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Dem Hass entgegen treten

Die günstige Konjunktur wirkte sich auch auf die Einnahmen durch die Kirchensteuer aus, erfuhren die 79 Teilnehmenden der Sitzung der Verbandsvertretung am Freitag, 25. November. Darüber hinaus berichtete Stadtsuperintendent Rolf Domning von Aktivitäten im Kirchenverband und stellte sich erneut zur Wahl.

Unter den Gästen befand sich auch Monsignore Rainer Fischer als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der in seinem Grußwort der Hoffnung auf ein Voranschreiten der Ökumene Ausdruck gab. Dies erst recht beim Ausblick auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017: „Ich wünsche mir, dass im Rahmen des Jubiläums auch katholische Schwestern und Brüder eingeladen und abgeholt werden.“ Die Haltung verglich Fischer mit der eines „sich freuenden Christen, der zum Nachbarn kommt und sagt‚ ‚wir feiern ein großes Fest, gerne mit dir – das ist kein bequemes Fest, aber ich will nicht allein feiern‘“. Seinem Wunsch werde, darauf verwies er ausdrücklich, in Kölner Gemeinden längst entsprochen. Zum Schluss wies er auf den Versöhnungsgottesdienst im kommenden Jahr hin: Am 11. März 2017 wollen die katholische und die evangelische Kirche in Hildesheim einen Buß- und Versöhnungsgottesdienst unter dem Titel „healing of memories“ (Heilung von Erinnerungen) feiern.

Andacht zur Eröffnung
Der katholische Gast sprach von Versöhnung, die Eröffnungsandacht widmete sich einem ebenso bedeutenden Thema unter Bezug auf Psalm 69: „Meine Augen verzehren sich im Harren auf meinen Gott. Derer, die mich ohne Ursache hassen, sind mehr als Haare auf meinem Haupte“, diese Worte schlugen die Brücke zu einem aktuellen Text von Carolin Emcke, aktuelle Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Auch sie verwendet Psalm 69 als Einleitung ihres kürzlich erschienenen Buches: „Gegen den Hass“.

Mit dem Hass Wahlen gewinnen
„Der Hass ist ein prominentes Thema, er ist in diesen Tagen omnipräsent und global wirksam, im Netz, in Diskussionsrunden, in Publikationen, auf der Straße“, konstatierte Domning. Der Hass habe nur eine Silbe und mache einsilbig. „Ja, mit dem Hass lassen sich sogar Wahlen gewinnen, sogar in dem angeblich freiheitlichsten und tolerantesten Land der Welt.“ In der US-Partnerkirche, der „United Church of Christ“ (UCC), beobachte man das Geschehen mit Sorge und bitte um Gebet und Solidarität, informierte Domning die Anwesenden.

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Wir wissen nur zu gut, dass der Hass den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Innersten zerstören wird. Wir bleiben dabei, wir setzen der Sprache der Menschen-Verächter und Aus-Grenzer die Sprache der Liebe und Barmherzigkeit entgegen“, schloss er seine Andacht.

Bericht des Stadtsuperintendenten
Zu den Silvesterübergriffen hatte Domning am 7. Januar Stellung bezogen. Zur „Kölner Botschaft“, zu deren Unterzeichnern er auch selbst gehörte, fand im Februar eine Diskussionsveranstaltung mit Präses Manfred Rekowski, Domning selbst, Kulturschaffenden und der Kölner Diakonie statt, an die Domning in seinem Bericht erinnerte. „Meinem Empfinden nach, das habe ich bei der Diskussion zum Ausdruck gebracht, hatte die „Kölner Botschaft“ etwas sehr Befreiendes, weil sie zu einer Versachlichung der Debatte beitragen konnte und geholfen hat, die feststellbare Sprachlosigkeit zu überwinden“, sagte Domning. Sexuelle Übergriffe, Kriminalität und Terroranschläge sorgten auch bei vielen Flüchtlingsinitiativen für Ernüchterung. Dies seien aber Einzelfälle, betonte der Stadtsuperintendent, die nicht auf die überwältigende Mehrheit der Flüchtlinge übertragen werden dürften.

Ausblick: Herausforderung Rechtspopulismus
Der um sich greifende Rechtspopulismus wird Thema einer Veranstaltung am 10. Februar 2017 sein. Bereits zugesagt haben Hans-Peter Killguss, Leiter der Informations- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus im NS-Dokumentationszentrum, Gerhart Baum, ehemaliger Bundesminister, und Dr. Ellen Ueberschär, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages („Wer sich rassistisch äußert, wird nicht eingeladen“, DEKT am 17. September 2016).

„Nicht weniger wichtig finde ich in diesem Zusammenhang auch die Auseinandersetzung mit dem politisch-islamischen Rechtsruck in der Türkei und den damit verbundenen gesellschaftlichen Verwerfungen, ja Spaltungen in der Türkei, die sich auch bis hin zu uns fortsetzen“, erklärte Domning. Beispielhaft nannte er die Feindseligkeiten in den Auseinandersetzungen um das Dialog-Gymnasium. „Auch die heftige Kritik an der Armenien-Resolution kann nicht ohne Auswirkungen auf unseren Dialog mit der DITIB bleiben“, betonte Domning.

Ausblick: Krisenkonzept
Kirchen, die im Krisenfall sofort ihre Türen öffnen, waren bereits Thema der letzten Verbandsvertretung. Jetzt konnte Domning mehrere Gemeinden nennen, die bereit sind, im Fall eines Attentats oder Anschlags sofort ihre Türen zu öffnen. Es handelt sich um elf Kirchen im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch, vier im Kirchenkreis Köln-Mitte und jeweils drei in den Kirchenkreisen Köln-Süd und Köln-Nord. Dafür wurden Plakate und Rollups entworfen und den Gemeinden zur Verfügung gestellt, ebenso wie eine Liturgie für eine Andacht nach Katastrophen und Terroranschlägen. „Wir hoffen, dass wir nie so weit kommen werden, diesen Prozess auslösen zu müssen“, betonte Domning.

Ausblick: Jubiläen
Die Evangelische Kirchengemeinde Frechen, die älteste evangelische Gemeinde im Kölner Raum (1540 Bachem und 1543 Frechen), kann 2017 das 300. Baujubiläum ihrer Kirche feiern. Gymnasiasten, wahrscheinlich eher Studenten, aus „Liebe zur römisch-catholischen Religion“, ließen sich 1716 bereits zum Kirchbaustellen-Sturm aufhetzen, eine viel erzählte Anekdote der Kirchengeschichte.

Das Reformationsjubiläum im Rosenmontagszug war auch Thema. Bedauerlicherweise gab es trotz eines langen Vorlaufes erst im Oktober konkrete Überlegungen, die jedoch sehr von dem ursprünglichen Ansatz, einen Motto-Wagen dem Reformationsjubiläum zu widmen, abwichen. Der Vorstand hat deshalb entschieden, von einer Teilnahme am Rosenmontagszug abzusehen.

„In meinem Schreiben an das Festkomitee habe ich mir dann doch nicht den Satz verkneifen können: 'Da unsere Idee in der Zwischenzeit auch von den Verantwortlichen in Düsseldorf – wahrscheinlich auch in Mainz – aufgegriffen wurde, und es dort bereits Mitte dieses Jahres zu konkreten Absprachen kommen konnte, ist die Präsenz der Evangelischen Kirche beim rheinischen Karneval gewährleistet, was uns ein wenig tröstet'“, gab Domning Anlass zum Schmunzeln.

50 Prozent christliche Einwohner
Das Statistische Jahrbuch 2015 für Köln hält Zahlen von 2014 vor, die Ausgabe für 2016 ist noch nicht veröffentlicht. Köln hatte 1.017.721 Einwohner im Jahre 2000, davon waren 446.078 katholisch und 188.315 evangelisch. 2014 sind von 1.053.528 Einwohnern noch 382.823 katholisch und 167.825 evangelisch. Das sind insgesamt 52,2 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung. „Köln ist also noch zu gut 50 Prozent eine christliche Stadt“, informierte der Stadtsuperintendent.

Dank für gute Diskussionskultur
Zum Berichtsende dankte Domning seinen Kolleginnen und Kollegen, dem Vorstand, der Verbandsverwaltung und den Mitarbeitenden in den Ämtern und Einrichtungen: „Ich habe die zurückliegenden vier Jahre wirklich als etwas Besonderes erlebt. Ich meine damit die Diskussionskultur im Vorstand, die Offenheit auch bei kontroversen und kritischen Themen. Differenzen haben nie Gräben aufgeschüttet, wir sind letztlich immer im Gespräch geblieben und haben das, was wir beschlossen haben, gemeinsam getragen.“

Diakoniespende 2017 für das KALZ
Stolze 222.959,48 Euro gingen bis zum 31. Juli 2016 im Rahmen der Diakoniespende unter dem Motto „Weichen stellen“ für den Kölner Flüchtlingsrat ein. Die derzeitige Diakoniespende geht an den „Hilfsfonds für Flüchtlinge“ des Diakonischen Werks Köln und Region. Seit dem 1. August sind bereits 19.155,33 Euro eingegangen.

Die Spendenaktion im Jahr 2017, die am 1. August 2017 starten wird, dient der Unterstützung des „Kölner Arbeitslosenzentrum“ (KALZ). Dafür hatte sich der Vorstand in seiner Sitzung am 20. September dieses Jahres ausgesprochen. Die Verbandsvertreter folgten der Empfehlung und fassten dazu einen einstimmigen Beschluss.

Jahresabschluss 2015
Um Finanzen ging es auch, als Vorstandsmitglied Lothar Ebert den Jahresabschluss 2015 und den Haushalt 2017 ausführlich vorstellte. Um der Verbandsvertretung „die schwere Materie nahezubringen“ habe er erstmals eine Zusammenfassung des Abschlusses für das Jahr 2015 erstellt – die wegen der Übersichtlichkeit und der grafischen Darstellungen sehr gelobt wurde. Die gute Konjunktur 2015 schlage sich auch in den Einnahmen aus der Kirchensteuer nieder, die über den Erwartungen blieben, teilte Ebert mit. Rund 105 Millionen Euro Einnahmen durch Kirchensteuern konnte der Kirchenverband verzeichnen, 7,6 Millionen Euro mehr als geplant (97,4). Dieser Anstieg lasse die Mindereinnahmen durch die sinkende Zahl der Gemeindeglieder von 284.263 (30. Juni 2015) auf 280.614 (30. Juni 2016) nicht zum Tragen kommen.

Gewohnt souverän präsentierte Lothar Ebert das Zahlenwerk der verschiedenen Haushalte

Übrig bleibe eine Verteilsumme von 51 Millionen Euro, nach Abzug des sogenannten „20-Prozent-Blocks“ (Haushalt des Verbandes) ergeben sich 40,9 Millionen Euro. Davon werden nach Abzügen, unter anderem für die Immobilienbewirtschaftung der Kirchengemeinden, 39,7 Millionen Euro planmäßig auf die Gemeinden verteilt.

Von den darin enthaltenen um 7,6 Millionen Euro höheren Kirchensteuererträgen verbleiben nach allen Abzügen – zum Beispiel für landeskirchliche Umlagen – 7,0 Millionen Euro übrig, die zusätzlich ausgeschüttet werden können. Davon gehen 1,4 Millionen Euro an den 20-Prozent-Block, der „den Bereich der eigentlichen Tätigkeit und Aufgabenerfüllung des Verbandes“ umfasst. Dazu gehören übergemeindliche Einrichtungen wie das Diakonische Werk, das Jugendpfarramt, das Frauenreferat, die Melanchthon-Akademie, die Straffälligenseelsorge oder die Gehörlosenseelsorge. 5,6 Millionen Euro werden an den sogenannten „80-Prozent-Block“, an die Verbandsmitglieder, also die Kirchengemeinden, ausgeschüttet.

Haushalt 2017
Für den Haushalt 2017 erwartet Ebert Einnahmen aus der Kirchensteuer von 100,8 Millionen Euro ein Plus von rund 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch der Finanzkirchmeister bedankte sich im Anschluss an seinen Vortrag bei Britta Brill und Stephan Neugebauer für die guten Vorbereitungen durch die Abteilung „Finanzen“.

Wahl des Stadtsuperintendenten
Hierzu stellte Domning fest: „Sofern Sie mich wählen wollen und Sie sich fragen, wie lange er das denn noch machen kann, sage ich lieber gleich: Ich habe noch zwei Jahre und acht Monate Restlaufzeit im Amt.“ Nachdem er bereits am 5. November auf der Synode des Kirchenkreises Köln-Mitte einstimmig zum Superintendenten wiedergewählt wurde, hatte er auch auf der Tagung der Verbandsvertretung das Vertrauen der 79 Mitglieder auf seiner Seite: Rolf Domning wurde ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen einstimmig zum Stadtsuperintendenten des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region wiedergewählt – und damit in seinem Amt bestätigt.

Domning kann auf acht Jahre Erfahrung in dieser Position zurückblicken. Zum ersten Mal wurde er 2008 zum Stadtsuperintendenten gewählt. Er leitet damit das höchste Gremium des Kirchenverbandes, die Verbandsvertretung. Das kontinuierliche Gespräch mit Politik und Gesellschaft und der Austausch mit Kunst und Kultur gehören in Köln und der Region zu den Schwerpunkten seiner Aufgaben.

Bestätigt wurden auch Markus Zimmermann als Stellvertretender Stadtsuperintendent sowie Superintendentin Andrea Vogel und Superintendent Dr. Bernhard Seiger in ihren Vertretungspositionen.

Abschied
Zwei Mitglieder des Verbandsvorstandes durfte die Verbandsvertretung verabschieden. Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie, und Pfarrerin Ulrike Graupner kandidierten diesmal nicht mehr. Graupner war bisher Stellvertreterin für das Vorstandsmitglied Jörg Schmidt. „Ich habe jetzt ein bisschen mehr Zeit für meine inhaltliche Arbeit. Aber es war eine sehr schöne Aufgabe“, verabschiedete sich Bock aus dem Vorstand. Seine Nachfolgerin wurde Pfarrerin Dagmar Schwirschke von der Evangelischen Gehörlosenseelsorge. Für Ulrike Graupner wurde Pfarrer Uwe Zimmermann als Stellvertreter von Jörg Schmidt gewählt.

Zwölf Älteste und Stellvertreter, gewählt aus den Presbyterien und Kreissynoden, gehören ebenfalls zum Verbandsvorstand. Neu im Gremium sind Silke Schmidt aus der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal, Petra Neuhaus aus der Evangelischen Kirchengemeinde Delling, Christoph Schapper aus der Evangelischen Kirchengemeinde Bergisch Gladbach und Heidemarie Rehme aus der Evangelischen Kirchengemeinde Porz.

Die Mitglieder der Fachausschüsse, die gewählt bzw. wiedergewählt wurden, finden Sie hier.

Stichwort Verbandsvertretung
Die Verbandsvertretung ist das Leitungsorgan des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit seinen 58 Gemeinden im Rhein-Erft-Kreis, in Köln und im Rheinisch-Bergischen Kreis in den vier Kölner Kirchenkreisen. Zu den Aufgaben der Delegierten gehört unter anderem der Beschluss des Haushalts. Die Verbandsvertretung tagt zweimal im Jahr, einmal im Frühjahr und einmal im Herbst.

Text: Annette von Czarnowski
Foto(s): Annette von Czarnowski