Das Schicksal meinte es alles andere als gut mit Jakobus Rennpferd, zweiter reformierter Prediger in Mülheim, gegenüber von Köln. Alle fünf Kinder des Pfarrers starben sehr früh. Rennpferd war 1647 in das Predigeramt auf der rechten Rheinseite berufen worden. Er starb 1669. Vor seinem Grabstein, der in der Trauerhalle des Evangelischen Friedhofes in Mülheim steht, berichtete Pfarrer Dietrich Grütjen aus dem Leben des Predigers. „Osterengel und Geusendaniel“ lautete der Titel der Führung aus dem Programm der „AntoniterCityTours„. „Die Leute zu jener Zeit pflegten einen sehr selbstverständlichen Umgang mit der häufigen Erfahrung des Todes“, erklärte Grütjen. Schließlich sei der Dreißigjährige Krieg gerade erst beendet worden, in dem die Menschen zu Millionen gestorben seien. Und die Engel, die man auch zur damaligen Zeit schon auf Grabsteinen finden konnte, standen für eine außerirdische Wirklichkeit, in die man eintreten sollte ohne zu jammern.
„Boten, die die Menschen mit der jenseitigen Welt verbinden“
Die bekannte evangelische Unternehmerfamilie Andreae hat auf dem Friedhof an der Bergisch Gladbacher Straße ein eigenes Grabfeld. Auf dem Grabstein wird die Auferstehungsgeschichte nach dem Markus-Evangelium erzählt. „Engel mit Flügeln sind in der Bibel sehr selten. Sie gelten als Boten, die die Menschen verbinden mit der jenseitigen Welt, der Welt Gottes“, berichtete Grütjen und fügte einen Satz wie in Stein gemeißelt hinzu: „Ohne das Erlebnis der Auferstehung gäbe es das Christentum nicht.“ Ostern sei der höchste Feiertag der Christen. Für die Protestanten sei der Karfreitag sehr wichtig. „Jesus ist für Dich gestorben. Du bist alle Belastungen los“, so Grütjen.
Es gibt auch ein Grabfeld für tot geborene Kinder
Engel ohne Ende hat die Barockzeit der Nachwelt überlassen. Darunter Putten als verniedlichte Engel, die auch auf dem Evangelischen Friedhof in Mülheim zu finden sind.
Eindrucksvoll ist das Grabfeld für tot geborene Kinder. Dabei handelt es sich um Kinder aus dem Krankenhaus in Holweide, das sich unter anderem auf Frühgeburten spezialisiert hat. Viele türkische Kinder sind auf dem Mülheimer Friedhof beigesetzt. Ein großer Grabstein mit einem Engelsmotiv beherrscht das Grabfeld. Künstliche Schmetterlinge und Windräder fallen auf. „Der Schmetterling ist Symbol für den Übergang von einer Dimension in eine andere. Wie von der Raupe zum Schmetterling“, erklärte Grütjen die Bedeutung der Grabsymbolik.
Die Schwierigkeiten, über den Tod eines Kindes hinwegzukommen
Richtig reich geworden war die Familie Charlier im Eisenbahngeschäft. Glücklich wurde sie trotzdem nicht. Im Alter von nur zehn Jahren starb um die Jahrhundertwende 1900 Otto Charlier, einziges Kind seiner Eltern Paul und Mathilde, die für ihren Sohn ein eindrucksvolles Mausoleum auf dem Mülheimer Friedhof errichteten. „Die Eltern hatte große Schwierigkeiten, über den Tod ihres Kindes hinwegzukommen“, berichtete Grütjen. Ein Versuch sei die Einrichtung des „Otto-Stifts“ Waisenkinder gewesen. Das Stift wird heute als Altenheim genutzt.
Foto(s): Rahmann