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Das niederländische Altarbild „Anbetung der Heiligen Drei Könige“ aus dem 16. Jahrhundert, im Besitz der heute evangelischen Kartäuserkirche, wird derzeit restauriert

Die heiligen drei Könige sind mit ihren Gaben zur Anbetung des neu geborenen Gottessohnes geeilt. Er sitzt im Schoß von Maria: Das weihnachtliche Motiv des dreiteiligen Altarretabels in der Kölner Kartäuserkirche hätte gut hineingepasst in den diesjährigen Kölner Krippenweg, so Pfarrer Mathias Bonhoeffer. So war es eigentlich auch vorgesehen. Doch die Konservierung des Triptychons ist noch nicht abgeschlossen. Gemalt hat es ein niederländischer Meister Mitte des 16. Jahrhunderts in ölgebundener Farbe auf Holz. Der Altaraufsatz gehört der Evangelischen Gemeinde Köln, die ihn im März 1934 vom Kölner Wallraf-Richartz-Museum erwarb. Seitdem schmückte das Anbetungs-Motiv die Kartäuserkirche in der Südstadt – bis zum Jahr 2000.

15.000 Euro für die Instandsetzung des Triptychons veranschlagt
Leider hatte das Bild Beschädigungen, hervorgerufen durch die wechselnden klimatischen Bedingungen in der Kartäuserkirche und durch Wachsspritze – so kam das Werk 2000 in die Restaurierungswerkstatt des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland. Dort, in der (ehemaligen) Abtei Brauweiler, befindet es sich noch heute. Als Grund für die Verzögerung nennt Bonhoeffer unter anderem die zwischenzeitliche Vakanz der Pfarrstelle. Dadurch sei das Thema bei den Hauptamtlichen ein wenig ins Abseits geraten. „Obwohl bei den Gemeindegliedern das Wissen um das Bild und das Interesse an ihm unverändert vorhanden war und ist.“ Hinzu sei die Finanzierungsfrage getreten. Noch zu DM-Zeiten, also vor 2003, habe es eine erste Kostenaufstellung gegeben. Sie gedieh nicht weit, denn 2004/2005 meldete sich das Landesdenkmalamt bei der Gemeinde mit dem Hinweis: Es lagere noch ein Bild aus der Kartäuserkirche in der Werkstatt von Brauweiler. „Mitte 2006 kamen die Dinge endlich ins Rollen“, erinnert sich Bonhoeffer. Insgesamt habe man 15.000 Euro für die Instandsetzung des Triptychons veranschlagt. Schließlich seien mit Spenden und Kollekten aus der Gemeinde die fehlenden rund 8.000 Euro eingeworben worden, erzählt der Pfarrer der Kartäuserkirche.

Kühl-, und Heizpäckchen, Fischleim und Minibügeleisen
So ist seit Ende Oktober 2008 die freiberufliche Restauratorin Kristin Krupa zwei Tage die Woche mit der Konservierung des Triptychons beschäftigt. Zuvor war von dritter Hand bereits der rechte der beiden Flügel bearbeitet worden. Übrigens tragen die Flügel auf ihren Innenseiten, nachträglich gemalt, links die Stifterfigur mit sechs Söhnen, rechts dessen Gattin mit sechs Töchtern.
Mithilfe etwa von Kühl-, und Heizpäckchen, Fischleim als Klebemittel und Minibügeleisen ist Krupa in der Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes mit der Bestandssicherung befasst. Dabei bügelt sie mikrokleine Abhebungen und Bläschen in der Farbschicht nieder, die durch Bewegungen im eichenhölzernen Bildträger verursacht wurden. Zugrunde liegt dem hier nachteiligen Arbeiten des Holzes das schwankende Klima in der Kartäuserkirche. Krupa bezeichnet ihr Vorgehen als aufwändig, diffizil und sehr anstrengend. Millimeter- bis zentimeterweise, überwiegend mit dem Mikroskop, geht sie die Fläche ab, um auch minimalste Erhebungen zu erkennen und zu beheben. Abschließend wird gekittet, retuschiert und die Oberfläche gereinigt. Vorsicht ist geboten, wenn sie mit wässriger Lösung säubert. Denn hierbei besteht die Gefahr, das der Firnis milchig wird und erneuert werden muss.

Dürfen Bilder altern?
Denn die Abnahme des Schlussfirnisses ist nicht Teil von Krupas Auftrag. Die mit der Alterung einher gehende Vergilbung des Firnisses bewirkt eine derzeit grün-bräunliche Tönung. Dennoch haben sich die Mitglieder des Bezirks Kartäuserkirche und auch Bonhoeffer gegen die Entfernung der zwar alten, aber nicht originalen Schutzschicht entschieden. Krupa teilt diesen Entschluss. „Auch Bilder dürfen altern“, sagt sie. Gleichwohl wurde zur Probe, als Vergleichswert, ein minimales Quadrat im unteren Bereich der Mitteltafel frei gelegt. Der kleine Ausschnitt zeigt eine deutliche Aufhellung. Wünschte man diese Farbigkeit, die dem Original erheblich näher kommt, für das gesamte Bild, müsste man laut Krupa mit einer deutlichen Veränderung der Erscheinung des Bildes rechnen.
Unter UV-Licht sei festzustellen, dass bereits früher Retuschen durchgeführt wurden. „Die sind gut gemacht“, stellt Krupa fest. Und kommt auf eine große Schwierigkeit zu sprechen. Wollte man den Firnis entfernen, müsse man sich im klaren sein, dass er häufig nicht von den Retuschen zu trennen sei und daher die Gefahr bestehe, dass man zuviel abtrage. Man könne eben nicht alles erkennen, was mit dem Bild im Laufe der Jahrhunderte geschehen sei. Für die beiden mit Engeln und zwei übermalten Wappen, respektive Hausmarken versehenen Außenseiten, die die Verkündigung an Maria darstellen, lautet Krupas Auftrag konservieren und Fehlstellen belassen. Insgesamt veranschlagt die Restauratorin mindestens 170 Stunden Arbeit an dem Triptychon. Mit der Fertigstellung rechnet sie in der ersten Jahreshälfte 2009.

Ursprüngliche Planung: Öffentliche Restaurierungsarbeiten während des Kölner Krippenwegs
Ursprünglich war die Durchführung der Sicherungsmaßnahmen am Gemälde – zumindest dessen abschließende Reinigung und Retusche – in der Kölner Galerie Ars Picturae vorgesehen. Inhaber Christian Lüben, Kunsthistoriker Dr. Christian Eder und Mathias Bonhoeffer hatten die Idee, im Rahmen des Kölner Krippenwegs die Arbeiten im Schaufenster der Galerie, unter den Augen von Galeriebesuchenden und Passanten, realisieren zu lassen. Da die Konservierung aufwändiger als geplant ausfällt, musste darauf verzichtet werden. Ob zumindest Reinigung und Retusche unter den Augen der Öffentlichkeit in der Galerie erfolgen können, gekoppelt mit zusätzlichen Veranstaltungen zum Triptychon und zur Kartause, auch zwecks Spendengewinnung, ist derzeit offen. Außerdem: Krupa hegt Zweifel an der Durchführbarkeit dieser Idee. Denn für Restaurierungen außerhalb der Werkstatt der Denkmalpflege würden ähnlich hohe Auflagen gelten. So herrscht in der Einrichtung der Abtei Brauweiler eine konstante Luftfeuchtigkeit von 55 Prozent, die Temperatur bleibt immer gleich. Zudem verfüge man dort über die notwendige Sicherheitstechnik für RestauratorInnen, beispielsweise eine Augenspülung.

Wann und wie das Bild „heimkehrt“, ist noch ungewiss
Wo auch immer das Triptychon schlussendlich retuschiert und gereinigt wird: Anschließend soll es in einem „Festzug“ zurück in die Kartäuserkirche gelangen. „Das ideale Datum zur Feier der Rückkehr, der Dreikönigstag am 6. Januar, war nicht zu halten“, bedauert Galerist Lüben. Laut Bonhoeffer sind aber realistisch der nächste „Tag des offenen Denkmals“ (14. September 2009) oder ein Gemeindefest. Noch seien aber Fragen der weiteren Sicherung und der Art der zukünftigen Präsentation in der Kartäuserkirche zu klären, so Bonhoeffer. Beispielsweise die, ob das Bild gehängt oder gestellt werden, ob die lange genutzte Pedrella ihren Dienst fortsetzen soll? In seiner bestehenden Form jedenfalls findet der Untersatz nicht Bonhoeffers Gnade.
Krupa gibt zu bedenken, dass abhängig von der Aufstellung, vom künftigen Standort des Bildes in der Kirche das klimatische Problem dauerhaft sein könne, das Objekt müsse jährlich untersucht werden, empfiehlt Krupa. Als (kostspielige) Alternative biete sich ein klimatisiertes Behältnis an, in dem das Werk vor Temperaturschwankungen geschützt wäre.

Es bleibt spannend: Auf der Spur von Ferdinand Wallraf
Was die Geschichte des Werkes angeht, sieht der Kunsthistoriker Eder „intensivere Forschungen vonnöten“. Mit dem Bild sei eine spannende Geschichte verbunden. Dazu gehöre auch der Umstand, dass es das Triptychon „noch einmal gibt, exakt identisch – bis auf die fehlenden Stifterfiguren“. Wo sich diese weitere, wohl in derselben Werkstatt gefertigte Fassung der Anbetung der Heiligen Drei Könige befindet, sei unbekannt. Eder ist aber überzeugt davon, dass beide Bilder werkmäßig „eng zusammenhängen“. Ob es sich bei dem Triptychon um das von Antonius Maes gestiftete ehemalige Altarbild aus St. Kolumba handelt oder der Ankauf durch die Evangelische Gemeinde Köln gezielt erfolgte, etwa, weil es ursprünglich aus der Kölner Kartause stammte, ist ungesichert. Fest steht, dass nicht nur die hiesige Kartause über einen großen Bilderschatz verfügte. In der französischen Zeit Kölns ist infolge von Säkularisation und der Auflösung von Klöstern, Stiften und anderen kirchlichen Besitztümern vieles verloren und verstreut worden. Einiges konnte wieder aufgefunden und teils zusammen geführt werden. Wie viele andere Werke gelangte auch das Anbetungs-Triptychon in die große Sammlung von Ferdinand Wallraf. „Diese Spur gilt es weiter zu verfolgen“, schlägt Eder vor.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich