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„Der Herjott muss ne Kölsche sin“ – Beim Abend der Begegnung machte nicht nur das Wetter die Menschen glücklich

Der Herjott muss ne Kölsche sin. Und Petrus ist den Protestanten richtig wohl gesonnen. Mindestens 400.000 Menschen schlenderten am „Abend der Begegnung“ beim 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag bei herrlichstem Sommerwetter durch die Stadt.


Für Köln galt: Alles in gelb
Und auf der „Kölner Meile“ am Konrad-Adenauer-Ufer hieß es spätestens um halb neun: Stau in beiden Richtungen. Gelb war die dominierende Farbe in dem Abschnitt, denn die meisten Helferinnen und Helfer der Kölner Gemeinden und Kirchenkreise trugen gelbe T-Shirts. „Als Gag“, erzählte der Ehrenfelder Pfarrer Karl-Heinz Iffland, habe man auf den Rücken noch eine Listen zum Ankreuzen gedruckt. Dort konnte der oder die Betreffende angeben, ob er oder sie während des Kirchentags auswärtigen Gästen das Frühstück zubereitet, beim „Abend der Begegnung“ hilft oder als „Engel für alles“ im Einsatz ist. „Gelb lag nah“, so Iffland, weil auch die kleinen Bänder gelb waren, die die Kölner ihren mit auf den Weg gaben.

Was ist eigentlich wo in meinem Kirchenkreis?
Neun unterschiedlich farbige Bänder für die neun Regionen der Evangelischen Kirche im Rheinland konnte man am „Abend der Begegnung“ sammeln. Aber nicht nur die Regionen konnte man entdecken, selbst der eigene Kirchenkreis war manchem ein Rätsel. Auflösung gab es für den evangelischen Kirchenkreis Köln-Süd. Der Bayenthaler Pfarrer Dr. Bernhard Seiger hatte eine Karte erfunden, auf der per Knopfdruck und Leuchtdioden nicht nur die Gemeinden des Kirchenkreises zu finden waren, sondern auch die diakonischen Einrichtungen und große „weltliche Stationen“ wie etwa Ikea oder die DEA zur besseren Orientierung. „Daran habe ich zweieinhalb Monate gearbeitet“, erzählte Kurt Cormann, der die Maschine gebaut hat. „In der Kiste lhinter der Karte iegen 200 Meter Kabel.“ Nun tritt „die Kiste“ ihren Siegeszug durch den Kirchenkreis an. Zahlreiche Anfragen, so Cormann, liegen vor – nicht zuletzt von der Kreissynode.

Ob Mücken oder Menschen: Obdachlosen soll geholfen werden

Für die Obdachlosen setzte sich die finnische Gemeinde Köln ein. Helena Frank und Tiina Steenblock verkaufen handgemachte winzige „Mückenhäuschen“ für zwei Euro pro Stück. „Sogar die Mücken haben bei uns in Finnland ein Zuhause. Da soll es den Obdachlosen nicht schlechter gehen“, erzählte Steenblock. Am Stand der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Ehrenfeld sprach Pfarrer und Obdachlosenseelsorger Karl-Heinz Iffland die Passanten an: „Wollen Sie nicht mal eine Nacht im Zelt verbringen?“ Das Team der schräg gegenüber liegenden Obdachlosenstation Gulliver lud ein zur „bewussten Grenzerfahrung“: einmal selbst zu erleben, wie es ist, eine Nacht „auf Platte“ zu verbringen.

Der Rhein-Erft-Kreis als kommunikative Flusslandschaft

Vor einer Flusslandschaft stand Diakon Helmut Werner aus der Hürther Matthäus-Gemeinde. Die Erft und der Rhein vereinigten sich an seinem Stand, kleine Papierschiffchen trugen die Botschaften der Besucherinnen und Besucher von einem Fluss zum anderen. Auszubildende des Christlichen Jugenddorfwerks Frechen hatten Hand angelegt, um den Rhein-Erft-Kreis in Szene zu setzen.


Und mittendrin: Stadtsuperintendent Ernst Fey, der gemeinsam mit Oberbürgermeister Fritz Schramma und Stadtdechant Johannes Bastgen einen Rundgang unternahm.

Essen….
„Die letzte Gulaschsuppe vor der Autobahn“ priesen die Damen der Gemeinde Pesch an. „Von glücklichen Rindern“, wie zu hören war: „Sie tun sich was Gutes.“ Für die Kühe mochte das möglicherweise nicht gelten.
Falaffel konnte man am Stand der Lindenthaler Gemeinde genießen. Dort konnte man auch aus einem Fass lebendige, kräftige und scharfe Bibelworte auf Zetteln ziehen, die als Tageslosung verstanden werden sollten.

… und Wohlfühlen
Müde Füße kamen dem Stand der Longericher Immanuel-Gemeinde gerade recht. Hier wurde massiert, was das Massageöl hergab. Auf die Jugendlichen der Gemeinde Kalk warteten sie allerdings vergeblich. Die gaben in einer „Welturaufführung“ Kostproben ihres neuen Musicals „Enttarnt – Wenn die Fassade fällt“. Und werden die Jugendlichen, die in dem Stück aus einem Urlaubsparadies von Freiheitskämpfern entführt werden, das Grauen überleben? Antworten gibt es während des Kirchentags am Freitag im Tanzbrunnen ab 14 Uhr und am Samstag ab 14 Uhr im Gymnasium an der Kantstraße in Kalk.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): ran