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Freuen sich auf das Fest mit der Kunstaktion „Engel der Kulturen“: Gemeindereferentin Elisabeth Uhlenbroch-Bläser, Pfarrer Rolf Theobold (ev.), Müslüm Sakinc (alevitische Gemeinde), Pfarrer Thomas Rhein (kath.), Monika Möller (Arbeitskreis der Kinder Abrahams) und Norbert Becker (Bürgeramt Porz)

Der „Engel der Kulturen“ kommt nach Porz – Bodenintarsie wird als Zeichen des Friedens verlegt

Mit einem Gang durch die Porzer Innenstadt und anschließendem interkulturellem Fest auf dem Alfred-Moritz-Platz vor dem Porzer Rathaus wird die Verlegung der Bodenintarsie „Engel der Kulturen“ am Sonntag, 27. Mai, gefeiert. Das Besondere an diesem Fest ist die gemeinsame Planung und Realisierung durch die katholische und die evangelische Kirche, zusammen mit dem „Porzer Arbeitskreis der Kinder Abrahams“, dem Bürgeramt Porz, dem Interkultureller Dienst des Bezirksjugendamtes Porz und dem Künstlerehepaar Carmen Dietrich und Gregor Merten. Damit reihen sich die Veranstalter ein „in den roten Faden der Friedenskultur“, erklärte Gemeindereferentin Elisabeth Uhlenbroch-Bläser vom Katholischen Familienzentrum Porzer Rheinkirchen bei der Vorstellung der Aktion.

Frieden und Respekt bei aller Unterschiedlichkeit
„In unserer globalisierten Welt ist ein friedliches und respektvolles Miteinander der Menschen bei aller Unterschiedlichkeit von Herkunft, Kultur und Weltanschauung Grundlage für eine lebenswerte Zukunft. Dies wird erst durch gegenseitiges Kennenlernen und einen intensiven Austausch ermöglicht.“ So beschreiben die Künstler selbst ihre Aktion, die sie bereits an vielen Orten initiiert haben.

Kunstwerk mit Kreuz, Stern und Halbmond
Das Burscheider Künstlerpaar hat eine Skulptur geschaffen, die als Grundlage für die Bodenintarsie dient. Das Kunstwerk „Engel der Kulturen“ ist ein 1,50 Meter großer und 80 Kilogramm schwerer Stahlkreis, in dem am Rand Kreuz, Stern und Halbmond als Zeichen für die drei abrahamischen Weltreligionen (Christentum, Judentum, Islam) eingelassen wurden. Die Symbole stehen stellvertretend für alle Kulturen und Religionen. In der Mitte des Rings, die freigelassen wurde, ergibt sich die Figur eines gedachten Engels. Der Engel steht als verbindendes Element der Religionen. „Es sind noch Plätze frei für weitere Religionsgemeinschaften“, betont Monika Möller vom Arbeitskreis der Kinder Abrahams in Porz.

Der „Engel der Kulturen“ als 50-Cent-Münze
Der „Engel der Kulturen“ als 50-Cent-Münze. Sie wird für 5 Euro beim Fest verkauft.

Pfarrer Theobold ruft auf, ein Zeichen zu setzen
„Ich hoffe sehr, dass an diesem Tag viele Menschen kommen werden und wir damit ein starkes Signal in die Öffentlichkeit senden“, sagt Pfarrer Dr. Rolf Theobold. „Denn jeder, der kommt, setzt auch ein Zeichen und unterstützt den verbindenden Gedanken“. Das Verbindende sei unter dem „Stichwort Frieden“ zusammengefasst, erklärt der evangelische Theologe. Der „Engel der Kulturen“ in dreifacher Form, als Rollrad, als Bodenintarsie und als Anhänger, der am Tag verkauft wird, sei „Kunst der Begegnung“. Diese Kunst verbinde Menschen miteinander, Orte miteinander und Religionen miteinander. „Uns Veranstaltern ist es wichtig, dass Religion nicht mit Krieg oder Konflikt verknüpft wird, sondern mit Frieden“, sagt Theobold. In Porz arbeiten christliche, muslimische, jüdische und alevitische Gläubige schon seit langem zusammen, berichtet er und zählt auf: „Es gab bereits zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen, zum Beispiel zur Erinnerung an den Holocaust, Friedensgebete, eine öffentliche Podiumsdiskussionen zum Thema ‚Gewalt in den Religionen‘, ein Begrüßungskonzert für Flüchtlinge und insbesondere das alle zwei Jahre stattfindende Abrahamsfest.“

„Engel der Kulturen“ als sichtbares Zeichen für den Frieden
Bei der Aktion am 27. Mai wird der „Engel der Kulturen“ als sichtbares Zeichen für den Frieden durch den Stadtteil gerollt. An drei Stationen wird Halt gemacht: um 12 Uhr bei den „Stolpersteinen“, Bennauer Straße/Ecke Hauptstraße, um 13 Uhr an der Moscheegemeinde, Bahnhofstraße, und um 14 Uhr an der Kirche St. Josef, Bahnhofstraße. Dort werden jeweils Sandabdrücke des Engels genommen, es wird gemeinsam gebetet und es gibt ein Rahmenprogramm mit Grußworten und musikalischen Darbietungen.

Fest vor dem Porzer Rathaus am 27. Mai
Von 15 bis 18 Uhr ist ein Fest vor dem Porzer Rathaus geplant. Dort verlegen die beiden Künstler eine Bodenintarsie des „Engels der Kulturen“ in der Mitte des Platzes vor dem Rathaus als dauerhaftes Zeichen für den Frieden. Dabei entsteht ein neuer Ring, der das Datum dieser Verlegung trägt und an die nächste Aktion weitergereicht wird. Chöre, Musik- und Tanzgruppen gestalten ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm unter der Moderation des SPD-Politikers Christian Joisten und eine Ausstellung zeigt die Umsetzung kreativer Ideen mit dem Engel, die zuvor von verschiedenen Jugendgruppen erarbeitet wurden.

Engel der Kulturen aus Kupfer auf dem Boden
Noch liegt hier eine Nachbildung aus Kupfer an der Stelle, an der am 27. Mai die Bodenintarsie vor dem Porzer Rathaus eingelassen wird

Statement gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fundamentalismus
Das Kunstprojekt „Engel der Kulturen“ besteht seit 2008 und ist ein deutliches Statement gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fundamentalismus. Die Skulptur wurde schon an vielen Orten installiert, unter anderem in Istanbul, Sarajevo und Brüssel. Die Künstler werden nach dem 27. Mai weiterziehen – auch nach Jerusalem. Hier soll aus allen Engeln, das sind die Innenteile der ausgebrannten Bodenintarsien, eine Friedenssäule erschaffen und aufgestellt werden. „Und mit dabei ist der Porzer Engel“, sagt Elisabeth Uhlenbroch-Bläser stolz. Und Norbert Becker, Leiter des Bürgeramtes Porz, freut sich, dass die Skulptur bald vor dem Rathaus zu sehen sein wird. „Da gehen viele Menschen dran vorbei, die ein Anliegen haben und zu ins Bürgeramt kommen“.

Text: Angelika Knapic
Foto(s): Angelika Knapic