Und wieder ist es passiert. Bereits in den vergangenen Jahren zeichnete die Landesanstalt für Medien NRW (LfM) Bürgerfunksendungen aus, die mit tatkräftiger Unterstützung von StudioECK (Evangelische Christen in Köln) produziert wurden. Nun zeichnete eine LfM-Fachjury erneut zwei StudioECK-Produktionen mit dem Bürgermedienpreis aus. Er wird jährlich in verschiedenen Kategorien für „besonders kreative Programmleistungen in den nordrhein-westfälischen Bürgermedien“ vergeben.
Unterteilt sind die ausgeschriebenen Kategorien in Altersgruppen sowie Formate, etwa Hörspiel. 2011 also erhielt den 1. Preis in der Kategorie „Format in der Altersgruppe1“ die Radio-Arbeitsgemeinschaft der Offenen integrativen Ganztagsschule Oberwiehl (OIGO) für ihren Beitrag „Kinder erkunden Oberwiehl“. Ebenfalls der 1. Preis ging in der Kategorie „Hörspiel/Feature in der Altersgruppe 3“ an „20 Emotionen“, eine Koproduktion der Opernwerkstatt am Rhein e.V. und der Melanchthon-Akademie, die zudem den Publikumspreis einheimste.
Sendungen bei Radio Erft, Radio Berg und Radio Köln zu hören
StudioECK – das ist das 1992 gegründete Studio Evangelischer Christen in Köln. Dabei handelt es sich um die Radiowerkstatt des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit Sitz und Studio im Kölner Mediapark. Träger ist der Förderverein StudioECK e.V.: mit vollem Namen „Förderverein zur Verwirklichung des lokalen Rundfunks im Bereich des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region“. Aktuell gehören ihm rund 30 evangelische Kirchengemeinden und Einrichtungen an. Seine vorrangige Aufgabe sei es, evangelischen Gemeinden und Initiativen bei Planung und Fertigstellung von Radiosendungen für den Bürgerfunk mit Fachkräften und guter technischer Ausstattung tatkräftig auf den Sender zu helfen, so Joachim Ziefle. Der Studienleiter an der Melanchthon-Akademie leitet seit 1999 die Redaktion von StudioECK. Ihr gehören circa 20 freie Journalistinnen und Journalisten an. Darunter drei Medientrainer, die zusätzlich in der Vermittlung von Radiojournalismus ausgebildet sind. Pro Jahr betreue die Redaktion zwölf bis fünfzehn Gruppenprojekte, so Ziefle. Ausgestrahlt werden die Ergebnisse über Radio Berg, Radio Erft und Radio Köln.
Respekt und Empathie durch Radio-Arbeit
Das Redaktionsteam vermittle insbesondere Medienkompetenz an junge Menschen, an Jugendgruppen und Schulklassen, informiert Ziefle. Andere Gruppen seien eher weniger vertreten. „Wir haben ein eigenes Schulungskonzept: Es sieht eine Rollenverteilung in den Gruppen vor.“ Deren Mitglieder fungierten dann etwa als Reporter, Redakteur und Redaktionsassistenz. Selbstverständlich würden „schwächere“ Jugendliche integriert und zumeist mit Aufgaben in der Musikredaktion betraut. Ziel sei es, Verantwortung zu übertragen an Kleingruppen oder Einzelpersonen, die dann in der Gesamtgruppe ihre Position finden sollten. Die Ergebnisse und Reaktionen geben dem Studio-ECK-Team recht: „Viele Gruppenleiter und Lehrer berichten, dass sie ihre Gruppe oder Klasse so noch nie erlebt hätten“, berichtet Ziefle. Durch die Radio-Arbeit würden Respekt und Empathie wachsen. Das Hineinversetzen in andere Personen und Rollen werde außerordentlich geschult.
„Noch jede Gruppe zum sendefähigen Beitrag geführt“
„Insgesamt verbringen unsere Leute in der redaktionellen Phase und Produktion circa 20 Stunden mit den jeweiligen Gruppen“, so Ziefle. Der theoretische Teil passiere in der Schule. Und wie viel Zeit die Gruppen zusätzlich investierten, beispielsweise für Interviews und Recherche, sei unterschiedlich. Ziefle hat in den letzten Jahren einen Trend beobachtet. Danach ist der Anteil an Gymnasial-Klassen zurückgegangen. Weitaus stärker vertreten sind Klassen oder Arbeitsgemeinschaften von Haupt- und Realschulen sowie Fördergruppen. „Auszeichnungen wie der Bürgermedienpreis sind eine schöne Ehrung und bestätigen unsere Arbeit, Medienkompetenz und Qualität“, sagt Ziefle, und versichert: „Wir haben noch jede Gruppe zu einem sendefähigen Beitrag geführt.“ Die mit der Auszeichnung verbundenen Prämien kämen jedoch allein den jeweiligen Gruppen zugute.
Was für Träume und Ängste verbinden Menschen mit und ohne Behinderung?
Das ausgezeichnete Hörspiel „20 Emotionen“ ist ein Projekt der Opernwerkstatt am Rhein e.V. und der Melanchthon-Akademie/StudioECK. Zugrunde liegt dem Projekt die Idee der Opernwerkstatt, eine integrative Inszenierung auf die Beine zu stellen. Also ein Hörspiel mit Menschen mit und ohne Behinderung, das sich auch zur Live-Aufführung eignet. Auf der Suche nach einem Partner wurde man in der Melanchthon-Akademie fündig. Unter der künstlerischen Leitung von Sascha von Donat entstand ein aus kleinen Szenen gewebtes Stück, „das Einblicke verschafft in persönlich erlebte emotionale Momente der Darsteller“: „Was für Träume, Wünsche, Ängste trennen und verbinden Menschen mit und ohne Behinderung? Haben wir die gleichen Tabus?“ Neben der Ausstrahlung im Funk wurde „20 Emotionen“ im Sommer „live“ in der Melanchthon-Akademie und später auch in Frechen präsentiert.
„Denn Radio geht eben nur aufs Ohr“
In dem prämierten Beitrag der Radio-AG der Offenen Ganztagsschule Oberwiehl stellten Schülerinnen und Schüler Ergebnisse der Erkundung ihres Ortes, ihrer Heimat vor. Bei der Produktion habe der StudioECK-Medientrainer ein besonderes Konzept gefahren, sagt Ziefle. Er habe mehr Wert gelegt auf freies Sprechen. „Im Radio ist es ein guter Weg, mit Kindern auf gesprochene Sprache zu setzen, denn Radio geht eben nur aufs Ohr.“
Foto(s): Engelbert Broich