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7 Wochen ohne Lügen

#dazusteheich: Stadtsuperintendent Rolf Domning zum Thema „Lügen“

Mal ehrlich: Sieben Wochen ohne Lügen. Geht das überhaupt?“ Stadtsuperintendent Rolf Domning geht im Videoformat #dazusteheich auf YouTube dieser Frage nach. Angeregt durch die Fastenaktion 2019 „Sieben Wochen ohne Lügen“ der Evangelischen Kirche, fragt sich Domning, ob wir wirklich ohne Lügen leben können oder ob wir uns selber etwas vormachen würden.

Psychologen behaupten, dass Menschen täglich lügen würden und das auch mehrfach. Dies geschehe völlig unterbewusst. Dabei gehe es bei der Lüge vorrangig nicht darum, nur die Mitmenschen anzulügen, sondern in hohen Maßen auch darum, wie die einzelnen Menschen sich selbst betrügen. Domning zitiert in #dazusteheich Jesus, von dem im Johannesevangelium überliefert wird: „Wer in der Wahrheit bleibt, den wird die Wahrheit frei machen.“ Das ist schon etwas, womit ich sehr viel mit anfangen kann, stellt Pfarrer Rolf Domning fest. Er fragt, ob man denn immer gut gelaunt sein muss, auch wenn es einem nicht danach zumute ist. Oder ob man auch zu seinem Versagen und Ängsten stehen könne.

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Hier der Impuls von Stadtsuperintendent Rolf Domning in der Reihe #dazusteheich:

Mal ehrlich: „Sieben Wochen ohne Lügen…“ das ist die Fastenaktion der Evangelischen Kirche 2019. Manche können damit nichts anfangen, manche finden das eine sehr sinnvolle Fastenaktion. Dazu gehöre ich. Lügen ist ein Teil unseres Alltags, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, bei dem einen mehr bei den anderen weniger. Das wurde auch schon untersucht. Demnach sollen 42 Prozent der Männer öfter mal lügen und 38 Prozent der Frauen. Da sind die Unterschiede nicht so gravierend. Jedenfalls in der Laborsituation.

Aber ich sag mal so: Psychologen meinen, wir alle Lügen im Laufe unseres Lebens, oder manchmal jeden Tag oder jede Woche. Und ich kann das gut nachvollziehen, denn eins gibt es ja, wenn sie mal nachdenken: Kommen wir aus, ohne uns selbst zu belügen? Da ist es dann so, dass wir zumindest zu 100 Prozent dabei sind. Wir alle haben ja ein bestimmtes Bild von uns, in dem wir uns ganz gut zurecht finden.

Bei manchen ist dieser Rahmen ein bisschen wackelig. Bei anderen ist er ganz dick und stark verziert. Ich habe mich jetzt mal für einen ganz neutralen Rahmen entschieden. Und wir fallen sehr ungerne aus dem Rahmen, der uns dieses Bild gibt – oder treten ungern aus diesem Bild heraus. Denn dieses Bild gibt uns Sicherheit. Das ist bei mir als Pfarrer sicherlich so, als Superintendent noch einmal mehr. Ein solcher Rahmen, ein Selbstbild, verleiht Sicherheit an dem viele Menschen ja auch mitgewirkt haben: die Eltern, Erzieher und manche Menschen, die einem wichtig sind. Und da fallen einem schon die ein oder anderen nicht so ganz sauberen Dinge ein, die wir verbreiten, wenn es darum geht also sich wirklich auch diesem Rahmen entsprechend zu verhalten. Jesus hat einmal gesagt: „Wer in der Wahrheit bleibt den wird die Wahrheit frei machen. (nach Johannes 8) Und das glaube ich, ist schon etwas, wo ich sagen möchte: Da kann ich sehr viel mit anfangen!

Muss ich denn immer gut gelaunt sein auch wenn mir nicht danach zumute ist? Oder muss ich der strahlende Siegertyp sein, der Erfolgreiche, dem alles gelingt? Oder kann ich auch mal zu meinem Versagen und meinen Ängsten stehen? Aber sagen wir mal ein, zwei Dinge, die in dem Zusammenhang besonders wichtig sind. Erstens: Ich muss nicht perfekt sein! Dazu ermutigt mich der Text, den ich gerade eben von Jesus zitiert habe. Die Wahrheit, die uns frei macht – ich kann auch versagen und muss nicht unbedingt immer alles Mögliche tun, um etwas zu vertuschen, sondern kann zu dem stehen, wie ich bin.

Und das andere ist halt, sich nicht verbiegen zu lassen, sondern wirklich auch bei sich selbst zu bleiben. Und dazu ermutigt uns der Jesus-Text und deshalb finde ich die diesjährige Fastenaktion sehr gut. Ich kann ja bewusst aus dem Rahmen heraustreten und durchaus auch mal meine Meinung sagen, auch wenn es andere vielleicht irritiert. Und ich muss nicht über alles immer die Harmoniesauce kippen. Und bleiben wir uns doch selbst treu, als uns ständig zu verbiegen. Und stehen wir zu dem, was wir wirklich sind und erhalten nicht nur unseren Rahmen aufrecht! Insofern finde ich die diesjährige Fastenaktion wirklich sehr gut. Versuchen sie es mal, versuchen wir es mal: sieben Wochen ohne sich selbst zu belügen oder vielleicht nur eine Woche. Ich denke, das können wir mal mit der diesjährigen Fastenaktion versuchen. Ich wünsche ihnen dabei viel Erfolg!

 

Text: APK
Foto(s): Thorsten Levin