Von einem Heimspiel zu sprechen, wäre wohl untertrieben. Die Lesung mit Carsten Henn in der Hürther Martin-Luther-Kirche geriet eher zu einem Fan-Treffen. Auch Henns Eltern waren gekommen. Der Autor hat in seiner Heimatstadt Hürth, in der er auch lebt, das Albert-Schweizer-Gymnasium besucht. Er ist dort also kein Unbekannter. Bundesweit bekannt wurde Carsten Henn nach seinem Erfolg mit dem Roman „Der Buchspazierer“, der auf der Jahresbestsellerliste 2021 auf dem sechsten Platz landete.
Und man ist kein Prophet, wenn man davon ausgeht, dass in diesen Wochen noch zahlreiche weitere Bücher verkauft. Gerade läuft „Der Buchspazierer“ mit Christoph Maria Herbst in der Hauptrolle in den Kinos.
„Schön, wieder hier zu sein“
Henn las im Rahmen der Reihe „Kulturkirche Hürth“, die vor zwei Jahren ihren Auftakt hatte. Mit einer Lesung von Henn. „Schön, wieder hier zu sein“, grüßte der Autor denn auch in die Runde. Seit dem 10. Oktober läuft „Der Buchspazierer“ in den Kinos. „Alle, die das Buch nach dem Film lesen, haben jetzt natürlich das Bild von Christoph Maria Herbst als ,Buchspazierer‘ vor Augen.“ Das Buch sei eine Hommage an die Bücher und ihre Macht, und an alle Buchhändler und Buchhändlerinnen und Bibliothekare und Bibliothekarinnen, deren Leidenschaft es sei, Literatur zu empfehlen.
„Leider hat es die Buchhändlerin Ursel Schäfer aus dem Buch nicht in den Film geschafft.“ Das gelte im Übrigen auch für die Katze namens „Hund“. Katzen und Hunde seien in Filmen wahnsinnig teuer, hat Henn von dem Produktionsteam erfahren. „Jeder, der eine Katze hat, weiß, wie teuer das werden kann“, verwies er unter dem Gelächter des Publikums auf den Eigensinn der Tiere.
Es gibt ein reales Vorbild für den „Buchspazierer“. Der hat in Aachen tatsächlich Bücher zu seinen Kundinnen und Kunden zu Fuß gebracht, erzählte Henn. Getroffen habe er ihn aber nicht. „Ich wollte nicht, dass ich entweder seine Geschichte erzähle, oder eben ganz bewusst nicht seine Geschichte erzähle.“ Henn berichtete, dass er für seine Bücher sonst immer vor Ort recherchiere. „Ich reise dahin und gucke mir an, was da los ist. Wenn ich mich als Autor vorstelle, öffnet das Türen. In einer Gin-Destillerie habe ich gesagt ,Guten Tag, ich würde gern jemanden bei Ihnen ermorden.‘ Der, mit dem ich gesprochen habe, hat geantwortet, dass er einen Vorschlag machen könne, wen.“ Danach wurde Henn zu einer Betriebsführung eingeladen.
Internationale Ausgaben des „Buchspazierers“
Interessant sei, dass Leserinnen und Leser den „Buchspazierer“ in ganz unterschiedlichen Städten verorten würden. „Aachen, Heidelberg, Freiburg, Lübeck, Münster.“ Es sei keine davon. „Ich brauchte eine Stadt, die ich selbst kreieren konnte, eine Modellbaustadt.“
Danach zeigte Henn auf einer Leinwand internationale Ausgaben des „Buchspazierers“. Die Layouts der Buchcover unterschieden sich deutlich. Bei einer Ausgabe habe er besonders gestutzt, gestand der Autor. „Der ,Buchspazierer‘ in Thailand ist nur halb so dick wie das Original.“ Aber so sei das Autorenleben. Man verkaufe die Rechte und habe danach keinen Einfluss mehr.
„Die goldene Schreibmaschine“, ein All-Age-Roman
Das jüngste Buch des Hürther Schriftstellers heißt „Die goldene Schreibmaschine“, ein Fantasy-Roman für Menschen ab zehn Jahren. Die Hauptfigur Emily entdeckt in der Bibliothek, in der ihre Oma arbeitet, eine zweite geheime Bibliothek. Dort steht jedes Buch, das jemals geschrieben wurde. Und dort steht auch eine goldene Schreibmaschine mit magischen Kräften. Wenn man auf dieser Maschine Texte schreibt und in die Bücher klebt, kann man deren Handlung ändern. Und die Änderungen greifen – Magie – auch in die Realität ein. Das Buch sei ursprünglich als Kinderbuch angelegt gewesen, erklärte Henn. „Aber ich habe so viele positive Rückmeldungen von Erwachsenen bekommen, dass man wohl sagen kann: Es ist ein All-Age-Roman.“
Foto(s): Stefan Rahmann