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Das CJD Berufsbildungswerk Frechen beteiligt sich am EU-Projekt „HORGANIC“

Bundesweit erhalten jährlich 155.000 junge Menschen mit Lernbehinderungen und sonderpädagogischem Förderbedarf an über 150 Standorten, unterstützt von 9.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland e.V. (CJD) im Rahmen einer beruflichen und sozialen Rehabilitation die Chance auf eine Ausbildung.

Der seit Gründung des Werkes 1947 geprägte Leitgedanke „Keiner darf verloren gehen!“ bedeutet heute für das CJD, dass jedem Menschen Teilhabe am Leben und an der Gesellschaft zusteht.

Orientierung und Zukunftschancen
Im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit bietet das CJD Berufsbildungswerk in Frechen derzeit 250 Jugendlichen Ausbildungen und berufsvorbereitende Maßnahmen in seinem Berufskolleg an. Dazu gehört auch eine sozial- und freizeitpädagogische Begleitung. Rund die Hälfte der Auszubildenden wohnt in Wohnhäusern des Berufsbildungswerkes. Ziel ist es, mit der bestandenen Abschlussprüfung vor den zuständigen Industrie- und Handels-, Landwirtschafts- und Handwerkskammern, den Sprung in ein eigenverantwortlich gestaltetes Leben zu schaffen. Aufgrund der intensiven und individuellen Förderung bestanden Ende des letzten Ausbildungsjahres 93 Prozent von ihnen die Abschlussprüfung und 70 Prozent fanden eine feste Arbeitsstelle.

Lernen von sozialen Fähigkeiten
Seit 2012 beteiligt sich das CJD Berufsbildungswerk Frechen am Projekt „HORGANIC“, gefördert durch das Programm „Lebenslanges Lernen“ der EU-Kommission. HORGANIC ist eine Abkürzung für „HORticulture & Gardening learNIng spaCes" (sinngemäß übersetzt: Gärtnerei und Aktivitäten mit Pflanzen und Natur). Drei weitere EU-Länder arbeiten zusammen mit dem CJD an der Entwicklung eines innovativen Gärtnertrainings. „Im Mittelpunkt steht die Vermittlung fachlicher Inhalte aus dem Bereich Garten- und Gemüsebau, aber auch die Steigerung des Selbstwertgefühls, die Verbesserung von Kommunikationsfähigkeit und die Förderung eines gesunden Lebensstils in Harmonie mit der Natur“, erklärt Gesa Schiller, verantwortlich für internationale Arbeit im CJD Frechen.

Regelmäßiger Austausch zwischen den beteiligten Ländern
Im CJD Berufsbildungswerk Frechen werden junge Menschen mit Förderbedarf in 30 verschiedenen Berufen auch zum Gärtner und Werker im Zierpflanzenbau ausgebildet. Die Vertreter der am HORGANIC-Projekt beteiligten Länder haben ein Training konzipiert, das speziell auf geistig beeinträchtigte Menschen ausgerichtet ist. Regelmäßig gibt es Treffen mit den Verantwortlichen und Auszubildenden der beteiligten Länder, bei denen sich über die schon entwickelten und bereits erprobten Lerninhalte ausgetauscht wird, neue Methoden getestet und und angepasst werden.

Methodenmix, der Spaß machen soll
Es reiche nicht aus, nur gärtnerische Tätigkeiten zu lernen, sondern man müsse auf jeden Menschen persönlich eingehen, wodurch auch das fachliche Lernen leichter falle, weiß Sozialpädagogin Anja Fessner, die zum deutschen Trainerteam gehört. In insgesamt 81 Lerneinheiten gibt es deshalb wöchentlich neben zwei praktischen Einheiten auch eine Einheit Sozialtraining. Dort werden soziale Kompetenzen wie Pünktlichkeit, Problemlösung, Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen und Selbstdisziplin vermittelt. „Im praktischen Teil sollen die Auszubildenden unter anderem von der Aussaat der Pflanzen bis zum Umgang mit Werkzeugen oder dem Bauen einer Kartoffelkiste angeleitet werden. Dies geschieht in kleinen Stufen mit einem Methodenmix, der Spaß machen soll“, erklärt Ausbilder Hartmut Haendeler. „Die Auszubildenden sehen die Pflanze, ob rote Beete oder Tomate ja nicht nur wachsen, sondern sie haben auch nachher was davon, sie ernten sie. Sie erleben, wenn sie die Pflanze essen, die habe ich ausgesät und habe etwas hineingesteckt und die esse ich jetzt“, so Haendeler.

HORGANIC-Unterrichts- und Trainerhandbuch erscheint im September 2015
Für die Vermittlung der theoretischen, fachlichen und sozialpädagogischen Grundlagen erarbeiten die Trainer der vier Länder nicht nur das Konzept, sondern entwickeln auch ein Handbuch für Lehrer, ein Textbuch für Lehrgangsteilnehmer und eine Lehr-DVD. Beides soll im September 2015 erscheinen, wenn das Projekt abgeschlossen wird.

Text: Susanne Hermanns
Foto(s): Birgit Niclas