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Das Labyrinth der Kathedrale von Sens: Jetzt in der Kölner Christuskirche – wie vor 800 Jahren

Das Labyrinth in der Kölner Christuskirche ist das einzige abschreitbare Labyrinth in Deutschland, das innerhalb eines Kirchraumes liegt.

Was ist ein Labyrinth?
Das Labyrinth hat eine äußere Begrenzungslinie, die nur eine Öffnung besitzt.
Der Weg zur Mitte
– ist kreuzungsfrei, er bietet keine Wahlmöglichkeit,
– wechselt immer pendelnd die Richtung,
– füllt in einem Maximum an Umweg den ganzen Innenraum aus,
– mündet zwangsläufig im Zentrum,
– führt aus dem Zentrum wieder als einziger Ausweg heraus.
Das Zentrum ist ein leerer Raum.
Das Labyrinth ist kein Irrgarten.

Als Symbol
gehört das Labyrinth zu den ältesten Zeichen der Menschheit.
Es ist ein Spiegel, ein Bild für den schwierigen und verschlungenen Lebensweg des Menschen. Es spricht von den Wahrheiten des Lebens, von den Schwierigkeiten, aber auch vom Ankommen, von der Mitte und von der neuen Freiheit, wenn man aus dem Labyrinth wieder heraus ist.

11 Kreise
zieht unser Labyrinth. Die 11-Zahl steht nach christlicher Zahlensymbolik für Übertretung und Maßlosigkeit ( da die Zahl der Gebote überschritten wird) und für Unvollkommenheit (da die vollkommene 12-Zahl nicht erreicht wird). Man geht den Weg zur Mitte als unvollkommener Mensch, mit allen Fehlern und Irrtümern. Unvollkommenheit gehört zum Weg des Menschen.

Die Kreise und das Kreuz
Über die 11 konzentrischen Kreise ist das Zeichen des Kreuzes gelegt. Das Kreuz arrangiert die Figur so, dass der Weg an den Kreuzachsen wenden muss und so zu einem Kreuzweg wird. Die Anordnung des Weges wird am Kreuz orientiert. Kreis- und Kreuzmitte verschmelzen miteinander. Es entsteht das gotische oder christliche Labyrinth.

Der Radius
zwischen Ausgangpunkt und Ziel misst etwas über 6 Meter. Der Weg ist gut 40 mal so lang. Tatsächlich legt man ca. 250 Meter zurück. Es gibt keine Abkürzungen auf diesem Weg. Es muss alles gegangen, alles erfahren sein. Nichts kann ausgelassen und nichts übersprungen werden. Der ganze Raum darf ausgelotet werden.

Konzentration
Viele, die in ein Labyrinth hineingehen, berichten von der Erfahrung des „Raumwechsels“. Man betritt einen vollkommen abgeschlossenen Raum und verlässt den Raum, in dem man sich bisher befand. Die Sicherheit, nicht nach dem richtigen Weg suchen zu müssen, erlaubt eine rasche Konzentration nach innen

Anspruchsvoll
ist der Weg des Menschen zur Mitte. Rasch und billig ist hier nichts zu haben. Wer wirklich sich selbst, den Sinn des Lebens, Gott erfahren will, muss wissen, dass er/sie sich auf etwas einlässt. Ohne die Bereitschaft, den Weg mit all seinen Kehren, Entfremdungen, Verwirrungen und Durststrecken auf sich zu nehmen, geht es nicht.

Die Mitte
ist der einzige Ort im Labyrinth, der zur Umkehr nötigt.
Umkehr ist der Anfang der Weisheit.

Zwei Wege
hat das Labyrinth, den hinein in die Mitte und den heraus aus der Mitte. Der Weg hinein ist ein starker, ein spannender Weg auf ein Ziel zu. Der Weg heraus ist ein stiller, ein demütiger Weg. Man kennt ihn schon, und doch ist er wieder lang. Aber es braucht diese Zeit, diesen Weg zurück, um die bisherigen Erlebnisse zu bedenken und zu verinnerlichen

Eine Schule der Langsamkeit
ist das Labyrinth. Es schenkt Nachdenklichkeit, es fordert eine Verzögerung der unmittelbaren Reaktion auf Reize, es stiftet Sinn für die retardierenden Momente auf dem Weg zum Ziel – Krankheiten, Krisen, Rückschläge, Zweifel – und hält dazu an, darin Wachstumskräfte zu finden

4 Grundwahrheiten des Lebens
werden im Labyrinth ausgedrückt:
1. Das Leben ist schwierig.
2. Du bist ein Teil des Ganzen.
3. Das Leben dreht sich nicht um dich.
4. Es gibt Verwandlung.

Das Labyrinth
ist eine Ermutigung und eine Einladung, sich auf den Weg zu machen.
Es ist ein großes Symbol der Zuversicht.
Seine Botschaft lautet:
„Die Welt ist wunderbar im Ganzen. Auf die Grundordnung der Dinge ist Verlass.
Du kannst auf dem Weg zur Mitte nicht verloren gehen.
Am Ende kommt jeder Mensch trotz aller Irrungen und Wirrungen ans Ziel, und die verschlungenen Pfade deines Lebens werden sich als sinnvolles Muster entpuppen.“

In der Christuskirche zu Köln
liegt nun das Labyrinth aus der Kathedrale von Sens. Es sieht aus wie jenes von Chartres, ist aber doch anders. Der Weg führt nicht zuerst ganz zur Mitte und dann immer weiter nach außen, sondern nur halb hinein, dann nach außen und dann immer weiter zur Mitte. Das im 12. Jahrhundert erbaute Labyrinth von Sens wurde 1768 aus einem nichtigen Grund zerstört: Die Domverantwortlichen störte der Lärm der im Labyrinth spielenden Kinder.
Hier in der Christuskirche erlebt es seine Renaissance und lädt wie vor 800 Jahren die Menschen dazu ein, sich auf den Weg zur Mitte aufzumachen

Die Christuskirche ist geöffnet
montags bis freitags von 11.30 – 14.00 Uhr und  von 15.30 – 17.30 Uhr.


Text: Christuskirche
Foto(s): Christuskirche