You are currently viewing Taufe mit Gummistiefeln: Gemeinde Köln taufte am Rheinufer

Taufe mit Gummistiefeln: Gemeinde Köln taufte am Rheinufer

Der Geist weht, wo er will. Und wie er will. An diesem Sonntagvormittag wehte er stürmisch. Die Gemeinde Köln hatte zur Taufe am Rhein eingeladen. Elf Täuflinge und ihre Familien hatten sich auf der Wiese zwischen Severinsbrücke und Südbrücke eingefunden. Die Umstände waren nicht optimal, hätten aber weitaus ungünstiger sein können. „Vergangene Woche stand das Wasser noch bis dort oben“, sagte Mathias Bonhoeffer, Pfarrer an der Kartäuserkirche und zeigte in Richtung Alfred-Schütte-Allee oberhalb der Wiese. Und der angekündigte Regen blieb auch aus.

Neben Bonhoeffer tauften Nicola Landgrebe, Pfarrerin an der Thomaskirche und der Lutherkirche, Markus Herzberg, Pfarrer an der Antoniterkirche, und Christoph Rollbühler, Pfarrer an der Christuskirche. Bereits zum neunten Mal tauften die Pfarrer der Gemeinde Köln am Ufer, zum ersten Mal an dieser Stelle. Die Täuflinge seien nicht mit allen Wassern gewaschen. „Wir taufen sie im Namen von Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Liebe und Frieden“, sagte Bonhoeffer. „Wir erwarten viel. Und wir hoffen viel“, fuhr er fort und erinnerte an ein Gespräch mit einem Konfirmanden, der arg zweifelte, ob ein Gott die Erde in sieben Tagen erschaffen habe. Bonhoeffer erzählte, dass er auf das erste Buch Mose verwiesen habe. Da werde alles genau beschrieben. Zuerst war da das Nichts, dann entstanden Chaos, Licht, Wasser und schließlich die Vielfalt der Arten. „Wir haben den Auftrag, das alles zu bewahren, was wir nur unzureichend tun. Wir sind mehr als die Summe unserer Moleküle, aus denen wir bestehen. Uns ist eine Seele eingehaucht.“

Herzberg erinnerte daran, „dass wir alle geliebte Kinder Gottes sind“. Unabhängig vom persönlichen Können oder sexueller Orientierung. Gottes Segen begleite immer und überall. Und mit der Taufe werde man Teil einer weltweiten Gemeinschaft. „Egal, wohin man geht. Gott ist sowieso schon da. Und ein Christ oder eine Christin mit Sicherheit auch.“

„Du bist mit Gott. Dessen Liebe ist immer da“

„Alle kennen Beulen im Leben“, sagte Rollbühler.  Das Wichtigste sei, das man spüre, nicht allein zu sein. Man brauche Freundinnen und Freunde, denen man sagen könne, dass man Mist gebaut habe. Und eine Familie, bei der man sich verkriechen könne. „Und Paten, die einen Kakao machen. Oder das Bett. Du bist nicht allein. Du bist auch nicht zu zweit. Du bist mit Gott. Dessen Liebe ist immer da.“

Pfarrerin Landgrebe hatte sich die kindliche Entwicklung als Thema ausgesucht. An der Hand der Mutter oder des Vaters würden Kinder die ersten Schritte wagen. Mit etwas Sicherheit könnten die Eltern dann loslassen. So sei es auch beim Glauben. „Eltern können die ersten Schritte mitgehen und das Christsein vorleben. Etwa bei einem täglichen Abendgebet. Dann lernt das Kind: Die Eltern meinen es ernst mit dem Glauben.“ Dem Kind werde bewusst, dass Vater und Mutter wie Kinder unter einem größeren Schutz stünden. „Die Taufe ist der Anfang des Weges in ein freimachendes Leben unter dem Schutz Gottes.“

Dann gingen die Familien mit den Täuflingen auf die Kies-Inseln am Ufer. Hochhackige Schuhe entfalteten umgehend ihr Risiko-Potenzial. Zwar hatte sich der Rhein in sein Bett zurückgezogen, der Matsch war aber geblieben. Wie wichtig eine akribische Gottesdienstvorbereitung ist, zeigt Nicola Landgrebe. Sie taufte in Gummistiefeln.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann