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Delegation des Kirchenkreises Köln-Nord zu Besuch bei der Christlichen Kirche in Ostjava

Eine andere Welt
Fünf Vertreter des Kirchenkreises besuchten im Oktober die Protestantische Kirche in Ostjava/Indonesien (GKJW). Sie erlebten zwölf beeindruckende und unvergeßliche Tage. Neben Besuchen in den beiden großen Städten Surabaya und Malang standen auch Gemeindebesuche in ländlichen Regionen auf dem dicht gedrängten Programm.

Es ist eine andere Welt, in die wir eingedrungen sind. Fremd sind wir für die Menschen, denen wir begegnen. Doch immer wieder überwältigend sind die Freundlichkeit und die Würde, die viele ausstrahlen, trotz für uns oft erschütternder Lebsnsbedingungen. In Java empfängt uns eine Landschaft von großer Vielfalt und bizarrer Schönheit. Auf der Insel leben mehr als 100 Millionen Menschen, dicht gedrängt auf engstem Raum, besonders in den großen Städten. Ein großer Teil des Lebens spielt sich auf oder an der Straße ab. Für viele ist es täglicher Kampf ums Überleben.

Die Verbindlichkeit des Gemeindelebens ist groß
Eine ganz eigene Erfahrung ist der Verkehr in den beiden großen Städten, die wir besuchen, Malang und Surabaya. Verwirrend chaotisch im ersten Moment, allmählich merken wir, wie subtil alles funktioniert. Irgendwie fließt es, kommen alle voran, die vielen Autos, unzählige Mopedfahrer, Fahrradfahrer und die ‚Becaks‘, die allgegenwärtigen Fahrradrikschas.

Im Mittelpunkt der Reise stehen das Kennenlernen der Kirche in Ostjava und Besuche in Gemeinden. Überwältigend auch hier die Gastlichkeit und die Freundlichkeit der Menschen. Die Verbindlichkeit des Gemeindelebens ist groß. Ein großer Teil wird von Ehrenamtlichen getragen, die Beteiligung an Gottesdiensten und Veranstaltungen ist unglaublich hoch. Die Christen als Minderheit in einem muslimischen Umfeld halten zusammen.

Große Herzlichkeit, Stolz und Würde
Zwei Tage sind wir in der ‚Ngagel-Gemeinde‘ in Surabaya zu Gast, nehmen an Gemeindegruppen teil, besuchen Familien, Alte und Kranke. Es sind bewegende und nahegehende Besuche, erschütternd zu sehen, unter welchen Bedingungen Menschen in unserer Welt leben müssen. Immer wieder werden unsere Hemmungen, in diese Lebenswelt von Menschen einzudringen, durch die große Herzlichkeit, den Stolz und die Würde der Besuchten überwunden. Am Dienstagabend sind wir zum ‚Hausgottesdienst‘ in einem der fünf Gemeindebezirke eingeladen. Etwa 80 bis 100 Menschen sind gekommen, sitzen im Haus, auf der Terasse, stehen auf der Straße. Alle wollen den Ehrengästen aus Deutschland die Hände schütteln. Ich bin gebeten worden, die Predigt zu halten, für mich eine große Ehre, aber auch eine Herausforderung, den Menschen hier Gottes gute Botschaft zu vermitteln. Das ganze wird mit Lautsprecher übertragen.

Der christliche Glaube wird hier ganz bewußt gelebt und öffentlich gemacht. Bewegend auch der Abschied, viele Geschenke, gute Wünsche und die fast gestammelten Worte des Gemeindevorstehers: ‚Come Back! – kommt wieder!‘. Wir spüren die Kraft des gemeinsamen Glaubens, die Verbundenheit über alle Entfernungen und Grenzen hinweg. In Mojowarno, einem kleinen Dorf rund 80 km südwestlich von Surabaya ziehen wir zu den Klängen von ‚Freude schöner Götterfunken‘ in die Kirche ein, intoniert von der Band.. Etwa 100 junge Menschen sind zum Jugendgottesdienst am Freitagabend gekommen. Wenig später erklingt auch ‚Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen‘ – während wir mit der Hitze und dem Schweiß kämpfen. Viele Melodien und Lieder aus unserer Tradition werden auch in Ost-Java gsungen. Dazu auch viele Gospel-Melodien.

Stimmt es,daß ihr keine Kinder und Jugendlichen in euren Gemeinden habt?
Immer wieder spüren wir die verbindende Kraft des Glaubens. Entdecken gemeinsame Traditrionen. Aber immer wieder spüren wir auch, wie schwierig es ist, unsere Situation verständlich zu machen. ‚Stimmt es, daß bei Euch kaum jemand zur Kirche geht? Warum?‘ ‚Stimmt es,daß ihr keine Kinder und Jugendlichen in euren Gemeinden habt?‘ ‚Wie leben die anderen Religionen bei Euch?‘

Flaschenschiff als Hoffnungssymbol
Beim Abschied erhalten wir alle von Dr. Bamband Ruseno, dem verantwortlichen Repräsentanten der GKJW ein Flaschenschiff, das ‚Partnership‘ (Partnerschafts-Schiff). Es symbolisiert die Hoffnung, daß wir uns in Köln und Ost-Java auf gemeinsame Fahrt begeben, uns kennenlernen, uns austauschen, uns gegenseitig helfen, unseren Glauben zu leben und Zeugnis abzulegen, zum Wohl der Menschen und zum Besten der Gesellschaft.

Come back – kommt wieder!
Ein wenig wehmütig nehmen wir schließlich Abschied. Aber wir nehmen die Gewißheit mit, Geschwister und Freunde/Freundinnen gewonnen zu haben.

Text: Eberhard Matthieß
Foto(s): Eberhard Matthieß