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„Der Fall Judas“: Studientag im Haus der Evangelischen Kirche, Werkstattgespräch und Besuch einer Probe

Für alle, die mit Spannung die Aufführungen der inszenierten Johannespassion am 5., 6. und 7. März 2015 in der Kölner Trinitatiskirche erwarten, bieten die Melanchthon-Akademie und die Karl Rahner-Akademie bereits im Vorfeld einen Studientag, ein Werkstattgespräch und den Besuch einer Probe an.

Die wohl umstrittenste und vielleicht auch rätselhafteste Figur der Bibel ist die des Judas Ischariot. Sie steht im Zentrum der szenischen Johannespassion von Johann Sebastian Bach. Doch wer war dieser Mann? Hat er Jesus verraten, weil er ein Ungläubiger war oder weil er seinen Glauben verloren hat? Steht sein Verrat für das Böse im Allgemeinen? War Judas gar ein „Lieblingsjünger“ von Jesus? Hätte es ohne ihn und seinen Verrat keinen Erlösertod gegeben? Die meist negative Belegung des Namens „Judas“ jedenfalls hat dazu geführt, dass deutsche Standesämter den Vornamen bis heute verbieten.

„Der Verräter“ fordert ein Mitsprache-Recht
Die Judas-Texte des Schriftstellers Walter Jens, die der Johannespassion in der Trinitatiskirche zugrunde liegen, zeigen dagegen noch einen anderen Judas: einen, der ein Mitsprache-Recht fordert, einen, der seine radikale Hingabe zum Messias Jesus nicht aufgeben will, einen, der mit sich ringt. Die Texte von Jens geben demjenigen stellvertretend Stimme und Gewicht, der schon im biblischen Text als Verräter in ein Zwielicht getaucht ist, und dem von Anfang an der Prozess gemacht wird: Judas.

Studientag zum „Fall Judas“
Zum Verständnis der Johannespassion gehört eben auch das Verständnis der Person des Judas: Der „Fall Judas“ ist somit Thema eines Studientages am Donnerstag, 26. Februar, von 10 Uhr bis 17.30 Uhr, im Haus der Evangelischen Kirche, Kartäusergasse 9-11.

„Was ist das Böse?“
In Referaten und Impulsen werden ethische, politische und biblische Aspekte zur Figur untersucht. „Was ist das Böse?“ fragt beispielsweise Professor Dr. Ralf Miggelbrink und Dr. Guido Schlimbach von der Kunststation St. Peter betrachtet Judas „als Herausforderung der bildenden Kunst“, während Professor Dr. Klaus Wengst einen Blick auf die Leidensgeschichte im Johannesevangelium richtet. Katja Bauch und Marcus Meier von der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit begeben sich auf die Spuren des Antisemitismus‘ und widmen sich der jüdischen Geschichte und der damit verbundenen Bildungsarbeit innerhalb und außerhalb von Schule. Die Teilnahme am Studientag kostet 15 Euro. (Anmeldung an: anmeldung@melanchthon-akademie.de)

Eine Probe live miterleben
Zum weiteren Begleitprogramm der Johannespassion gehört ein Werkstattgespräch am Freitag, 27. Februar, 15 Uhr, in der Karl-Rahner-Akademie, Jabachstraße 2-4. Dabei geht es besonders um die musikalischen und theologischen Aspekte der Aufführung, die Eckhardt Kruse-Seiler, Rainer Nellesen, Professor Rainer Schuhenn und Dr. Martin Bock an diesem Nachmittag den Teilnehmenden erläutern. Der Besuch einer Probe schließt sich am Dienstag, 3. März, 18 Uhr, an. Die Kosten für Werkstattgespräch und Probenbesuch betragen 24 Euro. (Anmeldung an: info@karl-rahner-akademie.de)

Text: Angelika Knapic
Foto(s): APK