Wenn Ende Mai Pfarrer Jörg Schmidt in Herkenrath im Gottesdienst aus seinem Dienst verabschiedet wird, kann die Pfarrstelle nicht wieder besetzt werden. Es ist ein sehr nüchterner Satz, der am Anfang eines umfassenden Konzeptpapiers steht, das jetzt die beiden Pfarrerinnen Birgit Dwornicki und Marion Rauber, Claudia Heidkamp als bisherige Presbyterin und Prädikantin, neue Presbyterin Sabine Blißenbach und Kristina Scharnke zuständig für Öffentlichkeitsarbeit vorstellten.
Ein Satz, in dem die Chance auf Veränderung, Kreativität im Umgang mit dieser veränderten Situation und die Möglichkeit, sich innerhalb der vier Bezirke der Kirchengemeinde stärker zu vernetzen mitschwingt. Und so gibt es bei diesem Treffen mit den Vertreterinnen der Kirchengemeinde viel zu berichten, viel zu fragen und vor allem viel positive Energie. Denn, so berichtet Pfarrerin Marion Rauber, die Mitglieder der Gemeinde seien von Anfang, unter anderem in zwei Workshops, an in die Diskussionen und in die Ideenfindung des eigens gebildeten Strukturausschusses eingebunden gewesen: „Als wir sahen, wie sehr selbst die Jugendlichen sich in diesen Prozess einbrachten, ging uns das Herz auf.“
Das Motto der Gemeinde „Unterwegs – gemeinsam im Glauben“ passe ganz wunderbar zu den zurückliegenden zwölf Monaten, aber auch zum kommenden Jahr, in dem die geplanten Veränderungen erprobt und eventuell nachjustiert werden sollen, findet auch Pfarrerin Birgit Dwornicki. Im Zuge einer Evaluation im Sommer 2025 würden die Beteiligten ausloten, was besser gemacht werden kann, wo es hakt, ob den Menschen in Bensberg, Herkenrath mit Dürscheid und Immekeppel, Kippekausen sowie Refrath etwas fehle.
Gesamtgemeindlicher Predigtplan
Um das Ausscheiden von Jörg Schmidt aus dem Pfarrdienst zu kompensieren, aber auch, um perspektivisch schon jetzt für 2030 aufgestellt zu sein, wenn der Pfarrstellenrahmenplan nach dem heutigen Stand für Bensberg nur noch 2,5 Stellen vorsieht, hat die Gemeinde also nun ein Konzept erarbeitet, das sich nicht mehr an den Bezirksgrenzen orientiert. Vielmehr gibt es für die Pfarrpersonen und Ansprechpartner und -innen demnächst bezirksübergreifende spezielle Aufgabenfelder. So liegt zum Beispiel Pfarrer Samuel Dörrs Schwerpunkt nun in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Pfarrer Robert Dwornicki betreut die Altenheime, Bildungsarbeit koordiniert Pfarrerin Birgit Dwornicki, Musikprojekte begleitet Pfarrerin Marion Rauber.
Bereits umgesetzt ist ein gesamtgemeindlicher Predigtplan, der vorsieht, dass alle Pfarrpersonen und Prädikanten und Prädikantinnen an allen Gottesdienstorten tätig sind. „Wir wollten so wenig wie möglich am Gottesdienstangebot verändern. Ein paar kleine Abstriche muss es geben, einige Uhrzeiten werden sich ändern“, kündigt Pfarrerin Dwornicki an und versichert zudem, das Herkenrather Gemeindezentrum werde nicht geschlossen. Außerdem soll eine weitere Pfarrperson für ein Jahr den Veränderungsprozess unterstützen.
Anfragen zu Taufen oder Trauungen werden künftig zunächst in den Pfarrbüros geklärt und dann an die Pfarrpersonen weitergeleitet. Bei den Beerdigungen bleibt es übergangsweise bei der bezirklichen Zuständigkeit – Herkenrath, Dürscheid und Immekeppel werden dabei durch das Pfarrerehepaar Dwornicki, Pfarrerin Marion Rauber und Pfarrer Samuel Dörr mitbetreut. „Um hier eine dauerhafte Lösung zu finden, wird es weitere Gespräche geben“, verspricht Pfarrerin Birgit Dwornicki.
Familiengottesdienste und Lagerfeuergottesdienste
Presbyterin Sabine Blißenbach sieht diese Umstrukturierungen als große Chance in den vier Bensberger Bezirken stärker zusammenzuwachsen. „Wir werden deutlich mehr wahrnehmen, was in den anderen Bezirken stattfindet, werden uns besser vernetzen und können passgenau auf die Bedürfnisse der Menschen reagieren.“
Die sollen übrigens auch weiterhin als Ideengeber mitgenommen werden. Denn geplant sind für jeden zweiten, vierten und gegebenenfalls fünften Sonntag im Monat besondere Gottesdienste, die immer im Wechsel um 11 Uhr in Herkenrath und Bensberg stattfinden. Ob es nun Familiengottesdienste sind, Lagerfeuergottesdienste, ob es besondere Musik oder spezielle Schwerpunkte geben soll – die Mitglieder der Gemeinde können Vorschläge machen. Die klassischen Gottesdienste am ersten und dritten Sonntag finden um 9.30 Uhr in Herkenrath und um 11 Uhr in Bensberg statt. So ist es möglich, dass eine Pfarrperson beide Gottesdienste hält.
Am Ende des Gesprächs steht dann wieder ein Satz, der aber nicht so nüchtern ist. So erklärt Pfarrerin Birgit Dwornicki nachdrücklich: „Die Stimmung in unserer Kirche in Bensberg sagt ein klares ,Ja, wir wollen das, wir tragen das mit‘. Und darüber freuen wir uns!“
Foto(s): Matthias Pohl