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Synodalassessor Torsten Krall am Dünnwalder Wildpark in Köln

Das Spiel mit dem Nein – Torsten Krall zur Passionszeit 2021

Mindestens 25 Soldaten ließen 1945 ihr Leben am heutigen Dünnwalder Wildpark. Sie standen zu ihrer Überzeugung, verweigerten sich dem Krieg und dem Töten und wurden infolgedessen standrechtlich erschossen.
 
Torsten Krall ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Dünnwald und stellvertretender Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch. Er möchte die Namen derjenigen nicht vergessen, die an diesem Ort ein mutiges „Nein“ aussprachen.
 
Diese Soldaten ließen ihre Entscheidungen selbst im Angesicht des sicheren Todes nicht „blockieren“ und besaßen dabei nichts außer der Hoffnung, dass es am Ende gut und richtig gewesen sein würde. „7 Wochen ohne Blockaden“ –  Motto der diesjährigen Fastenaktion.

 

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Der Text des Videos zum Nachlesen:

Idyllisch ist das hier im Dünnwalder Wildpark. Hier kann man zur Naherholung gut rausfahren. Man steigt nur in die Linie 4, drei Stationen mit dem Bus und dann steht man hier und ist mitten in der schönsten Natur. Aber nicht immer war das hier so idyllisch. Die Stele, die hinter uns zu sehen ist, zeigt, dass es auch andere Zeiten gegeben hat und dass dieser Ort ein anderer Ort gewesen ist.

Als am 21. März 1945 Kurt Eidmann hier herauskam, war das seine letzte Reise. Er wurde nur 18 Jahre alt und wurde hier standrechtlich erschossen. Weil er „Nein“ gesagt hat zum Krieg und zum Töten. Er wollte nicht mehr mitmachen, er hat sich verweigert. Er war nicht der einzige, der hier den Tod fand. Mindestens 25 Soldaten sind hier hingerichtet worden, weil sie „Nein“ gesagt haben, sich verweigert haben.

In der Bibel wird uns etwas Ähnliches erzählt. Da begegnen wir dem Schicksal von den beiden Hebammen Pua und Schifra. Sie bekamen den Auftrag, alle männlichen jüdischen Neugeborenen direkt nach der Geburt zu töten. Auch sie weigerten sich, sie sagten „Nein“, auch als sie von dem damaligen Machthaber unter Druck gesetzt wurden. Heute stehen wir hier an einer Gedenkstätte, heute gucken wir zurück auf dieses Schicksal – aber als diese Menschen damals gerade in dieser Situation waren, da war das für sie eine schwierige, eine sehr schwierige Entscheidung.

Es gab keine Freiheit, mehr zu tun als „Nein“ zu sagen. Und sie hatten wenig Hoffnung, dass ihre Taten etwas ausrichten könnten. Sie wussten nicht: „Bringt das eigentlich wirklich etwas, was ich da tue?“ Heute stehen wir hier und gucken zurück und wissen, die Geschichte hat ihr Urteil über diese Menschen gesprochen. Es ist gut, dass sie so etwas getan haben, sagen wir heute.

Und wir wissen, Gott hat damals schon in dieser Situation auch sein Urteil über diese Menschen gesprochen. Er ist ihnen damals schon zur Seite gestanden. Ich weiß nicht, ob sie es gespürt haben. Ich hoffe es. Gott ist denen gegenüber gerecht, die sich dem Töten und dem Morden verweigern. Wenn ich heute hier entlang gehe, dann freue ich mich und bin auch ein bisschen beschämt, weil ich heute so viele Freiheiten habe, weil ich nicht vor dieser einen Entscheidung stehe und weil ich diesen Ort einfach genießen kann.

Ich spüre den Auftrag und die Verantwortung: Ich möchte die Namen festhalten, auch bei mir sollen sie nicht vergessen sein, weil sie so ein unheimlich mutiges „Nein“ gesagt haben. Und ich möchte mich anstecken lassen von der Hoffnung, die darin liegt. Die Hoffnung, die auch bei Gott ist. Am Ende wird es gut sein. Am Ende wird es gut und richtig gewesen sein, sich so entschieden zu haben. Und am Ende wird das Leben siegen und nicht der Tod und der Krieg. „Dafür werde ich, Dein Gott, sorgen.“

Text: Torsten Krall/APK
Foto(s): APK