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Der Ökumenische Rat und die Kirchen in Porto Alegre 2006 – ein Bericht

Dr. Hans-Georg Link, Ökumenepfarrer i. R., hat einen 20-seitigen Bericht über das Treffen des Ökumenischen Rates der Kirchen in Porto Alegre vorgelegt: Unter dem Titel „In Deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt – Der Ökumenische Rat (ÖRK) und die Kirchen in Porte Alegre 2006“ berichtet er über den römisch-katholischen Beitrag der Tagung, über das Engagement der orthodoxen Teilnehmer und über die Beteiligung der anglikanischen, der evangelisch-lutherischen und der Pfingstkirchen. Ein Auszug:


60 Prozent Ordinierte, 40 Prozent Laien
Vom 14. bis 23. Februar 2006 hat sich der Ökumenische Rat der Kirchen in der südbrasilianischen Stadt Porto Alegre auf dem Campus der päpstlichen Universität zu seiner 9. Vollversammlung zusammengefunden. Auf Einladung des südamerikanischen (CLAI) und brasilianischen (CONIC) Kirchenrates haben sich offiziell genau 4.014 Teilnehmende der Weltchristenheit erstmals auf lateinamerikanischem Boden getroffen. Zu ihnen gehörten auch die 25 „delegierte Beobachter“ der römisch-katholischen Kirche, die vom Vatikan seit Jahrzehnten zu den ökumenischen Vollversammlungen entsandt werden. Den Kern der Versammelten machten die 691 offiziellen Delegierten der 345 Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates aus. Knapp 60 % von ihnen waren Ordinierte, gut 40 % Laien. Aus Deutschland waren 25 Delegierte nach Porto Alegre gekommen – nach den Vereinigten Staaten mit 81 und Indonesien mit 37 bereits die drittstärkste Delegation. Weitere 257 Teilnehmende saßen als Präsidenten des ÖRK, Mitglieder des Zentralausschusses, delegierte Beobachter, delegierte Repräsentanten und Berater von Delegationen ebenfalls stimmberechtigt in den Plenarsitzungen. Den Löwenanteil von 2303 Personen machten die Teilnehmenden am Mutirao-Programm aus, das den Besuchern aus aller Welt Workshop-Angebote zu allen nur denkbaren ökumenischen Themen unterbreitete.


Enormes Interesse von Pivatpersonen – Tagung auf eigene Kosten
Einer der beeindruckendsten Gesprächsgegenstände befasste sich z. B. mit Erfahrungen im Umgang mit HIV / AIDS; selten ist zwischen Betroffenen und Interessier-ten derart offen und ehrlich darüber gesprochen worden. Diese große Zahl von Mutirao-Teilnehmenden – über 50 % aller Anwesenden! – erweiterte die Vollversammlung zu einer Art „Weltkirchentag“. Sie verdeutlicht das enorme Interesse von Privatpersonen an ökumenischen Themen, die sich auf eigene Kosten auf den Weg nach Porto Alegre gemacht hatten, und machte aus einer Delegiertenversammlung ein Treffen der weltweiten ökumenischen Familie.

Annähernd die Hälfte waren Frauen
Porto Alegre bot mehr noch als die früheren Vollversamlungen die seltene Gelegenheit, sich eine Anschauung von der weltweiten Christenheit zu verschaffen; es machte helle Freude, bei dieser Versammlung von „Gottes Volk auf Erden“ dabei zu sein. Übrigens waren 45 % aller Teilnehmenden Frauen, man nähert sich also deutlich der angestrebten 50 % Marke, die allerdings für die Besetzung sämtlicher ökumenischer Gremien vorgesehen ist. 19 % aller Teilnehmenden waren Jugendliche unter 30 Jahren, auch hier kommt man der Zielvorgabe von 25 % näher.

Aus Europa und Nordamerika kam ein Drittel
Erstmals kam mit 34,3 % die größte Zahl aller Teilnehmenden aus Lateinamerika, natürlich mit Brasilien an der Spitze: 494 Personen. Europa und Nordamerika stellten ein weiteres Drittel, während alle anderen Regionen: Asien, Afrika, Mittlerer Osten, Karibik und Pazifik zusammen auch nur ein Drittel der Teilnehmenden ausmachte.

Generalsekretär gehört der methodistischen Kirche an
Schließlich ist noch interessant erwähnen, dass im bisherigen Zentralausschuss, dem Ökumenischen Kirchenparlament mit rund 150 Sitzen, die östlichen und orientalisch-orthodoxen Vertreter mit 25 % die größte Konfessionsgruppe darstellen, gefolgt von reformierten mit 20 %, Lutheranern mit 13 %, Methodisten mit 10 % und Anglikanern mit 9 %. Diese Zahlen verdeutlichen zugleich in etwa den Einfluss der Konfessionsfamilien auf die Entscheidungsebene des Ökumenischen Rates. Nach Philip Potter und Emilio Castro ist Sam Kobia aus Kenia bereits der dritte Generalsekretär des Ökumenischen Rates, der der methodistischen Kirche angehört.


Der vollständige Bericht mit Ergebnis und Ausblick hier

        

Text: Dr. Hans-Georg Link
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