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Das Gemeindehaus an der Matthäuskirche Gremberghoven ist verpachtet

Das Gemeindehaus an der evangelischen Matthäuskirche in Köln-Gremberghoven steht leer. In den 1950er Jahren errichtet, wurde es Ende März dieses Jahres geräumt und vermietet. Pächter ist ein Bildungsträger. Auf der Gartenseite der zweigeschossigen Immobilie zeugten zuletzt wenige Biertische und -bänke von der Abschiedsfeier im März. Zunächst kamen rund 80 Gemeindeglieder in der Matthäuskirche zu einem Gottesdienst zusammen. Bereits in dessen Verlauf wurde das Abschiednehmen vom vertrauten Heim thematisiert, in das man anschließend wechselte und in gemütlicher Runde beim Brunch Erinnerungen austauschte. „Wir haben uns ganz schlicht von dem Gebäude verabschiedet“, stellt Pfarrer Siegfried Bowien fest. Das Haus sei ein geschätzter Ort für ungezählte und vielfältige Veranstaltungen gewesen. Und er betont: „Es verbleibt im Eigentum der Evangelischen Gemeinde Porz.“

Neukonzeption der Gemeinde
Die Verpachtung des Gemeindehauses im rechtsrheinischen Gremberghoven findet statt im Zuge der Umstrukturierung und Neukonzeption der Gemeinde. Innerhalb einer Zukunftswerkstatt hätten alle Gemeindebezirke beraten, wie es künftig weiter gehen könne, so Bowien, angesichts schrumpfender Mitgliederzahlen und geringerer Einnahmen bei unverändert anfallenden Unterhaltungskosten. „Fest steht – es wird in den nächsten Jahren Veränderungen geben“, sagt Bowien. „Wir passen die Gegebenheiten dem Wandel an.“ Unter anderem bedeute das eine Zusammenlegung von Arbeit in der Gemeinde. Deren Bezirke sollen wesentlich auf zwei Schienen miteinander kooperieren: Die „Rheinschiene“ reiche von Westhoven bis Zündorf, umfasse die drei Bezirke Ensen und Westhoven, Porz-Mitte sowie Zündorf und Langel. Die zweite Schiene umfasse die zwei Bezirke Finkenberg und Gremberghoven sowie Eil, Urbach und Elsdorf. In diesem Rahmen würden langfristig auch Gebäude der Gemeinde aufgegeben, beispielsweise an der Markuskirche und der Lukaskirche. An eine Aufgabe von Kirchen sei nicht gedacht. „Alle Predigtstätten bleiben erhalten“, unterstreicht Bowien. „Auch unsere Matthäuskirche in Gremberghoven wird weiter genutzt.“ Zweimal im Monat wird dort zum Gottesdienst eingeladen.

Ein Gemeindezentrum steht weiterhin offen
„Aufgrund der demographischen Entwicklung haben wir unser Gemeindehaus an der Matthäuskirche fast nicht mehr genutzt. Es ist evangelischerseits nicht mehr notwendig“, erklärt Bowien. Der Pfarrer kam im Juni 2002 nach Köln-Gremberghoven, arbeitet seitdem als Pfarrer im zweiten Bezirk der Evangelischen Kirchengemeinde Porz, zu dem im selben Jahr Finkenberg und Gremberghoven zusammengelegt worden waren. Damit verfügte der Bezirk über zwei Gemeindezentren. Das heißt, nach Aufgabe des Gemeindehauses an der Matthäuskirche steht weiterhin das Gemeindezentrum Hoffnungskirche in Finkenberg zur Verfügung.

Evangelische sind im Seniorenalter
Gremberghoven, als Eisenbahnersiedlung gegründet, habe insbesondere in den letzten Jahren bis Jahrzehnten eine gravierende Veränderung erfahren, was sich auch im Wegbrechen der Infrastruktur dokumentiere. Stark angestiegen sei der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund. Deutlich zurückgegangen sei dagegen die Zahl der Evangelischen. Zudem befinde sich ein hoher Prozentsatz der dort lebenden Evangelischen im Seniorenalter. „Es gab in unserem Gemeindehaus keine rein evangelischen Gruppen mehr“, sagt Bowien. Dennoch habe es viele Jahre als Bürgerzentrum fungiert. „Unser Gemeindehaus war das letzte öffentliche Gebäude in Gremberghoven.“ Die Kirchengemeinde habe darin verschiedenen ökumenischen, katholischen und weltlichen Gruppen eine Versammlungsmöglichkeit geboten. „Wir haben das Volumen gefüllt. Aber jetzt können wir es nicht weiter finanzieren“, verweist Bowien auf einen merkwürdigen Umstand: Die Gemeinde habe mit und in dem Haus Aufgaben der Stadt übernommen, ohne dass die Kommune dafür je irgendwelche finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt hätte. Zumindest die ökumenische Seniorengruppe habe eine neue Heimat im Gemeindezentrum Hoffnungskirche gefunden, 500 Meter Luftlinie entfernt.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich