dass die Jugendlichen ihr während dieser Zeit besonders am Herzen lagen.“ Viele spannende Projekte hätten die Konfi-Zeit zum Erlebnis gemacht und nachhaltige Impulse gegeben – „die Jugendlichen mochten sie sofort und brachten ihr schnell Vertrauen entgegen“. Parallel zur Arbeit in der Kirchengemeinde sei Schnabel lange in der Seelsorge am Marienhospital tätig geblieben und habe Menschen in Krisensituationen zur Seite gestanden.

Dankbar blicke sie auf die aufregende, lehrreiche und schöne Zeit ihres Vikariates in Brühl zurück, formuliert Schnabel im aktuellen Gemeindebrief. Verbunden sei sie den Gemeindegliedern, die „mich von Anfang an so herzlich willkommen geheißen haben und meinem Dienst in ihrer Gemeinde so wohlwollend begegnet sind“. Besonders in Erinnerung bleiben würden ihr neben vielen bewegenden Kasual- und Sonntagsgottesdiensten, spannenden Presbyteriumssitzungen und interessanten Gesprächskreisen, wohl vor allem die Fahrradfreizeit, die fröhlichen Feste und die tolle Zeit, die sie mit Schülerinnen und Schülern, Konfirmandinnen und Konfirmanden habe verbringen dürfen.

„Der Pfarrberuf ist einer der schönsten und vielfältigsten”

Dr. Bernhard Seiger, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd, hielt eine sehr persönliche Ansprache zur Ordination. Zur kirchlichen Beauftragung zum öffentlichen Dienst an Wort und Sakrament und zur damit verbundenen Seelsorge gehörten eine Reihe von Worten und Gebeten. Die Frage und die Antwort zur Einsetzung seien zwar kurz, aber fielen nicht vom Himmel: „Es ist ein langer Weg, es gibt eine lange Vorgeschichte“ – von der Entscheidung zum Theologiestudium über das Entwickeln der eigenen Gaben bis hin zum Spüren von Grenzen. „Es ist gut, sich die längere Liturgie der Fragen zu gönnen“, ging Seiger bald auf die „großen Worte“ Zusage und Versprechen ein. Auf die Zusage und das Versprechen sowohl der neuen Pfarrerin als auch von Gott.

Caroline Schnabel schätze das Wort „gib keinen verloren“, so Seiger. „Was für ein Satz!“ Jesus habe auch keinen verloren gegeben. An seiner Haltung sollten wir uns orientieren, auch in anstrengenden Momenten. Im Pfarrberuf sei das nicht immer einfach, führe an körperliche und seelische Grenzen. Dann müsse Schnabel sich fragen, wo sie hingehöre, wo sie gefragt sei und wo nicht – und wo ein anderer dran sei. „Zweifel und Enttäuschung gehören zum Pfarrleben“, wandte sich Seiger an die zu Ordinierende. „Aber Geschwister sind mit Ihnen unterwegs. Die Gemeinschaft kann tragen“, solle sich Schnabel guter, ganz verschiedener Weggefährten gewiss sein. „Zur Freiheit seid ihr berufen“, heiße es bei Paulus. Und auch Caroline, schon von der Namensbedeutung her „die freie Frau“, sei von Jesus freigesprochen. Wie Gerhard ermutigte sie ebenso Seiger: „Der Pfarrberuf ist einer der schönsten und vielfältigsten, man lernt immer wieder dazu.“

Gott braucht dich

Von Anfang an habe Vikarin Schnabel besondere Sorgfalt und Liebe auf die Gestaltung der Gottesdienste verwandt, wusste Gerhard an anderer Stelle zu sagen: „Ihre Predigten in verständlicher und eindringlicher Sprache fesselten die Gemeinde und brachten viele zum Nachdenken.“ Auf solche Weise predigte die gerade beauftragte Pfarrerin auch am Pfingstmontag. „Haben Sie einen Spitznamen?“, leitete Schnabel von eigenen Beinamen zu dem von Simon Petrus – Petrus, „der Stein oder Fels“ – über. Liebevoll-spöttisch weise sein Spitzname auf jemand hin, der anecke, der auch, wie mit einer Zwille geschleudert, nach vorne schieße. Petrus sei voller Energie und Mut gewesen, ein Heißsporn, schneller handelnd als nachdenkend. „Immer wieder muss ihn Jesus zurechtweisen.“ Es sei aber Petrus gewesen, der es als erster ausgesprochen habe: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“

Schnabel betonte, dass nicht die Kirche der unverrückbare Fels sei, sondern das Bekenntnis. Wir als Kirche, wir als Christen müssten beweglich bleiben. Jesus habe Petrus trotz seiner Schwächen mit einem großen Auftrag betraut. Denn er habe ebenso dessen Standhaftigkeit und Treue gesehen. „Schwach und unvollkommen, so sind wir Menschen, das weiß Gott. Trotzdem gibt er seine Welt nicht auf. Er braucht auch Dich“, richtete Schnabel sich an die Gemeinde. Menschen, die gut zuhören könnten, solche mit Organisationstalent, andere, die besonnen agierten oder Probleme laut ansprechen könnten. „Wir brauchen einander, belebt mit dem Geist Gottes“, der uns mit ganz verschiedenen Aufgaben berufe.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich