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DEKT-Ausstellung im Kunsthaus Rhenania: „Haifischbecken / Oder ist Gott Amerikaner?“

Nein, die Besuchenden haben nichts falsch gemacht. Die ungewöhnliche Begrüßung, ein vielstimmiges Lachen, gilt nicht ihnen. Bereits im Entree zu vernehmen, durchflutet es die niedrigen Säulengänge des Südkellers im Kunsthaus Rhenania. Und es hört nicht auf. Die Tonspur, von Martina Biesenbach aus Gelächterproben von KollegInnen im Atelierhaus im Rheinauhafen collagiert, ist ihr Beitrag zum Kirchentag. Besser: Die Installation bildet eine ihrer Arbeiten innerhalb des Kunstprojekts „Haifischbecken / Oder ist Gott Amerikaner?“ zum Kirchentag. 18 Kunstschaffende sind daran beteiligt. Mit Zeichnung, Malerei, Fotografie, Videokunst, Objekt und Installation. Eingerichtet ist die zweigeteilte Schau auf der weitläufigen, segmentierten Kellerebene und unterm (Turm)Dach.



Künstler laden den Kirchentag ein


Im letzten Jahr hatte Erich Witschke, Kunstbeauftrager des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, in der Trinitatiskirche eine Ausstellung mit zehn Mitgliedern des Kunsthauses Rhenania konzipiert. Nun bleiben die Beteiligten auf vertrautem Terrain. Sie laden ihrerseits den Kirchentag ein. Sie beschäftigen sich mit dessen Losung und Logo, liefern Ideen zu den Themen Glauben und Verantwortung. Sie greifen südamerikanische Kulte auf, nehmen kritisch Stellung zur christlich begründeten, aber Menschenrechte verletzenden Missionstätigkeit von evangelikanischen Bewegungen in den USA. Und eröffnen auf einfallsreiche Weise neue Blicke auf den Himmel und seine Gestirne. Kuratiert wird das Unternehmen wiederum von Witschke.



Das Haifischbecken


Der von der kecken Logo-Flosse abgeleitete Titel „Haifischbecken“ sei in kleinem Kreis entstanden, so Biesenbach. In der Kunst habe Religion immer eine große Rolle gespielt. Künstler kämen um das Thema nicht herum. Egal, in welche Richtung sie sich bewegten. Da bilde das kirchliche Ereignis einen guten Anlass, sich einzubinden. Mit Beiträgen zu den Themen des Kirchentages, die gleichfalls Themen unserer Gesellschaft seien.


Ihre gar nicht „Lach“-Nummer ist inspiriert durch das Osterlachen der Herrnhuter Brüdergemeine, die wohl an Karfreitag auf Friedhöfen den Tod verlachen. „Eine fantastische Idee“, findet Biesenbach, die mit ihrer Arbeit der Lach-Therapie das Wort redet. Erwiesenermaßen würde lauthalses Lachen wirksam gegen Trauer und Schmerz helfen. Und Freude, die vermittle auch der Kirchentag.



Das Nixenbecken


Patrizia Marchese präsentiert unter anderem ein „Nixenbecken“. Eingerichtet ist es auf einer sanft illuminierten Bühne des abgedunkelten mittleren Kellers. Die Bretter sind blau angemalt, das Ganze mit Folie transparent abgeschirmt. Angefüllt ist das Revier der Nixen, die sich so nach menschlichem Kontakt sehnen, mit einem unbrauchbaren Bettgestell, einer Fahrradleiche, zerbrochenen Vase und vielem mehr. Wohlstandsmüll eben. Die also mit viel Unnützlichem eingerichtete Welt der Nixen, das verdeutlicht der Spielort Bühne, ist zwar eine Kunstwelt. Doch die von Marchese kreierten Mythenwelten sind nicht weit von unserer realen entfernt. In der verzehren jedoch nicht Phantasiegeschöpfe, sondern wir uns in Sehnsucht nach Menschen, Dingen und Zuständen.



Anlässlich der Vernissage dankte Witschke dem Vermieter des Atelierhauses, der Häfen- und Güterverwaltung Köln (HGK), für deren Entgegenkommen. Zur Kirchentags-Schau überlässt die HGK den Ausstellenden die Keller mietfrei. Nachdrücklich bat Witschke die Stadt, beziehungsweise deren Tochterunternehmen um eine weitergehende Unterstützung von freien Kunstorten. Einer dieser Kunstorte ist das Rhenania. Die selbstverwaltete Einrichtung, dereinst aus dem ehemaligen Stollwerck hervorgegangen und 2003 renoviert, ist wohl das älteste Künstlerhaus in Köln.



Öffnungszeiten


Geöffnet ist die Ausstellung im Kunsthaus Rhenania, Bayenstraße. 28 (Rheinauhafen), bis zum 17. Juni, dienstags bis samstags 19 bis 21 Uhr, sonntags 12 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung unter 0221-2403635 oder 0221-372519.



Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich