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chrismon-Umfrage: Wie halten Sie es mit den Kirchenöffnungszeiten? Wunsch und Wirklichkeit

In Italien oder Frankreich sind viele Kirchen, ob in den Städten oder auf dem Land, tagsüber für Besucher geöffnet. Da kann man auch abseits der großen Touristenströme Ruhe und Besinnung finden. In Deutschland ist das anders: Außerhalb von Gottesdienstzeiten sind nur die großen, für den Tourismus attraktiven Kirchen geöffnet.

Chrismon-Umfrage
chrismon wollte wissen: Wann sollten Kirchen in Deutschland geöffnet sein?
73 Prozent der Befragten votierten dafür, dass Kirchen auch außerhalb von Wochenenden oder Gottesdienstzeiten geöffnet sein sollen.
50 Prozent der Deutschen möchten, dass die Gotteshäuser tagsüber immer geöffnet sein sollen – am ehesten fordern dies mit 57 Prozent Befragte aus Hessen, Rheinland-Pflalz und dem Saarland, Berliner am wenigsten (37 Prozent).
23 Prozent aller Befragten wollen, dass Kirchen Tag und Nacht geöffnet sind, ganz voran die jüngsten Befragten (14 bis 29 Jahre) mit 31 Prozent.
„Nur zu Gottesdienstzeiten“, das antworteten insgesamt 11 Prozent aller Befragten – am ehesten waren dieser Meinung die über 60-Jährigen (17 Prozent), am wenigsten können sich das die 40- bis 49-Jährigen vorstellen (4 Prozent).
Die vollständigen Ergebnisse und Begleitdatenunserer repräsentativen Umfrage (1004 Befragte) finden Sie hier: http://www.chrismon.de/ctexte/2005/1/kircheoffen.pdf
Quelle: EMNID-Institut im Auftrag von chrismon, Grafik: http://www.chrismon.de/cframe-umfrage.html

Stimmen zur Umfrage
Einerseits finde ich, dass Kirchen ein Ort der Zuflucht sein sollten, an dem wir Ruhe suchen können, wann immer wir sie gerade brauchen. Auf der anderen Seite fürchte ich, dass diese Offenheit schnell missbraucht wird. Dabei denke ich gar nicht an Obdachlose oder Notleidende, sondern eher an Menschen, deren Wertschätzung nicht angemessen ist.
Nino de Angelo, 41, Musiker

Ich habe lange in Spanien gelebt und mit Bedauern registriert, dass dort immer mehr Kirchen abgeschlossen werden. Man verweist auf die Werte darin und den möglichen Missbrauch der Räume. Die Kirche aber ist ein Ort der Zuflucht. Sie muss geöffnet sein für den individuellen Dialog mit Gott. Das sind die Werte und nicht die, die man wegschließen kann.
Alida Gundlach, 61, Fernsehmoderatorin

Gefühle und Gedanken habe ich nicht nur zu vorgegebenen Zeiten. Den Wunsch nach Besinnung spüre ich auch jenseits gesetzlicher Ladenöffnungszeiten. Eine verschlossene Kirchentür sagt mir: „Deine Gefühle, dein Denken, dein Wunsch nach Besinnung interessieren uns nicht. Du kommst hier nur rein, wenn Showtime ist.“
Rainer Hunold, 55, Schauspieler

Hinweis: Das Projekt „Offene Kirchen“
In diesem Projekt, das unter anderem von der EKiR getragen und unterstützt wird, geht es darum, so deutlich wie möglich auf geöffnete Kirchen hinzuweisen. Pfingsten 2004 startete das Projekt. Seitdem erhielten 26 rheinische Kirchen das Signet Offene Kirche. Zur Unterstützung dieser „einladenden Angebote“ verleihen die Evangelischen Kirchen im Rheinland (EKiR), von Westfalen und die Lippische Landeskirche Signets für die „verlässlich geöffnete Kirchen“. Die Signets können an der Außenseite der Kirche angebracht werden und sind so für alle Besucherinnen und Besucher leicht erkennbar. 
Gemeinden, die ihre Kirche regelmäßig an mindestens fünf Tagen in der Woche je vier Stunden geöffnet haben, können sich um das blaue Signet bewerben. Weitere Kriterien für die Signetverleihung sind eine Mindestöffnungszeit von Anfang April bis Ende September, das Bereithalten von Informationsmaterialien über die Kirche und eine einladende Gestaltung des Kirchenraums. Mit dem Signet soll in ganz Deutschland ein möglichst einheitlicher Wiedererkennungswert für verlässlich offene Kirchen erreicht werden. Auch Kirchen, die nicht alle Kriterien zur Signetverleihung erfüllen, können darauf aufmerksam machen, dass Besucherinnen und Besucher willkommen sind.
Die drei Landeskirchen bieten außerdem großflächige Banner mit dem jeweiligen Logo der Landeskirche und der Aufschrift „Kirche geöffnet“ an. Anders als das Signet ist das Banner an keine Vergabekriterien gebunden. Es darf allerdings nur dann aufgehängt werden, wenn die Botschaft lautet: „Jetzt ist die Kirche geöffnet“.
Weitere Informationen über das Signet und das Banner enthält der Leitfaden „Offene Kirchen“. Er erläutert vorhandene Erfahrungen mit geöffneten Kirchen und informiert über Grundangebote und positive Beispiele. Der Leitfaden wurde an die Kirchengemeinden verschickt.
Er ist außerdem kostenlos erhältlich beim Amt für Gemeindeentwicklung und Missionarische Dienste der Evangelischen Kirche im Rheinland, Telefon 0211/36 10 – 244/245 oder kann als pdf-Dokument hier ausgedruckt werden.

Beispiele von Kirchen im Verbandsgebiet, die „verlässlich geöffnet“ sind, hier.

Text: chrismon/AL
Foto(s): ekir