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Codex Sinaiticus: Die älteste christliche Bibel gibt es jetzt digitalisiert im Netz

Der Codex Sinaiticus ist eine Handschrift der christlichen Bibel, die in der Mitte des 4. Jahrhunderts geschrieben wurde und die erste überlieferte vollständige Fassung des Neuen Testaments darstellt. Der handgeschriebene Text ist auf Griechisch. Die Version des Neuen Testaments folgt der alten Gemeinsprache (koiné) und dem Alten Testament in der als „Septuaginta“ bekannten Fassung, die bei den frühen Griechisch sprechenden Christen verbreitet war. In der Handschrift finden sich sowohl zur Septuaginta wie zum Neuen Testament viele Anmerkungen, von frühen Schreibern, Redakteuren und Korrektoren. Die Bedeutung des Codex Sinaiticus für die Rekonstruktion des ursprünglichen Textes der christlichen Bibel, für die Geschichte der biblischen Überlieferung und die Geschichte des Buches sind daher ungeheuer groß, mehr zur Bedeutung des Codex Sinaiticus hier.

Der Codex Sinaiticus ist jetzt online komplett zugänglich. Unter www.codex-sinaiticus.net/de sind die Blätter abrufbar. Die letzte Freischaltung erfolgte am 7. Juli 2008 aus Anlass einer wissenschaftlichen Konferenz in London. Zur Feier des Projektabschlusses veranstaltete die British Library die Tagung.

Eine Reihe von führenden Experten erörterten den Text, die Geschichte und andere Fragen rund um den Codex Sinaiticus. Tagungsteilnehmer waren unter anderem Professor Dr. Ulrich Schmid und Professor Dr. Martin Karrer von der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. Schmid berichtete über Forschungen am Septuaginta-Text, der frühen griechischen Übersetzung des Alten Testaments. Karrer stellte die neu auf dem Sinai gefundenen Seiten des alttestamentlichen Richterbuches vor.

Der Codex Sinaiticus stammt aus der Mitte des 4. Jahrhunderts und ist nach heutigem Wissen die älteste existierende christliche Bibel mit vollständigem Neuen Testament. Eine Kooperation zwischen der British Library, dem Katharinenkloster auf dem Sinai, der Universitätsbibliothek Leipzig und der Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg machte die Veröffentlichung möglich. In jeder der vier Bibliotheken liegen Teile des Textes. Bereits seit Juli 2008 waren erste Teile der Leipziger und der Londoner Blätter im Internet zu sehen.

Jede hochaufgelöste Fotografie der Manuskriptseiten wird durch eine vollständige Transkription des griechischen Textes ergänzt. Die Übertragung enthält auch alle über die Jahrhunderte versammelten Korrekturen. Alle Textelemente sind miteinander verlinkt, und durch das Anklicken eines Wortes in der Transkription wird auch das Wort im Manuskript markiert. Besucherinnen und Besucher der Webseite können zudem verschiedene Ansichten wählen. Ausgewählte Bücher und Stellen sollen in deutschen und englischen Übersetzungen zugänglich gemacht werden.

Die neuzeitliche Geschichte des Codex Sinaiticus begann im 19. Jahrhundert. 1844 reiste der Leipziger Theologe Konstantin von Tischendorf zum Katharinenkloster auf den Sinai und fand 129 Seiten einer griechischen Bibelhandschrift. 43 Blätter nahm er mit, der Rest blieb zunächst im Kloster. 1859 nahm er bei einer Reise im Auftrag des Zaren Alexander II. 346 Blätter mit. Nach ihrem Fundort bezeichnete Tischendorf die Handschrift als Codex Sinaiticus. Bei Bauarbeiten im Katharinenkloster 1975 fand man noch einmal zwölf neue Blätter. Auch sie sind Bestandteil des Digitalisierungsprojektes

Text: EKiR
Foto(s): EKiR