Seit fast 15 Jahren besteht im Kölner Stadtteil Bickendorf, genauer im so genannten Westend, das Café Bickolo. Gegründet wurde es als ökumenisches Kirchencafé, entstanden aus einer Initiative der Evangelischen Kirchengemeinde Bickendorf. Aus dem Westend, einem sehr kinderreichen Viertel mit derzeit sechzig Prozent Ausländertanteil und hoher Arbeitslosigkeit, ist die Einrichtung in der Clemens-Hastrich-Straße 11 längst nicht mehr wegzudenken. Unverändert dient sie konfessionsübergreifend als Begegnungs- und Informationsstätte, an der zudem Hilfen unterschiedlicher Art in Anspruch genommen werden können. „Das Bickolo ist ein Raum, der für die Menschen leicht zugänglich ist. Es ist ein offener Ort, jeder ist willkommen. Das Café ist ein Treffpunkt, an dem Menschen sich austauschen können, an dem jeder sich mit seinen Ressourcen einbringen kann, auch ehrenamtlich, und an dem Ressourcen gefördert werden. Ein Ort, der unter anderem Möglichkeiten der Beratung, zur Vernetzung, allgemein Raum für Nachbarschaftshilfe bietet.“ So skizziert Gudrun Alles das Café Bickolo. Seit Mitte Januar 2009 ist die Diplom-Sozialpädagogin dort in Teilzeit mit leitenden und geschäftsführenden Tätigkeiten betraut.
Neue Leiterin, neuer Verein, neuer Vorstand
Seit 2008 befindet sich das Café in Trägerschaft des eingetragenen Vereins „Ökumenische Begegnungsstätte Café Bickolo“. Dessen Vorstand bilden je zwei evangelische und katholische Kirchenmitglieder. Vorsitzender ist aktuell der katholische Pfarrer Klaus Kugler, dessen Stellvertreter der evangelische Presbyter Jörg Krautmacher. Die Gründung des Trägervereins sei notwendig geworden, weil die finanzielle Unterstützung durch die evangelische sowie katholische Kirchengemeinde aufgrund fehlender Mittel Ende 2010 auslaufe, so Alles. „Ab 2011 muss sich die Einrichtung selbst tragen. Das ist aber schwer möglich, da wir beispielsweise unsere Getränke und Speisen zum Selbstkostenpreis anbieten. Wir müssen uns also über andere Beträge finanzieren“, schildert sie das bekannte Dilemma. In Frage kämen etwa Mittel, die von der Stadtteilkonferenz, in der diverse Träger zusammenwirken, verteilt werden.
Im Westend gibt es kaum noch eine funktionierende Infrastruktur…
Alles betont noch einmal den großen Wert des Cafés für das Viertel. „Wir sind Koordinations- und Anlaufstelle. Dabei kooperieren wir mit anderen Trägern, mit diversen Einrichtungen und Partnern im eigenen und angrenzenden Stadtteilen.“ Im Westend bestehe so gut wie keine Infrastruktur mehr. „Es gibt keine kleinen Läden mehr, keinen Markt, keine Post, keinen öffentlichen Raum, wo man sich treffen könnte.“
…. umso wichtiger sind die Angebote des Bickolo
Täglich besuchen das „Bickolo“ rund vierzig Menschen. Das Angebot umfasst soziale Beratung und Seelsorge, Unterstützung in Leben- und Wirtschaftsfragen, Hilfe bei Krisen und anderes. Ebenso ist das „Bickolo“ mit der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen betraut, mit Familien-, Senioren- und Kinderfreizeiten, mit Straßenfesten und anderen Aktionen. Im Café werden zudem christliche und jahreszeitliche Feste gefeiert. Zu den regelmäßigen Angeboten im „Bickolo“, wenn auch nicht täglich, gehören Frühstück, Mittag- und Abendessen. Außerdem gibt es dort eine Kleiderkammer, einen Seniorenclub und eine Kindergruppe.
Neuer Schwerpunkt: Familienarbeit
In Erweiterung des Programms ist jüngst ein neuer Schwerpunkt hinzu gekommen. Er heißt Familienarbeit im Stadtteil. „Wir wollen nicht nur Frauen, Mütter und Kinder ansprechen, sondern ebenso die Männer und Väter, die hier leben. Es geht uns darum, die ganze Familie einzubeziehen und in den Blick zu nehmen“, erläutert Alles. Keiner solle außen vor bleiben. Die Familienarbeit will die Selbsthilfekräfte von und in Familien stärken. Angestrebt ist ein Familien-Netzwerk. Schließlich, so Alles, könnten Familien als Multiplikatoren tätig werden. Der neue Schwerpunkt beinhaltet verschiedene Angebote speziell für Familien, orientiert insbesondere an deren Bedürfnissen. Einige decken sich mit bereits bestehenden Angeboten, etwa der Beratung in sozialen Fragen und Hilfe bei Krisen. Hinzu kommen beispielsweise Anleitungen in hauswirtschaftlichen Fragen – wie können sich Familien preiswert und gesund ernähren. Geplant sind jeweils Väter- und Müttergruppen. Es soll ein Familiencafé eingerichtet werden. Des weiteren zusätzliche Projekte zur Freizeitgestaltung realisiert werden, etwa Wochenendfahrten und Ferienfreizeiten.
Kontakt
Das Bickolo liegt in der Clemens-Hastrich-Straße 11, 50827 Köln, Telefon 0221 / 595 26 25. Öffnungszeiten we Zeiten der regelmäßigen Angebote sollen bald auch auf einer eigenen Homepage zu finden sein, sie wird zur Zeit erstellt.
Foto(s): Broich