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Das Gemeinde-, Kinder- und Jugendzentrum „Magnet“ der Gemeinde Köln-Neue Stadt in Heimersdorf besteht vierzig Jahre

Letzter August-Sonntag, Familiengottesdienst in Heimersdorf: Inmitten der U-förmigen Bestuhlung des Kirchsaals konstruieren Kindergartenkinder und Konfirmanden sorgfältig ein Karton-Gebäude. Dessen Gestalt ist angelehnt an den Ort des Gottesdienstes, an ihr Gemeindezentrum „Magnet“ am Lebensbaumweg. Dann verkleiden sie das Gebilde mit „Steinen“ aus Papier. Mit Zetteln, auf denen die meisten der 280 Gottesdienstbesuchenden zuvor ihre Wünsche oder Namen notiert haben. „Es geht darum, dass das Haus der Gemeinde nicht (nur) aus festen, sondern aus lebendigen Steinen besteht, den Gemeindemitgliedern“, so Pfarrer Wilfried Seeger. Und es gehe um die Zugehörigkeit – zur Gemeinde und zu Jesus: „Wir selber sind die Kirche. Kleiner bleibt allein.“ Der Gottesdienst für und mit Alt und Jung, darunter der Kinderchor, stand unter dem Motto „Das Haus aus lebendigen Steinen“.


„Unsere Erwartungen wurden übertroffen“
Gemeinsam mit dem sich anschließenden Gemeindefest bildete er den Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen zum 40-jährigen Bestehen des „Magnet“. So heißt das Gemeinde-, Kinder- und Jugendzentrum des rund 2.000 Gemeindeglieder umfassenden Bezirks Heimersdorf, Volkhoven/Weiler der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Neue Stadt. „Unsere Erwartungen wurden übertroffen“, zeigte sich Seeger überwältigt von der hohen Beteiligung am Gottesdienst sowie Fest. Großen Anklang fanden dabei unter anderem die von Eltern der Kindergartenkinder und Konfirmanden gestifteten Salat- und Kuchenbuffets.

Insbesondere junge Familien kamen
Der Standort des am Vierten Advent 1967 eingeweihten Gemeindezentrums in Heimersdorf war bereits bei der Planung des neuen Stadtquartiers festgelegt worden. Wie Chorweiler und Seeberg wurde Heimersdorf seit 1961 besiedelt. Insbesondere zog es junge Familien hierher. „Wir waren damals der kinderreichste Stadtteil in NRW“, erinnert Presbyterin Rosemarie Korinth. Von dem entsprechend großen Schulbedarf zeugen die dem Zentrum benachbarten zwei Grundschulen und eine Hauptschule. Noch heute besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen der evangelischen und den jeweiligen kommunalen Einrichtungen. Hingewiesen sei etwa auf die gemeindliche Übermittags- und Hausaufgabenbetreuung im „Magnet“, auf die zahlreichen Grundschul-AGs, die dort gastieren.

Kirche trägt keinen gesonderten Namen
Bereits im Oktober 1967 nahm der evangelische Kindergarten am Gemeindezentrum seine Arbeit auf. Im Dezember folgte das Zentrum mit dem Kirchsaal. Dieser laut Seeger „für diverse Zwecke genutzte Raum“ ist flexibel bestuhlt, umfasst rund 250 Sitzplätze, bei Bedarf mehr, und kann zum Gemeindesaal hin erweitert werden. Die Kirche, die jeden Sonntag ab 12 Uhr auch der Syrisch-Orthodoxen Gemeinde zur Verfügung gestellt wird, trägt keinen gesonderten Namen. Sie ist Teil des Zentrums, das stets mehr als „nur Kirche“ sein sollte – sondern „ein offenes Haus für jeden, besonders aber für die Jugend“, wie der damalige Pfarrer Heinrich Hülser formulierte.

Jugendzentrum hat enorme Anziehungskraft
Dem Umstand, dass damals die Hälfte der Gemeindeglieder unter 14 Jahre alt gewesen ist, trug man im März 1968 mit der Eröffnung eines Jugendzentrums Rechnung. „Wir merkten, dass hier viele Kinder hinkamen“, begründet Korinth. „Und die Gemeinde hat die Chance ergriffen“, ergänzt Seeger. Das Zentrum habe eine enorme Anziehungskraft ausgeübt, so Korinth. Heute gebe es vor Ort zwar nur wenig mehr Freizeitangebote, aber durch die verbesserte Infrastruktur und das immense, auch kommerzielle Angebot in der City würden viele Heranwachsende den Weg in die Innenstadt antreten. Gleichwohl sei das Gemeindezentrum nach wie vor eine bei Kindern und Jugendlichen überaus beliebte Adresse.

Der Name stammt aus einem Wettbewerb
Aus ihrem Kreis stammt laut Korinth auch die Bezeichnung „Magnet“ für den Gesamtkomplex. „Im Rahmen eines Wettbewerbs wurden viele gute Vorschläge eingereicht. Aber ´Magnet´ gefiel uns im Presbyterium am besten. Damit wollten und wollen wir verdeutlichen, dass unser Zentrum ein Anziehungspunkt ist, gerade auch Jugendlichen offen steht.“ Seit langem wird das ebenfalls „Magnet“ genannte Jugendzentrum als Offene Tür geführt. Träger ist das Jugendcafé Köln-Chorweiler e.V. unter Vorsitz von Korinth. Christiane Pelzer, als Leiterin der Offenen Tür im „Magnet“ eine der zwei Hauptamtlichen, berichtet von den diversen freien Spielmöglichkeiten und Veranstaltungsangeboten. „Das Jugendzentrum steht montags bis freitags von 13 bis 21 Uhr offen. Die Jüngeren kommen bis 17 Uhr. Hauptsächlich sind es aber Elf- bis 18-Jährige, die unsere Angebote wahrnehmen.“

Das Magnet hat sich schon oft bewährt
„Seit drei Jahren sind wir Kooperationspartner der katholischen Pfarrgemeinde Christi Verklärung am Taborplatz bei deren Projekt ´Ferien zuhause´, so Pelzer.
Die gesamten Sommerferien über seien 320 Kinder aus dem Kölner Norden, ganztägig betreut worden. „Bei dem schlechten Wetter waren wir froh über jeden Raum, den wie kriegen konnten. Da hat sich das `Magnet´ mal wieder bewährt.“ Bewährt hat es sich schon früh als Veranstaltungsort und Treffpunkt auch für ältere Generationen und etliche Gemeindegruppen, darunter Seniorenclubs, der Ökumenischen Liturgiekreis und Erwachsenenkurse. Die häufig vormittaglichen Angebote für Ältere umfassen aktuell beispielsweise Sport-, Gymnastik-, Yoga-, Tanz- und Töpferkurse.

Auch die Älteren werden mit eingebunden
„Das Zentrum war und ist als Einheit zu sehen“, betont Rosemarie Korinth. Von Beginn an sei das Haus als Treffpunkt für unterschiedliche Gruppen konzipiert worden, so Seeger. „Es ist ein Zentrum für Jung und Alt. Es ist ein Haus der ´lebendigen Steine´, das mit der jungen Gemeinde buchstäblich mit gewachsen ist. Die damalige einheitliche Altersstruktur der Eltern und ihrer Kinder habe dazu geführt, dass die Einheitlichkeit auch vierzig Jahre später da ist. Man kann schon von Generationen sprechen, die sich hier aufgehoben wissen und für die das ´Magnet´ Anziehungspunkt war und ist.“ Gleichwohl stelle sich die Frage nach einer homogenen Struktur. „Denn es ist ja klar, dass die damals Jüngeren älter geworden sind.“ Daher es darauf zu achten, dass die älteren Gemeindeglieder mit eingebunden würden. Dass man den Blick für sie intensiviere und schärfe, gerade auch diejenigen im Auge behalte, deren Mobilität eingeschränkt sei. „Wir versuchen, gegen die Vereinzelung anzugehen und das Programm für Ältere weiter auszubauen“, informiert Seeger. Innerhalb der Gesamtgemeinde bestehen bereits seit langem Besuchsdienste für Senioren und Kranke. 2002 wurde der Besuchsdienst „Zeit für Menschen“ ins Leben gerufen. „Keiner soll allein bleiben.“

Die Festveranstaltungen:
Im Rahmen der Veranstaltungen zum 40-jährigen „Magnet“-Bestehen folgt auf den Familiengottesdienst eine Festwoche. Sie startet am Sonntag, 9. September, 10 Uhr, mit einem Festgottesdienst. Stadtsuperintendent Ernst Fey wird predigen, der Chor Terra Nova sich musikalisch einbringen. Anschließend lädt die Gemeinde zu einem Empfang. Am Mittwoch, 12. September, 20 Uhr, konzertiert das Ehrenfelder Kammerorchester mit Chor unter Leitung von Josef Gierling mit Werken von Händel, Haydn und Liszt. Am Freitag, 14. September, 19 Uhr, gibt es einen „Bunten Abend“. Der von 1964 bis 1982 in Heimersdorf amtierende Pfarrer Dr. Heinrich Hülser und das „Bajazzo-Trio“ lassen auf einer Zeitreise die vergangenen vier Jahrzehnte Revue passieren.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich