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Dem Volk aufs Maul geschaut. Die Deutsche Bibelgesellschaft macht Luthers Übersetzungsarbeit anschaulich.

Martin Luthers erster Grundsatz beim Übersetzen lautete: Der Übersetzer darf nicht am Wortlaut seiner Vorlage kleben, sondern er muß deren Sinn wiedergeben. Und so fragte er sich immer „Wie redet der deutsche Mann in diesem Fall?“ Oft hat er sich das mehrmals gefragt, seine Bibelübersetzung wieder und wieder überarbeitet, bis er sicher war, den richtigen Ton getroffen zu haben.


Wer schon immer genauer wissen wollte, welche Prinzipien der Lutherbibel zugrunde liegen und wie er  „dem Volk aufs Maul“ geschaut hat, wird jetzt bei der Deutschen Bibelgesellschaft auch im Internet fündig. Im Download-Bereich „Publikationen“ steht eine PDF-Datei zu Martin Luther als Bibelübersetzer bereit. Dort wird anhand von Beispielen erklärt, wie Luther den Grundsatz „rein und klar Deutsch“ entwickelte. Außerdem erfahren Leserinnen und Leser etwas über die „Reformatorischen Hauptwörter“ wie Glaube, Gnade und Trost.


Ein wirklich interessantes Dokument: Dort sind neben Zitaten aus Luthers Handschriften bei der Übersetzung auch dessen eigene Kommentare zu seiner Arbeit zu finden, erste und revidierte Fassungen ausgewählter Paassagen mit Jahresangaben – alles in anschaulichen Zitaten, so dass sich Luthers Arbeitsweise anschaulich nachvollziehen läßt.
Nicht nur das: Die Zusammenstellung macht auch deutlich, warum Luthers Bibelübersetzung bis heute gültig bleiben konnte: Ganz konsequent hat er immer wieder seine „Lieblingswörter“ Trost, Gnade und Glaube verwendet. Neudeutsch gesprochen, könnte man sagen: Luther war auch ein guter Marketingstratege, er hat seiner Bibelübersetzung damit einen einheitlichen Anstrich gegeben, einen hohen Wiedererkennungswert, das, was wir heute „Corporate Identity“ nennen.


Das pdf-Dokument enthält zahlreiche Fotos. Und es läßt sich gut ausdrucken. Schließlich ist es gerade rechtzeitig erscheinen: Am 31. Oktober ist Reformationstag, wie jedes Jahr auch 2003 auch in Köln mit einer großen Reformationsfeier in der Trinitatiskirche begangen. Grund: Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther seine Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg.

Vielleicht beschäftigen sich dieses Jahr ja wieder mehr Menschen mit dem Wittenberger Reformator, dazu könnte auch der Film beitragen, der in prominenter Besetzung das Leben Luthers erzählt: Die Hauptrolle spielt Hollywood-Star Joseph Fiennes („Shakespeare in Love“), Sir Peter Ustinov tritt als sächsischer Kurfürst Friedrich auf, Claire Cox als Luthers Frau Katharina von Bora, in weiteren Rollen sind Uwe Ochsenknecht, Bruno Ganz und Matthieu Carrière zu sehen.  

Text: Al-Mana
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