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„Brücke zwischen Welten“: Köln ist die einzige Stadt, die zwei israelische Partnerstädte hat, Bethlehem und Tel Aviv. Was das für Köln bedeutet, war auch Thema beim DEKT

„Wir werden hier heute nicht den Nahostkonflikt lösen können.“ Kölns Oberbürgermeister ist Realist. Als Begrüßungsredner sprach Fritz Schramma am Donnerstag Abend während des Kirchentags vor etwa 400 Interessierten in der Kölner Messe. Das Motto des Diskussionsabends: „Brücke zwischen Welten.“ „Köln ist die einzige Stadt, die zwei israelische Partnerstädte hat“, hob Schramma zu Beginn nicht ohne Stolz hervor. Die Städtepartnerschaft verbindet Köln mit den Städten Tel Aviv und, seit elf Jahren, auch mit Bethlehem. „Es freut mich daher sehr, dass der Kirchentag Bethlehem einen Abend widmet“, so der Oberbürgermeister. (Tipp: Schrammas Text mit dem Titel „Oh Bethlehem, du kleine Stadt“, hat die rheinische Landeskirche als pdf-Datei ins Netz gestellt, nachzulesen hier.)

Bethlehems Bürgermeister konnnte nicht kommen
Eingeladen waren der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor und Bethlehems Bürgermeister Victor Batarseh. „Es heißt, er kann wegen der derzeitigen Verhältnisse nicht kommen“, musste Schramma seinen Amtskollegen entschuldigen.
Dafür konnte Moderator Manfred Erdenberger Mitri Raheb begrüßen. Er ist seit 1988 Pfarrer an der evangelisch-lutherischen Weihnachtskirche in der Geburtsstadt Jesu. Außerdem nahm die frisch gebackene palästinensische Tourismusministerin Dr. Khouloud Daibes-Abu Dayyeh teil, seit März diesen Jahres im Amt. Das dominierende Thema des Abends: Die acht Meter hohe Mauer, die Israel zum Terrorschutz um fast ganz Bethlehem gezogen hat. „Das was dort gebaut wurde, ist natürlich nicht Dialog fördernd“, stellte Schramma, der Bethlehem zuletzt 2005 besuchte, zu Beginn fest.

Christen in Bethlehem sind nicht nur „Zuschauer“
Schramma, der sich für eine Zwei-Staaten-Lösung im israelisch-palästinensischen Konflikt aussprach, lieferte dazu einen emotional geprägten Bericht aus der ummauerten Stadt: „Dass man da nicht die Türen zugemauert hatte, war alles.“ „Ich glaube, alle Mauern fallen eines Tages“, so die Hoffnung Dayyehs, die ihr Architekturstudium übrigens in Hannover absolviert hat. Raheb, der die völkerrechtliche Position des Mauerbaus in Frage stellte, war auch nicht ohne Optimismus angereist: „Für mich persönlich ist die Situation nicht hoffnungslos. Wir leben zwar hinter der Mauer, aber es findet Leben statt.“ Die Christen sieht er in dem Jahrzehnte währenden Konflikt als Brückenbauer: „Wir sind keine Zuschauer.“ Von der chrsitlichen Bevölkerungsentwicklung im Nahen Osten konnte er allerdings kein gutes Bild liefern: „Viele sitzen auf ihren Koffern“, umschrieb er die Vielzahl an ausreisewilligen Christen. „Nur die hoch entwickelten Golfstaaten bilden eine Ausnahme.“

Kam der Terror vor oder nach dem Mauerbau?
Die anschließende Diskussion zwischen Dayyeh und Primor brachte wenig Neues. Sie war gekennzeichnet durch gegenseitige Schuldzuweisungen. „Der Terror kam vor der Mauer“, so Primor, der die israelischen Gründe für den Mauerbau nach den gescheiterten Camp-David-Verhandlungen benannte: „Tatsache ist, dass man in Israel davon ausgegangen ist, dass man keinen Frieden mit den Palästinern haben kann.“ Doch die Hoffnung auf ein Bethlehem ohne Mauer hat auch der ehemalige Botschafter Israels in Deutschland nicht aufgegeben: „Sobald wir eine Vereinbarung mit den Palästinensern getroffen haben, müssen wir sie abbauen.“

Text: Klaus Pehle
Foto(s): Pehle