Der Stoßseufzer kam aus tiefstem Herzen: "Wie gern würde ich mir heute das Fußballspiel Holland gegen Mexiko ansehen", teilte Monsignore i. R. Rainer Fischer den Besucherinnen und Besuchern des ersten ökumenischen Gottesdienstes in der Philippuskirche Köln-Raderthal mit. Um sofort anzuschließen: "Aber für die Ökumene tue ich fast alles!" Wie engagiert der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Köln sein Amt versieht, davon konnten sich die Gottesdienstbesuchende während seiner Predigt zur ökumenischen Partnerschaftsvereinbarung überzeugen.
"Komm, wir gehen gemeinsam!"
Am Peter-und-Paul-Tag würden viele Christen der beiden "Apostelfürsten" Petrus und Paulus gedenken, so Fischer. An diesem Tag, am 29. Juni, feierte man auch den ersten gemeinsamen Gottesdienst der Evangelischen Philippus-Kirchengemeinde Köln-Raderthal und der Katholischen Pfarrgemeinde St. Maria Empfängnis. Fischer verwies auf die verschiedenen "Typen und Persönlichkeiten" der beiden Apostel und zog Parallelen zu Raderthal: "Heute unterzeichnen zwei Gemeinden, die auch verschieden sind, gemeinsam einen Vertrag, um zu bekunden: Wir gehören zusammen und wir bleiben zusammen. Maria nimmt Philippus gewissermaßen an die Hand und sagt: 'Komm, wir gehen gemeinsam!' oder: Philippus nimmt wieder deutlich wahr, dass die Mutter Jesu zur Apostelschar gehört, wie es jedenfalls der Beginn der Apostelgeschichte beschreibt."
Ökumenisches Handeln kein Selbstzweck
Mit der Gestalt des Petrus werde allzu schnell das angeblich typisch Katholische verbunden, bis hinein in das Papstamt, während Paulus gerne vereinnahmt würde "als Begründer eines neuen evangelischen Gnaden-, Freiheits- und Rechtfertigungsverständnisses", erklärte Fischer. Beide könnten jedoch "manches Bedenkenswerte mit auf den Weg geben". Sodann mahnte er die Gemeinde an: "Was ich also 'Schwarz auf Weiß' besitze, darf ich nicht getrost nach Hause tragen, sondern muss es den Menschen bringen." Ökumenisches Handeln sei kein Selbstzweck, sondern entspringe der Liebe zu Christus.
Drei Vereinbarungen im Kölner Süden
"Das Rad der ökumenischen Bewegung lässt sich nicht mehr zurückdrehen", so Fischer weiter. Er selbst wohne noch kein Jahr im Kölner Süden und habe bereits drei Partnerschaftsvereinbarungen miterlebt. Wenn die Entwicklung so rasant weitergehe, müsse man fragen, "wie das gemeinsam Vereinbarte auch gemeinsam verwaltet bzw. so gelebt wird, dass nicht nur Verträge Christen miteinander verbinden, sondern ein gemeinsam gelebter, gefeierter und praktizierter Glaube."
"Wir nehmen uns viel Gemeinsames vor"
Auch Klaus Eberhard legt den Schwerpunkt der kommenden Jahre auf die "gelebte Ökumene". Die Zusammenarbeit mit den Pfarrkollegen sei auch schon vor der Partnerschaftsvereinbarung ausgesprochen gut gewesen, so der evangelische Pfarrer. Und mit Pastoralreferentin Angelika Bongartz habe es bereits viele intensive Gespräche zur Vorbereitung gemeinsamer Aktivitäten gegeben. "Das läuft ganz super!" Seit drei Jahren gebe es ökumenische Passionsandachten, von denen jeweils drei in der katholischen und drei in der evangelischen Gemeinde stattfänden. Darüber hinaus treffe man sich in den Konveniaten. "Das ist nicht nur nettes Kaffee trinken und miteinander Plaudern, wir nehmen uns immer viel Gemeinsames vor", betonte Eberhard. Er freue sich, dass künftig an jedem Peter-und-Paul-Tag ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert werden werde.
Gemeinsame Feste und konfessionsverbindende Trauungen
Die Partnerschaftsvereinbarung sieht vor, dass Weltgebetstage, gemeinsame Schulgottesdienste, Gottesdienste im Seniorenzentrum und konfessionsverbindende Trauungen gefeiert werden. Bibelwochen und Glaubensgespräche gehören ebenfalls dazu. Außerdem soll es Veranstaltungen zu theologischen, ethischen, politischen und historischen Themen an verschiedenen Orten geben sowie gegenseitige Einladungen zu jeweils eigenen Veranstaltungen. Man will gemeinsam feiern und im Ökumenischen Arbeitskreis "ökumenisch relevante Themen" besprechen.
Ökumene erleichtert und bereichert
Im Worlaut heißt es: "Schwerpunktmäßig wollen wir das gottesdienstliche Feiern pflegen, gemeinsam auf Gottes Wort hören, das ökumenische Lernen voranbringen und nach dem gemeinsamen diakonischen und caritativen Auftrag unserer Gemeinden fragen. Die Kirchen und die Räume der Gemeinden stehen für ökumenische Gottesdienste und Veranstaltungen zur Verfügung." Beide Kirchengemeinden bekennen: "Wir glauben, dass gelebte Ökumene das Zusammenleben von Menschen erleichtert und bereichert."
Die Partnerschaftsvereinbarung im Wortlaut ist hier zu lesen.
Foto(s): Wolfgang Wilke