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Dani Karavan – Gedenkorte und Environments in einer Ausstellung

Dani Karavan wurde 1930 in Tel Aviv geboren und ist als international renommierter Gestalter begehbarer Kunstwerke bekannt für seine räumlichen Installationen, die häufig Mahnmale des Holocaust darstellen. In aller Regel funktionieren sie im Wechselspiel mit der sie umgebenden städtischen Architektur oder landschaftlichen Räumen. Inhaltliche Schwerpunkte von Professor Karavans Arbeit sind die Themen Menschenrechte und Frieden, die Auseinandersetzung mit der jüdischen Geschichte und die Erinnerung. Darum war das Kölner Friedensforum eine der treibenden Kräfte dieser Würdigung von Karavans Kunst, besitzt Köln doch eine seiner herausragenden Arbeiten: das Gesamtkunstwerk Ma’alot am Heinrich-Böll-Platz zwischen Dom, Rhein und Museum Ludwig, ein „Environment aus Granit und Ziegelsteinen, Eisen, Schienen, Gras und Bäumen“ wie Karavan selbst sagt. Und das seit 25 Jahren – das wollen die Initiatoren ins öffentliche Blickfeld bringen.
Schon vorher haben sich evangelische Einrichtungen Kölns – allen voran die Melanchthon-Akademie – mit diesem Gesamtkunstwerk auseinandergesetzt, speziell vor dem Hintergrund der Deportation jüdischer Kölnerinnen und Kölner über Deutz in die Vernichtungslager der Nationalsozialisten, worauf Ma’alot unter anderem deutlich Bezug nimmt.


Stufen- oder Wallfahrstlied?
Das hebräische Wort Ma’alot wird wohl in den meisten Übersetzungen als „Stufengesang“ verstanden und bezeichnet dann die „Stufenlieder“, die in Jerusalem während des traditionellen Wasserschöpffestes gesungen werden, während die Priester mit den Wasserkrügen von der Quelle her die Stufen zum Tempel hinaufsteigen. Die Lage von Ma’alot zwischen Rheinufer und Museum Ludwig, inklusive der Treppen dazwischen, macht diese Deutung plausibel. Es gibt allerdings auch andere Übersetzungen des Wortes – Luther etwa sprach vom „Wallfahrtslied“. Fest steht jedenfalls, dass mit Ma’alot die Psalmen 120 bis 134 bezeichnet werden.
(Quelle für diese Informationen: Marten Marquardts lesenswerter Aufsatz über Ma’alot in „Köln grüßt Jerusalem“, einer Publikation der Melanchthon-Akademie, im Internet hier).

Die Ausstellung
Die Ausstellung in der Lutherkirche, Martin-Luther-Platz 2-4, 50677 Köln (Südstadt), ist vom 8. bis 20. September zu sehen, immer dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 15 Uhr. Vernissage ist am Donnerstag, 8. September, um 19.30 Uhr mit Informationen zu Leben und Werk des Künstlers, die Finissage ist am Dienstag, 20. September, um 19.30 Uhr. Die Ausstellung wird von einem Gottesdienst, einem Konzert und zwei Podiumsgesprächen – an denen Karavan selbst teilnimmt – begleitet, mehr dazu siehe unten.
Gern gesehen sind – nach Terminabsprache – auch Schulklassen und andere Gruppen, bei Interesse bitte Kontakt aufnehmen mit der Erwachsenenbildungseinrichtung des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region, der Melanchthon-Akademie: Telefon 0221/93 18 03-0.
Veranstalter der Ausstellung und der sie begleitenden Veranstaltungen sind: die Melanchthon-Akademie Köln und das Kölner Friedensforum in Kooperation mit der Initiative „Bürgerinnen und Bürger für Ma’alot“ und der Lutherkirche

Für Menschenrechte und Frieden
Karavan gehörte in seinen jungen Jahren der Jugendbewegung „ha Shomer ha Tsa’ir“ -„Der junge Wächter“ an, die nach humanistischen Grundsätzen handelte und deren Ziel ein friedliches Miteinander der Kulturen war. Der Friedensgedanke und die Achtung der Menschenrechte ziehen sich durch sein Leben und sein künstlerisches Werk. Ein Teil seiner Familie wurde Opfer der Judenverfolgung während des Dritten Reiches. Einige seiner Kunstwerke sind Gedenkstätten, obwohl er das Wort „Hommage“ lieber hört. Sein Friedensgedanke geht so weit, dass er nicht die Täter anklagt, sondern die Opfer würdigt. Er und Gleichgesinnte kritisieren aber auch die israelische Armee, was in Israel für Aufsehen und Debatten sorgt.

Begleitveranstaltungen
Am Sonntag, 18. September, feiert die Evangelische Gemeinde Köln wie immer um 11.15 Uhr einen Gottesdienst – nur diesmal eben den Gottesdienst zur Ausstellung, mitten in der Ausstellung.
Zur Finissage am 20. September um 19.30 Uhr wird Dani Karavan ebenfalls anwesend sein, im Gespräch mit Zeitzeugen, unter anderem mit dem Architekten Peter Busmann, Mit-Initiator von Ma’alot und Christoph Brockhaus, dem Kurator während der Realisation der Köner Installation.

Text: diverse
Foto(s): Melanchthon-Akademie/Marquardt