You are currently viewing „Das ewige Leben beginnt immer genau jetzt“ – Ökumenischer Tauferinnerungs-Gottesdienst der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Baptisterium
Gemeinsam ließen sich die Gäste im Baptisterium an ihre Taufe erinnern

„Das ewige Leben beginnt immer genau jetzt“ – Ökumenischer Tauferinnerungs-Gottesdienst der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Baptisterium

Ein „Gipfeltreffen der Kölner Ökumene“ war der ökumenische Tauferinnerungs-Gottesdienst der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln (ACK) im Baptisterium, dem ältesten Kölner Tauf-Ort unterhalb des Ostchores des Doms. Susanne Beuth, Vorsitzende des ACK und gewählte Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Mitte, begrüßte den neu gewählten Stadtsuperintendenten Dr. Bernhard Seiger, Stadtdechant Monsignore Robert Kleine, Erzpriester Radu Constantin Miron, Bundesvorsitzender der ACK, und Erzpriester Dr. Merawi Tebege von der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche Köln. Der Einladung des ACK waren auch Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchton-Akademie, Jens Freiwald,  Referent des Stadtdechanten, sowie der katholische Pfarrer Rainer Fischer und der ehemalige Ökumenepfarrer Dr. Hans-Georg Link. Letztere waren an der Gründung des ACK in Köln maßgeblich beteiligt. Gekommen war auch Andreas Hupke, Bürgermeister des Bezirkes Innenstadt.

„Taufe for future – Schöpfung bewahren“ hieß das Oberthema des Gottesdienstes im Baptisterium. „Es ist immer bewegend, hier am Baptisterium zu stehen. Ein bewegender Ort außerhalb der Gottesdienst-Routine. Und es ist gut, dass wir einmal im Jahr auf Einladung der ACK hierhin zurückkehren. Damals wurden hier Erwachsene getauft“, bezog sich Erzpriester Miron auf das Motto des Gottesdienstes und erinnerte an die urchristlichen Gemeinschaften. „Das Untertauchen bei der Taufe wurde damals als Symbol für den Tod verstanden. Und sie hatte nicht selten die Begegnung mit dem realen Tod zur Folge.“

Damals habe man die Taufanwärterinnen  und -anwärter gründlich geprüft. „Man wollte nur sichere Bewerber. Gegen 180 nach Christus kam das Katechumenat auf. Darunter verstand man die Zeit der Vorbereitung auf die Taufe und des Einlebens in die christliche Gemeinschaft.“ Die dauerte in jenen Jahren drei Jahre. Damals habe man die Auffassung vertreten, dass der Mensch nicht als Christ geboren werde, sondern es im Laufe seines Lebens werde. Die Anfänge der Kindstaufe seien nur schwer zu belegen. Ab dem 3. Jahrhundert sei nachgewiesen, dass Eltern für ihre Kinder das Bekenntnis zum Christentum abgelegt hätten.

Eine generelle Wendung erfuhr das Christentum mit dem Ende der Verfolgung und der Anerkennung durch Konstantin den Großen und das Konzil von Nicäa im Jahre 325 nach Christus. Für Heiterkeit im Plenum sorgte Mirons Sprung in die Gegenwart: „Heute dauert das Katechumenat bei uns Orthodoxen nicht mehr drei Jahre sondern zehn Minuten.“ Miron rief die Vertreterinnen und Vertreter der christlichen Konfessionen zur gegenseitigen Verständigung auf. „Meinen wir das Gleiche, wenn wir Taufe, Glaube, Kirche und Eucharistie sagen? Ökumene bedeutet immer auch Begriffsklärung.“ Die heutige Zeit sei mit jener Wendezeit nach dem Konzil von Nicäa vergleichbar. Damals seien die Christinnen und Christen zunächst verfemt gewesen. „Danach war es schick, Christ zu sein. Schauen Sie sich die Wendehälse in Osteuropa an. Wie Sie Kreuze schlagen, wenn sie vom Fernsehen gefilmt werden.“ Und woanders sei es schick, sich vom Christentum loszusagen. „Dies ist der Moment, in dem wir den wahren Glauben in die Welt zurückbringen müssen“, appellierte er an die Gläubigen im Baptisterium. „Der Taufschein reicht nicht, um zu sagen, dass man Christ sei.“ Christ zu sein würde ständige Inspiration bedeuten. „Christ sein heißt auch nicht Vertröstung auf ein ewiges Leben. Das ewige Leben beginnt immer genau jetzt.“

Susanne Beuth erklärte in einer kurzen Ansprache, dass die Tauferinnerung nicht rückwärtsgewandt sei. „Wir sind ja getauft für die Zukunft. Für Getaufte ist das Thema ‚Schöpfung bewahren‘ jetzt dran.“ Zu denen, für die das Thema jetzt „dran ist“, zählt Simon Freiwald, der sich in der Bewegung „fridays for future“ engagiert. Er machte in seiner „Konkretisierung der Taufverpflichtung“ zunächst deutlich, dass es der Protestbewegung nicht darum gehe, schlicht die Schule zu schwänzen. Es gehe um nichts weniger als um die Chance eines jeden Menschen auf eine sichere Zukunft. „Die Erdbeeren aus Portugal in unseren Supermärkten sind weiter geflogen als ich in meinem bisherigen Leben.“

Freiwald warb dafür, lokale Bio-Produkte zu kaufen statt auf Lebensmittel zu setzen, die von weit her kommen. „Unser Verhalten hat Konsequenzen für alle Menschen. Dessen müssen wir uns bewusst sein.“ Auch Andreas Hupke, Mitglied der Grünen, konkretisierte seine Taufverpflichtung. Er wuchs als sechstes von acht Kindern in Kaltenherberg in der Eifel auf. Seine Eltern stammten aus Pommern und hatten ihn „im Glauben streng erzogen“. Leicht war seine Jugend nicht. „Aber wir mussten nicht hungern.“ Gemüse kam aus dem Garten, den die Familie von einem Katholiken gepachtet hatte. Man hielt sich auch Kleinvieh. „Damals habe ich gelernt, dass wir die Natur bewahren müssen. Und sie muss regenerieren können.“ Das Schiff Erde sei in Seenot. „Auf hoher See haben Schiffe bei einer Havarie nur eine Chance, wenn andere Schiffe zur Hilfe kommen. Diese Möglichkeit hat das Schiff Erde nicht.“ Und letztlich: „Wenn es nicht die Kirchen sind, die ihre Stimmen erheben, wer soll es sonst tun? Dann werden die Kirchen auch wieder interessanter. Vor allem für jüngere Leute.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann