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Das Clara-Elisen-Stift zu Köln ist ein evangelisches Altenheim und die älteste Stiftung der Stadt. Jetzt wird das Heim umfassend saniert, der Grundstein zum neuen Verbindungstrakt ist gelegt

Alles wird besser. Und in diesem Fall stimmt das sogar. Das „Clara-Elisen-Stift zu Köln„, ein evangelisches Alten- und Pflegeheim in der Südstadt, wird von Grund auf saniert und in Teilen komplett neu gebaut. Nun wurde der Grundstein für den Neubau gelegt. Felix von Joest, Vorsitzender des Kuratoriums des Clara-Elisen-Stifts, Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, Stadtsuperintendent Rolf Domning, Einrichtungsleiter Bernd Zeller und Architekt Joachim Moldenhauer mauerten in Gemeinschaftsarbeit eine Kapsel mit den derzeit gültigen Geldmünzen und Scheinen sowie den aktuellen Ausgaben Kölner Tageszeitungen ein. Danach feierten Bewohnerinnen und Bewohner, Mitarbeitende und Gäste bei strahlendem Sonnenschein auf der Baustelle.



Weit mehr als die geforderte, bauliche „Anpassung“
Das Clara-Elisen-Stift ist in die Jahre gekommen. Vor allem die sanitären Einrichtungen entsprachen nicht mehr den aktuellen Standards. „Da gab es für einen Flur nur eine einzige Toilette. Und die war noch nicht einmal barrierefrei“, berichtet Architekt Moldenhauer von der baulichen Situation, die er vorfand. Auch in Sachen Brandschutz musste dringend etwa getan werden. „Die Landesregierung hat 2003 ein Landespflegegesetz beschlossen, das sehr viele Einrichtungen zu Anpassungen zwingt“, so Moldenhauer. Über Anpassungen geht das, was im Clara-Elisen-Stift jetzt stattfindet, allerdings weit hinaus. Der Architekt beschreibt das Projekt: „Wir haben den Verbindungstrakt mit dem alten Haupteingang abgerissen. Die Gebäude rechts und links bleiben stehen, werden aber innen völlig anders aussehen als vorher, den Verbindungstrakt bauen wir neu. Es werden sechs Wohngemeinschaften mit jeweils 11 bis 14 Bewohnerinnen und Bewohnern entstehen. 83 ältere Menschen werden in diesen Wohngemeinschaften in großzügigen Einzelzimmern mit im Schnitt 18 Quadratmetern Wohnfläche leben.

„Wie Studenten-WGs mit Luxus“
Das neue Gesetz schreibt vor, dass pro Bewohner 50 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen müssen. Dabei werden die gemeinschaftlich genutzten Räume wie Küche oder Aufenthaltszimmer umgerechnet.“ Moldenhauer vergleicht die Wohngemeinschaften mit Studenten-WGs, „allerdings mit einem Luxus, den wir uns als Studenten früher gewünscht hätten: Jeder Gemeinschaft steht eine hauswirtschaftliche Kraft zur Verfügung, Pflegekräfte bei Bedarf.“ Jedes Zimmer hat natürlich ein Badezimmer. Eine weitere gesetzliche Bedingung wird das neue Clara-Elisen-Stift mit der Barrierefreiheit erfüllen. Jede Wohngemeinschaft hat eine gemeinsame „Wohnungstür“, die geschlossen sein wird. So müssen sich die Gemeinschaften nicht mit den Alltagsstrukturen des Heimes arrangieren und können über viele Abläufe selbst bestimmen.

Ziel: Ein „höherer Grad an Selbstständigkeit“
Moldenhauer hat sich mit seinem in Moers ansässigen Architekturbüro auf den Umbau von Altenheimen spezialisiert. Er berichtet von Erfahrungen, dass demente Menschen in Wohngemeinschaften leichter Zugang zum Alltagsleben fänden als solche, die allein lebten. „Wir erreichen hier einen höheren Grad an Selbstständigkeit.“ Felix von Joest erzählte, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner vor kurzem übergangsweise in das Carl-Fried-Haus in unmittelbarer Nähe an der Ulrepforte gezogen seien. So könnten die Umbauarbeiten zügig vorangetrieben werden, weil man keine Rücksicht auf noch im Haus befindliche Menschen nehmen müsse.

Die älteste Stiftung Kölns
Elfi Scho-Antwerpes erinnerte an die Geschichte des Clara-Elisen-Stifts, „der ältesten Stiftung Kölns“. Carl Joest und seine Ehefrau Mathilde gründeten die Stiftung 1867 zum Andenken an ihre beiden Töchter Clara und Elise, die während einer Bildungsreise in Frankreich ums Leben kamen. Bereits 1870 wurde das Stift dem Presbyterium der Evangelischen Gemeinde Köln übergeben. Das Altenheim am Rothgerberbach wurde während des Zweiten Weltkrieges völlig zerstört. 1958 legte man den Grundstein für ein neues Gebäude am Kartäuserwall. Und jetzt schließt sich der Kreis – bis auf weiteres.

Kölsch in der Stammkneipe oder Naturerlebnis im „Sinnengarten“
„Wir haben hier alle Vorteile der zentralen Lage. Es ist ein Ort der Ruhe, der aber trotzdem gut an den Verkehr angebunden ist“, lobte von Joest. „Und die Bewohnerinnen und Bewohner können in ihrer alten Stammkneipe ein Kölsch trinken, wenn sie das wollen. Die Verbindungen zu den alten Freunden, aber auch zu den angestammten Arztpraxen und Apotheken bleiben bestehen“, fuhr er fort. „Etwas ganz Besonderes wird der Sinnesgarten“, so der Kuratoriumsvorsitzende. „Hier haben die Bewohnerinnen und Bewohner die Gelegenheit, Natur wahrzunehmen, etwa an Beeten in Tischhöhe. Es wird Kieswege und feste Wege geben, auch Wasser wird eine Rolle spielen.“ Moldenhauer rechnet mit einer Bauzeit von 15 Monaten. „Ich denke, wir sind im Sommer des nächsten Jahres mit allem fertig.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann