You are currently viewing Der Glaube ist ein Geschenk – Pfarrer Jörg Schmidt nahm Abschied von seiner Gemeinde in Herkenrath und wurde von Superintendent Torsten Krall entpflichtet
Pfr. Jörg Schmidt wird von Superintendent Torsten Krall entpflichtet

Der Glaube ist ein Geschenk – Pfarrer Jörg Schmidt nahm Abschied von seiner Gemeinde in Herkenrath und wurde von Superintendent Torsten Krall entpflichtet

Das evangelische Gemeindezentrum in Herkenrath platzt fast aus allen Nähten. Die Gäste sitzen dicht beieinander bis in das Foyer hinein, einige stehen im Eingang. Das Liedblatt ist bei so vielen Gästen schnell zur begehrten Ware geworden und wird lächelnd miteinander geteilt.

Nach knapp 30 Jahren nahmen Pfarrer Jörg Schmidt und seine Frau Elisabeth in einem festlichen Gottesdienst Abschied von einer Gemeinde, die der Theologe spontan so beschreibt: „Ein ‚das haben wir immer schon so gemacht‘ habe ich hier nie gehört – hier herrschte immer großes Engagement, es gab Offenheit, Zugewandtheit und Unterstützung.“

Im Bezirk Herkenrath der Evangelischen Kirche Bensberg wurde das Paar im Januar 1995 heimisch. „Das war damals ein Empfang voller Herzlichkeit“, erinnert sich der 64-Jährige und erzählt, dass er seine ersten Schritte im Glauben in seiner Jugend im Saarland tat. Dort, im CVJM, engagierte er sich zunächst als Teilnehmer, später selbst in Leitungsfunktion. Das Theologiestudium absolvierte er in Saarbrücken, Mainz und Tübingen und erzählt von der damaligen „Theologenschwemme“, die es teils unmöglich machte, mit Dozenten intensiv ins Gespräch zu kommen, und von übervollen Hörsälen.

An das Vikariat im Saarland erinnert sich der Frankreichfan gerne: „Wir pflegten gute Kontakte zu den Kirchengemeinden in Lothringen.“ Die erste Pfarrstelle fand sich in der Nähe von Bad Kreuznach, nach sechs Jahren wechselte der Pfarrer mit seiner Frau ins Bergische. Und sagt: „In Herkenrath passte es von Anfang an.“ „Denn“, so hat er beobachtet, „es gab außer uns noch viele weitere Zugezogene, die ebenfalls Impulse mitbrachten und Alteingesessene, die sich ohne Scheu darauf einließen.“

Vieles wird den Gemeindegliedern im Zusammenhang mit Pfarrer Jörg Schmidt also nun in guter Erinnerung bleiben. Da waren die besonderen Gottesdienste zu Weihnachten, unterstützt durch den Bläserkreis, die Ökumene spielte immer eine große Rolle und wurde beständig gepflegt. Im Bibelkreis wurde diskutiert und philosophiert, die Senioren trafen sich, es wurde gesungen und musiziert, die Partnerschaft mit Kalungu im Ost-Kongo wurde ausgebaut und die Jugendlichen reisten zu Freizeiten nach Schweden. Jörg Schmidt muss lachen, als er davon berichtet: „Die Reisen mit Kanu und Zelt waren irgendwann so beliebt, dass die Erwachsenen tatsächlich ein bisschen ’neidisch‘ wurden und auch nach Schweden wollten. Natürlich haben Elisabeth und ich das Angebot dann gerne ausgeweitet.“

Das gute Miteinander auf Basis des Glaubens, so betont der Pfarrer, empfinde er als Bereicherung. „Der Glaube ist ein Geschenk“, ist er überzeugt. Der Glaube sei feste Grundlage des Lebens und doch immer wieder in Veränderung begriffen. „Eine solche Quelle der Kraft brauchen die Menschen heute mehr denn je“, sagt der Theologe nachdrücklich.

Im Gottesdienst zum Abschied mit anschließendem Fest rund um das Gemeindezentrum sprach Superintendent Torsten Krall von der Freiheit und der Geborgenheit, die der Glaube schenkt. Ein Dachzelt fürs Auto als Symbol für diese Gedanken sorgte für einige Lacher unter den Gästen. Denn natürlich ist die Gemeinde eingeweiht in die Pläne von Elisabeth und Jörg Schmidt, die nach zwei Monaten auf ihrem Segelboot in Holland im Spätsommer ganz in Ruhe Frankreich bereisen möchten und sicherlich von ihrem Dachzelt aus die Freiheit und Geborgenheit in Gott spüren werden.

Und dann, so kündigt Pfarrer Jörg Schmidt an, sei er im Anschluss an die Pause natürlich immer ansprechbar, wenn es darum gehe, in der Bensberger Kirche auszuhelfen. „Schließlich hat die gegenseitige Unterstützung hier eine gute und lange Tradition!“

Text: Katja Pohl
Foto(s): Mathias Pohl