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David Schnell gestaltet die neuen Fenster der umgebauten Christuskirche am Stadtgarten

Die Entscheidung ist getroffen. Mitte März beschloss das Presbyterium der Evangelischen Gemeinde Köln, David Schnell mit der künstlerischen Gestaltung der fünf Fenster der umgebauten Christuskirche am Stadtgarten zu betrauen. Mit seinem Konzept hatte der in Leipzig tätige Maler und Grafiker zuvor schon das Preisgericht des Ideenwettbewerbs überzeugt. Sein Entwurf „zeichnet sich durch einen starken künstlerischen Ausdruck aus“, würdigte die Jury im Februar: „Formensprache, Bildkomposition und Farbigkeit“ stellten „einen klaren Bezug“ her „zum historischen Kirchturm mit der Orgelempore im Innenraum wie zum modernen Kirchenschiff des Neubaus“.

„Der Innenraum der Christuskirche ist farblich sehr zurückgenommen“, stellte Schnell, der der „Neuen Leipziger Schule“ zugerechnet wird, im Pressegespräch zutreffend fest. Daher komme dem weißen Raum eine helle, fast pastellige, lichte Farbigkeit zugute. Die leuchtenden, farbigen Glasbilder verliehen ihm einen sakralen Charakter. „Ich beschäftige mich in meiner Arbeit mit Raum und Perspektive“, so der 1971 in Bergisch Gladbach geborene Künstler. Mehrdeutig, abstrakt-gegenständlich fallen seine expressiven Kompositionen aus. Sie gehen in der Regel einher mit einer intensiven Farbigkeit.

Spiel mit Perspektive und räumlicher Tiefe
Auch in den aktuellen Fensterentwürfen spielt der Meisterschüler des Leipziger Malers Arno Rink mit Andeutungen von Perspektive und räumlicher Tiefe. Mit vertikalen Elementen verleiht er der „Bewegung nach oben eine zentrale Rolle“. So versucht Schnell, einen Denk-Raum zu eröffnen. Dabei soll das „Farbspektrum von warmen Rot- und Rosatönen über helles Grün bis hin zu lichten Blautönen“ variieren. Im Rosettenfester des Turmes und den beiden Altarfenstern plant Schnell „Anklänge an Gegenständlichkeit, Assoziationen von Landschaft und Architektur“ zu bewirken. „Gleichzeitig eine pixelartige Auflösung, Verschiebungen, Neuordnungen zu einem transzendenten Farbraum.“ Die beiden imposanten Fenster links und rechts des Turmes sollen als flächig-abstrakter „Vorhang“ mit nur angedeuteter Tiefenwirkung gestaltet werden.

Raum für eigene religiöse Erfahrungen
Christoph Rollbühler, Pfarrer des Bezirks Thomaskirche und Christuskirche, empfindet Freude über die einstimmige Entscheidung des Presbyteriums zugunsten David Schnells Entwurf. Dieser „ist mutig, er denkt nach vorne, er ist frei und lässt Spielräume für eigene religiöse Erfahrungen. Der Entwurf ist im besten Sinne protestantisch.“ Rollbühler betonte, dass der neue Kirchraum Mittelpunkt und Herzstück des Gemeindestandortes Christuskirche sei, der Wohnen, Arbeiten und Glauben unter einem Dach versammle. „Er steht auf dem festen Fundament unserer Gemeinde und schaut durch die besondere Architektur visionär nach vorne.“

Eine Bereicherung in der Landschaft der Kölner Kirchenfenster
Bereits mit dem 2009 realisierten Friedens-Fenster in der Leipziger Thomaskirche habe Schnell „einen erfolgreichen Vorstoß in die Architektur“ unternommen, stellte Sandra Thomas fest. Die Kunsthistorikerin ist in der Gemeinde zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim Umbau der Christuskirche. Ebenso faszinieren Schnells Glasmalereien für die Johanneskapelle auf dem Naumburger Domfriedhof. So zweifelt sie nicht an der Einschätzung der fachkundigen Jury, dass die geplante Fenstergestaltung der Christuskirche, „eine Bereicherung der vielfältigen Landschaft der Kölner Kirchenfenster mit überregionaler Bedeutung“ darstellen werde.

Für ein solches Projekt sind Spenden unverzichtbar
Die Fläche der fünf Fenster beträgt insgesamt rund 100 Quadratmeter. Dafür werden circa 460.000 Euro veranschlagt. Zur Finanzierung des Projekts ist die Gemeinde laut Thomas auf Klein- und Großspenden angewiesen, auf Unterstützung von Sponsoren und Stiftern.
„Wir möchten das Rosettenfenster als erstes fertigstellen“, machte Annette Scholl, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Gemeinde Köln, eine zeitliche Zielvorgabe: Exakt 122 Jahre nach der Einweihung der Christuskirche soll das runde Turmfenster am Ersten Advent dieses Jahres in einem Festgottesdienst eingeweiht werden.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich