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Der Eröffnungsgottesdienst des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentags mit Präses Schneider auf den Poller Rheinwiesen

Das Wetter war warm, kein Regenwölkchen trübte die Stimmung der Menschen, die in Massen zum zentralen Gottesdienst auf die Poller Rheinwiesen strömten. Shuttle-Busse verkehrten in weniger als 5-minütigem Takt zwischen Bahnhof Deutz und den Rheinwiesen. Mit jedem eintreffenden Menschengrüppchen nahm das Bild stärker die Farbe orange an: Verkäufer des Kirchentags-Schals säumten die Wegstrecke. Und, sei es aus Solidarität, Vorfreunde oder einfach nur gegen zuviel Sonne auf dem unbekleideten Kopf: Je näher man dem Rhein kam, umso mehr Menschen trugen diesen Schal. Übrigens: Zu jedem Kirchentag hat er eine andere Farbe. Und der für den 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag ist der Schal nun einmal orange. „Was hilft es dem Menschen…“ steht aus Matthäus 16,26 am unteren Schal-Ende. Wer es nicht weiss: Der Text geht sinngemäß weiter mit „wenn er die ganze Welt gewönne und doch Schaden an seiner Seele nähme“. Worauf sich das bezieht, steht auch auf dem Schal: „Globalisierung neu denken“. Und das ist schon eines der Hauptziele des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentags.

Musik
war ein dominierendes Element: Als „Vorgruppe“ fungierten „Patchwork“ aus Brandenburg, sie begleiteten auch den Gottesdienst, gemeinsam mit den Kölner Jungs der a-capella-Band Wise Guys, eine „Ehre“, wie die Brandenburger Gäste betonten. Auf den Böschungen hatten sich Hunderte von Bläsern postiert – ein unvergleichlicher Klang, als alle gleichzeitig unter der Leitung von Landesposaunenwart Günter Klenk den Gottesdienst musikalisch eröffneten.

Liturgie und Regie
der Großveranstaltung lagen bei Kirchentagspastor Jan Janssen aus Fulda. Um Worte ging es, mit Buchstaben wurde da jongliert, von Jugendlichen auf der Bühne, von den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern auf der Wiese, die eifrig vorher ausgeteilte Bierdeckel mit je einem Buchstaben gemeinsam zu sinnvollen Worten zusammenzufügen versuchten.

Gottes Wort ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert
Um Worte ging es auch in der Eröffnungspredigt von Präses Nikolaus Schneider: „Unsere Menschenworte – belanglose Buchstabengebilde, leere Phrasen, die her und hin wehen?“ fragte er. Nein, „das Wort Gottes – das Wort, das Leben schafft! Unsere Menschenworte – Worte über Worte, die uns betrügen und fesseln“, fuhr Schneider fort, um dann zu fragen, ob Worte „unsere Sinne benebeln?“ Nein, denn wir wissen ja: Gottes Wort ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert! Und: „Jesus Christus lebt. Er hat uns seine Gegenwart zugesagt, wenn wir uns zu zweit oder zu dritt in seinem Namen versammeln. Um wie viel mehr wird er jetzt unter uns sein, wenn wir hier in Köln zu Tausenden zusammen kommen!“ Und dann forderte er die vielen versammelten Menschen auf: „Lasst uns Weihnachten und Ostern und Pfingsten zugleich bezeugen und feiern auf diesem Kirchentag!“
Die Predigt des Eröffnungsgottedienstes von Nikolaus Schneider zum Nachlesen und Ausdrucken (pdf-Datei) hier.

„Der 31. Deutsche Evangelische Kirchentag ist eröffnet“
Die eigentliche Eröffnung des Kirchentages aber kam von einem anderen: Kirchentagspräsident Dr Reinhard Höppner erklärte erst im Anschluss an Schneiders Predigt den 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag für eröffnet. Höppner sagte vor den rund 65.000 anwesenden Menschen unter anderem, der Kölner Kirchentag wolle mit Blick auf den G8-Gipfel in Heiligendamm „Brücken bauen“ und „Fronten auflockern“. Die Themen des Kirchentags seien geprägt durch den Gipfel: Es gehe um gerechte Weltwirtschaft, Afrika, Klimaschutz und die Konflikte im Nahen Osten. Diese Botschaft war Höppners zentrale Aussage während des gesamten Kölner Kirchentags, er wiederholte sie beispielsweise auf dem Roncalliplatz in ähnlicher Form, nachzulesen als pdf-Dokument auf den Seiten der rheinischen Landeskirche hier.

Grußworte zur Eröffnung
Außenminister Frank-Walter Steinmeier rief in seinem Grußwort zur „gemeinsamen Welt-Innenpolitik“ auf: „Wir sitzen alle in einem Boot, egal, ob arm oder reich“, sagte er und wünschte sich außerdem „für Deutschland ein neues Bündnis für sozialen Zusammenhalt“, für bürgerschaftliches Engagement. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers erinnerte an Konrad Adenauer, der 1946 vor einem „gottlosen Materialismus“ gewarnt habe. „Heute hat diese Einschätzung an Aktualität wenig eingebüßt“, sagte er. Kardinal Joachim Meisner betonte, dass Köln sich „gründlich vorbereitet“ habe und bezog sich in seinem Grußwort auf die Losung eines vergangenen Kirchentages, das 1999 in Stuttgart lautete: „Ihr seid das Salz der Erde“. Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma schließlich betonte – ähnlich wie Rüttgers für NRW -, dass Köln genau die richtige Stadt für einen Kirchentag in unseren Zeiten sei, wo es ja unter anderem auch um die Verständigung der Religionen untereinander gehe. Dabei verwies er auf die wichtige Arbeit des Kölner Rats der Religionen, in dem eben ganz bewußt nicht nur die beiden großen christlichen Religionen, sondern 15 weitere Religionsgemeinschaften vertreten seien. Außerdem begrüßte er ausdrücklich die „mehr als 5.000 Menschen“, die von außerhalb Deutschlands zum Kölner Kirchentag angereist seien.

Tipps
Der Eröfnungsgottesdienst mit der Predigt von Präses Schneider wurde viel zitiert, auf vielen Kanälen übertragen. Aber es gab ja vier Eröffnungsgottesdienste – die rheinische Landeskirche hat die jeweiligen Predigten als pdf-Dokumente ins Netz gestellt:
Hier die Predigt von Prof. Dr. Daniele Garrone, der den Eröffnungsgottesdienst auf dem Roncalliplatz hielt.
Und hier die Predigt von Kerstin Griese, de den Kirchentag auf der Diakonie-Bühne am Heumarkt eröffnete.
Und einen Bericht über den Eröffnungsgottesdienst in leichter Sprache auf den Kirchentagsseiten hier.

Text: AL
Foto(s): WDR