Die Coronakrise ist noch immer nicht überstanden. Überall gibt es inzwischen Debatten über die Auswirkungen diverser Lockerungsmassnahmen. Was darf man, was darf man nicht. Überschattet werden diese Diskussionen und Massnahmen immer wieder von neuen Ausbruchsherden und vor der großen Fragen: was passiert im Herbst? Sind wir sicher oder bleibt das Virus Bestandteil unserer Gesellschaft? Kurz um: wann gibt es ihn wieder, diesen „Normalzustand“ sich treffen, umarmen und nahe kommen zu können, ohne Maske, Ohne Abstand, ohne Zweifel? Alida Pisu macht sich darüber Gedanken, wie so viele Menschen in diesen Tagen… Was macht das Virus, was macht diese Pandemie mit unseren Träumen, einfach und ungezwungen einander nahe sein zu dürfen. Wie gehen wir mit der täglichen Sehnsucht nacht Nähe um und wann kommt der Moment, wo wir einander wieder so begegnen können, wie vor der Krise?
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Den Beitrag in schriftlichter Form hier zum nachlesen:
Komm unter meine Decke
Darüber, ob Kunst systemrelevant ist oder nicht, wurde in den vergangenen Wochen ausgiebig debattiert. Die Meinungen gingen da weit auseinander und ich will meine eigene gar nicht hinzufügen, aber bei mir setzt Kunst oftmals einen Prozess in Gang, wenn ich z.B. etwas lese oder höre, was mich spontan beschäftigt. Dann macht es Klick bei mir und ich mache mir so meine Gedanken. Das war auch so bei den Zeilen aus einem Gedicht von Rose Ausländer. Sie war eine jüdische Dichterin, hat im Ghetto von Czernowitz in einem Kellerversteck überlebt und zog 1965 nach Deutschland, wo sie auch gestorben ist. Ich lasse sie zu Wort kommen. Leg meinen Traum / Zu deinem Sie liegen gern unter / Einer Decke Herz in Herz / Ein Augenblick ein Jahrhundert. Ein paar Zeilen, mehr nicht. Und doch haben mich diese Zeilen direkt angesprochen, weil wir alle unsere Träume haben. Meiner Lebenserfahrung nach, sind sie sich auch sehr ähnlich. Was haben wir denn für Träume? Glücklich zu sein, gesund zu sein, jemanden zu finden, den wir lieben und der uns wiederliebt, sicher und in Frieden leben zu können. Ich glaube, dass sind so die universellen Träume. Die gleichen sich überall. Wichtig für mich ist: in jedem Traum steckt auch die Hoffnung. Die Ehepaare z.B., die ich bisher verheiratet habe, hatten alle die Hoffnung, dass ihre Ehe gelingt und sie gemeinsam alt werden. Für uns alle gilt: wenn wir etwas Neues anfangen, dann beflügelt uns die Hoffnung auf gutes Gelingen. Was wären wir denn ohne die Hoffnung? Ist die Vorstellung nicht schön, den eigenen Traum zu einem anderen legen zu können, unter eine Decke, Herz in Herz? Der Sänger Gunter Gabriel hat mal gesungen: Komm unter meine Decke und da mach es dir bequem. Das ist gerade nicht immer möglich. Doch zumindest unsere Träume können wir unter eine Decke legen. Das hat doch auch schon was, sie sind dann nicht so alleine. Aber das sind nur meine Gedanken zum Text. Vielleicht fällt euch ja noch etwas Anderes ein. Systemrelevanz hin oder her. Ich finde es jedenfalls bemerkenswert, dass 2 Menschen, die beide schon tot sind, mir immer noch etwas zu sagen haben. Es lohnt sich, mal wieder ein Buch zu lesen. Oder sich Gunter Gabriel auf YouTube anzuhören und mitzusingen. Komm unter meine Decke…
Foto(s): APK/Thorsten Levin