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CJD Köln Ville: Info-Abend für Angehörige von Demenzkranken

Ist ein Mensch an Demenz erkrankt, sind seine Wahrnehmungs-, Merk- und Urteilsfähigkeit beeinträchtigt. Wie können Angehörige damit umgehen, wie mit einer veränderten Kommunikation, wie mit „befremdenden“ Verhaltensweisen, beispielsweise einer sie gefährdenden Aggressivität? Diese und viele weitere Fragen behandelte Ingrid Westphal in einem Vortrag im Kölner Clarenbachstift. Westphal, Dozentin für Pflegeschulung und -management, sensibilisierte „für den Sinn und die Chance kommunikativer Begegnung mit demenziell veränderten Menschen“. Unter anderem wies sie darauf, dass man sich klar machen müsse, dass das Verhalten von Demenzkranken nicht durch die Person, sondern durch Krankheit verursacht werde. „Merkwürdiges“ Verhalten solle man darum nicht persönlich nehmen. Sie empfahl, Konfrontation und Streit zu vermeiden, möglichst gelassen zu bleiben, beruhigend einzuwirken.

Wer ist der Anbieter des Info- und Beratungsangebots?
Die für Angehörige von Demenzkranken und andere Interessierte ausgeschriebene Veranstaltung bildete den Auftakt einer Reihe zum Thema. Verantwortlich zeichnet das 2010 eingerichtete CJD Köln Ville. CJD steht hier für Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands e.V. Das CJD Köln Ville gehört zum CJD Berufsbildungswerk Frechen. Laut Markus Besserer, Gesamtleiter Verbund CJD Rheinland, ist das zentral in Köln sitzende CJD Köln Ville „ein innovativer fachübergreifender Bildungsanbieter in den Fachdisziplinen ´Gesundheit´ und ´Berufliche Qualifikation´“. Das Standort-Management versieht Diplom-Psychologin Sabine Schwierz.

Für wen ist das Info- und Beratungsangebot gedacht?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe Demenz zum wichtigsten Thema 2012 erklärt, so Schwierz. Laut Schätzungen seien aktuell 1,2 Millionen Menschen in Deutschland von Demenz betroffen. „Demenz ist ein in der Öffentlichkeit stark diskutiertes Thema. Ist die eigene Familie betroffen, bekommt es eine besonders große Bedeutung“, begründet Schwierz das Info- und Beratungsangebot. Es fand statt in Kooperation mit der Deutschen BKK und dem Clarenbachstift. Das Clarenbachstift und Benderstift stehen im Kölner Stadtteil Braunsfeld, an der Aachener Straße/Ecke Peter-von-Fliesteden-Straße. Träger der beiden Altenpflegeheime, die über eine geschlossene Brücke miteinander verbunden sind, ist das Gemeinnützige Sozialwerk der Evangelischen Clarenbach-Kirchengemeinde Köln-Braunsfeld GmbH. Neben der Kirchengemeinde zählen zu den Gesellschaftern der Evangelische Kirchenverband Köln und Region sowie der Evangelische Kirchenkreis Köln-Nord. „Wir wollen durch unseren Dienst am Menschen den diakonischen Auftrag in Wort und Tat verwirklichen. Wir sind offen für Menschen aller Religionen und Weltanschauungen. Wir verwirklichen diesen Auftrag, indem wir pflegebedürftige Menschen ganzheitlich, Bewohner orientiert und multiprofessionell pflegen, damit soweit möglich, die Ursachen ihrer Pflegebedürftigkeit gemindert oder gelindert werden“, lautet die Philosophie der beiden Stifte.

Wie gehe ich mit der Krankheit um?
Insgesamt verfügen die beiden Einrichtungen im Schatten der evangelischen Clarenbach-Kirche über 137 Betten. Siebzig Prozent seien belegt von Demenzkranken in verschiedenen Krankheitsstadien, so die seit 2009 als Pflegedienstleitung fungierende Susanne Schaaf. Daher habe man gerne zugestimmt, als Sabine Schwierz zwecks Durchführung der Veranstaltung im Clarenbachstift nachgefragt habe. „So konnten wir den Vortrag im Rahmen unserer jährlichen Angehörigen-Abende auch den Angehörigen unserer Bewohner anbieten“, sagt Schaaf. „Viele Menschen kennen gar nicht die Auswirkungen und Reichweite, wenn ein Angehöriger an Demenz erkrankt. Sie wissen nicht, wie sie damit umgehen können und sollen: Warum erkennt mich meine Mutter nicht mehr, weshalb wiederholt der Vater Gesagtes immer wieder.“ Schwierz hat über dreißig Teilnehmende gezählt. „Das ist eine sehr hohe Zahl für Angehörigen-Veranstaltungen“, stellt sie fest. Der Vortrag sei von der Dozentin „sehr interaktiv gestaltet“ worden – „es entwickelte sich eine rege Diskussion“.

Was ist mit der Gesundheit der pflegenden Angehörigen?
„Unsere Veranstaltungen zu Demenz sind offen und kostenfrei. Jede Interessierte ist eingeladen“, betont Schwierz. Im September und Oktober will das CJD Köln Ville in Köln, Frechen und im Erftkreis mit weiteren Info- und Gesprächs-Abenden zum Thema fortfahren. Darunter Angebote auch für Angehörige, deren Demenz kranke Eltern oder Partner sich nicht in stationärer, sondern in Tagespflege befinden, wobei Tochter, Sohn oder Partner teilweise selber die Pflege übernehmen. „Wo liegt deren Bedarf, wie kann man die Übergänge an den Schnittstellen verbessern, wie wirkt sich das auf die Gesundheit der pflegenden Angehörigen aus“, nennt Schwierz mögliche Inhalte auch dieser „ressourcenorientierten (im therapeutischen Sinn unterstützenden) Bildungs- und Präventionsangebote“ des CJD Köln Ville. Während das Thema bei der nächsten der folgenden Veranstaltungen vorgegeben werden soll, sollen die Inhalte der weiteren Treffen sich am Interesse der Teilnehmenden orientieren. „Sie sollen bedarfsorientiert erfragt werden, die spezifische Sicht der Betroffenen berücksichtigen.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich