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„Blaukopp“-Ausstellung zu „200 Jahre Protestanten in Köln“ während des DEKT im Haus der Evangelischen Kirche

Vermutlich abgeleitet von der Farbe der preußischen Uniformen, verunglimpften die zumeist katholischen Kölner ihre evangelischen Nachbarn lange als „Blauköpp“. „Blaukopp“ war selbstironisch und selbstbewusst auch die Ausstellung betitelt, mit der 2002 der evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte in der Trinitatiskirche über 200 Jahre Protestanten in der Domstadt informierte. Anlass war der erste öffentlich genehmigte Gottesdienst von evangelischen Christinnen und Christen in Köln. Dieser fand 1802 im Festsaal der Brauerzunft an der Schildergasse statt. Religionsfreiheit und Bürgerrecht verdankten die Protestanten der damaligen französischen Besatzungsmacht.

Auf Wunsch von Rolf Domning, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Mitte, wird die Präsentation zum Kirchentag noch einmal gezeigt. Ort ist das Haus der Evangelischen Kirche in der Kartäusergasse. Bis auf den begehbaren „Archiv-Kubus“ ist dort alles vertreten, was auch schon in der großen Ausstellung von 2002 zu sehen war. Auch die Video-Klang-Installation „Im Bauch des Archivars“ von Rochus Aust. Sechs Abschnitte mit insgesamt 25 Kapitel sind es, die „prismatisch“ die lokale protestantische Geschichte behandeln: Von den 1529 auf Melaten als Ketzer verbrannten ersten beiden Märtyrern im Rheinland, Adolf Clarenbach und Peter Fliesteden, über die Entwicklung nach dem ersten freien Gottesdienst bis in die Gegenwart.

Gestaltet von Hermann Vogel ursprünglich für die weiträumige, 1860 eingeweihte und nach Kriegszerstörung und Instandsetzung seit 1965 wieder genutzte Trinitatiskirche – ihr ist selbst ein Abschnitt gewidmet – hängt die Mehrzahl der großformatigen, thematischen Bildtafeln nun im Obergeschoss des Hauses der Evangelischen Kirche. Dazu, und dies ist bei regenfreiem Wetter eine schöne Idee, setzt sich die Schau im Garten der Einrichtung fort.

Die Bildtafeln sollen dazu anregen, sich in einzelne Themen zu vertiefen. Dafür stehen erläuternde Texte und Archivmaterial zur Verfügung. „Unser Reichtum sind die Menschen, deren Leben und Wirken wir hier darstellen.“ Das Zitat von Superintendent Domning von 2002 gilt natürlich auch für die aktuelle Präsentation.

So handelt der Abschnitt „Impulse für die Gesellschaft“ von protestantischen Bildungseinrichtungen, darunter eine bereits 1802 gegründete Elementarschule.
Es kommt die einflussreiche protestantische Wirtschaftskraft im 19. Jahrhundert zur Sprache. Und evangelisches Mäzenatentum. Dafür steht beispielhaft Laura Oelbermann. Die wohlhabende Witwe widmete sich ab 1897 intensiv der Wohltätigkeit, spende hohe Summen an zahlreiche städtische und kirchliche Wohlfahrtseinrichtungen.

Nicht nur von Erfolgen und Hoffnungen ist die Rede, auch vom Scheitern und Versagen. Das wird besonders deutlich beim „Ringen um die innere Freiheit“ während der NS-Zeit. Thematisiert wird auch das vielfältige gegenwärtige soziale Engagement der Evangelischen in Köln. Zu nennen sind das Partnerschaftsprojekt Irente-Farm in Tansania des Kirchenkreises Köln-Mitte. Ebenso das Kirchenasyl und das HöVi-Land, ein von evangelischer und katholischer Seite getragenes Ferienlager in den sozial schwächeren Stadtteilen Höhenberg und Vingst. Dass auch die bildende Kunst einen Platz im evangelischen Leben hat, belegen insbesondere die von Erich Witschke seit 1992 in der Trinitatiskirche kuratierten Ausstellungen.

Geöffnet ist die Ausstellung „Blaukopp“ im Haus der Evangelischen Kirche, Kartäusergasse 9-11, täglich von 10.30 UHr bis 17.30 Uhr.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich